Wir haben ein Spiel in einer Vierer-Runde auf den Tisch gebracht, das seit vielen vielen Monaten in meinem Schrank stand - recht gut im Sichtfeld, aber doch hatte ich es nur in den Händen, wenn ich ein anderes Spiel aus der zweiten Reihe heraus holen wollte - LEIDER! Es passt halt einfach früher nicht rein - englische Kartentexte, lange Spielzeit, dazu sehr viel gemeine Interaktion...
Das Spiel heißt #MobTies - ein Mafia-Spiel der böseren Sorte (einige Karten zeigen keine Gewaltszenen). Jeder spielt einen Mafia-Clan und muss in der Stadt möglichst viel Geld scheffeln. Jeder spielt fünf Figuren mit verschiedenen Fähigkeiten und Werten und versucht in der Stadt bestimmte Orte zu besetzen. Wer an dem jeweiligen Ort die Mehrheit hat, kann den Erlös einstreichen, den der Ort abwirft. Bei Gleichstand entscheidet der von den Spielern gewählte Don nach eigenem Interesse. Diese Erlöse lege ich im besten Fall zurück, um am Spielende das meiste Geld zu haben - allerdings wird das so nicht klappen, denn ich benötige relativ teure Aktionskarten (Angriff, Verteidigung und Spezialaktionen), um meine Interessen in der Stadt durchsetzen zu können. Diese Karten sind sehr stimmungsvoll gestaltet. Da reist man schon einmal in den Strip-Club, vergiftet dem Capo eines Gegnerteams die Spaghetti und schickt ihn ins Jenseits - wenn dieser nicht das Glück hat, eine passende Verteidigungskarte zu haben ("Zum Glück saß ein Arzt mit am Tisch..."). Das Kartenglück spielt dabei schon eien große Rolle, aber eine große verdeckte Kartenhand und ein paar Drohgebärden schrecken den einen oder anderen Gegner schon ab.
Das Spiel spielt gegen die Mafiosis, in dem Polizisten sich in der Stadt ausbreiten und die Orte nacheinader umzingeln und schließen. Je mehr Mafiosis (durch die Polizei) im Gefängnis oder (durch die Mitspieler) im Leichenschauhaus landen, desto schneller breitet sich die Polizei aus und desto näher gelangt man dem Spielende.
Table Talk ist das Salz in der Suppe bei diesem Spiel - man verbündet sich, man fällt sich in den Rücken. Man hält sich verbal gegenseitig die Klinge an die Kehle - um dann doch nichts zu unternehmen...
Ach, ich hatte einen tollen perfiden Plan, hätte den Führenden (ein eher ruhiger Vertreter, der heimlich, still und leise sein Geld beiseite geschafft hat, ohne sich zu viele Feinde zu machen) so sehr schwächen können, dass er sicherlich nicht gewonnen hätte - aber durch etwas viel Pech wurde ich leider selbst getötet. Somit hatte ich nur noch einen einzigen Mafiosi, der auch noch im Knast saß - und selbst da wurde ich hintergangen und hinterrücks abgestochen...
Damit war ich aus dem Spiel, das glücklicherweise keine fünf Minuten später sowieso beendet war.
Wir haben insgesamt inkl. Erklärung vier Stunden gespielt und ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß beim Spielen. Das Spiel hat entfernte Ähnlichkeiten mit Junta, gefällt mir aber in allen Bereichen deutlich besser. Allen hat es besonders gut gefallen und eine Folgepartie ist fest eingeplant.