Du bist sicher kein Einzelfall. Ich habe auf der Messe 2 Proberunden gespielt und war danach genauso schlau wie vorher. Das Thema hat mich nicht im geringsten berührt und auch nicht in das Spiel eintauchen lassen (no pun intended), auch wenn das Thema bei Feld-Spielen sowieso immer arg aufgesetzt ist (aber bei BuBu habe ich wenigstens das Gefühl thematisch etwas sinnvolles aufzubauen) Bei Aquasphere haben mich aber selbst die Mechaniken, eigentlich die Stärke seiner Spiele, nicht sonderlich gereizt.
Das wirkte alles nach der typisch nüchternen Siegpunkt-Hatz, bei der alle Elemente unnötig verkompliziert miteinander verknüpft sind: alles hängt irgendwie mit irgendwas zusammen, und am Ende gewinnt der der den Überblick behalten hat. Ich fand das Spiel nicht schlecht, weil es mechanisch natürlich gut funktioniert (Felds Spiele-Maschinen sind immer gut geölt), nur wenige Stunden später ist fast nichts mehr vom Ersteindruck hängen geblieben. Von meiner "würde ich nochmal spielen wollen" Liste ist es jedenfalls schon gestrichen worden. Da gab es spannendere Spiele in diesem Jahrgang.
Tja - das ist das Problem von uns Redakteuren: ständig werden "neue, unverbrauchte Themen" gefordert - und wenn man sich dann eines ausdenkt, dann "berührt es nicht".
Ist ja auch ok, man kann es nicht jedem Recht machen, und glücklicherweise gefällt das Thema und seine Umsetzung doch vielen Leuten. Denn auch dieses Spiel war mal als Prototyp ein im Mittelalter angesiedeltes Spiel mit 6 Stadtteilen ... wäre das aus deiner Sicht interessanter gewesen?
Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist, warum gerade Stefan Feld immer nachgesagt wird, dass das Thema arg aufgesetzt ist. Klar, ist es vielleicht irgendwo, aber aus meiner Sicht gilt das für gefühlt 99% aller Spiele, nur bei Stefan wird es immer besonders betont. Witzig, dass du gerade BuBu als thematischer bezeichnest, was für mich so ziemlich das unthematischste selbst von Stefans Spielen ist. Wobei mich persönlich das nicht stört, auch bei anderen Spielen nicht. Ein Thema dient für mich normalerweise nur zur Unterstützung der Regeln, nicht als Selbstzweck. Ich spiele lieber ein Spiel mit toller Mechanik und blödem Thema als andersherum - aber das ist mir bewusst, dass es da auch andere Ansichten gibt.
Und aus den Rückmeldungen zu AquaSphere habe ich doch im Vergleich zu früheren Spielen mit ihm überdurchschnittlich viel positive Resonanz zum Thema bekommen.
Was das "hinterher genauso schlau" angeht: Was ich aber beim Erklären fast immer dazu sage, ist, dass man eine Weile braucht, bis sich einem das Spiel erschließt und man ahnt, worum es geht und worauf man achten muss. Das ist nicht alles offenichtlich hier, das stimmt schon - schade, dass es dir keinen Spaß gemacht hat, das zu entdecken.
Wenn du allerdings schreibst, dass das Prinzip "alles hängt irgendwie mit etwas zusammen" von Nachteil ist, dann ist AquaSphere vielleicht einfach nicht das richtige Spiel für dich.
Stefan und ich wollten ja gerade ein anspruchsvolles Spiel machen, wo alle Entscheidungen Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Spiels haben und wo der Überblick und die Vorausplanung sehr wichtig sind, wenn man erfolgreich spielen möchte. Wenn jemandem das alles nicht wichtig ist, dann ist auch der Hauptmechanismus des Spiels - nämlich die "Kommunikation" zwischen Ingenieur und Wissenschaftler - nicht reizvoll, weil das ein sehr planerisches Element ist.
Na, wer weiß, vielleicht gibst du dem Spiel ja doch nochmal irgendwann eine Chance, und zwar nicht während einer lauten und stressigen Messe, in der zumindest ICH mich schlecht auf komplexere Spiele einlassen kann ...