Beiträge von Tequila im Thema „Versandkosten Online-Händler“

    Viele Arbeiter kommen sich nicht ausgebeutet vor, weil sie vorher gar keinen Job hatten. Da nimmt man dann vieles eher gleichgültig hin. AMazon aber nutzt Gesetzelücken, um die eigene Steuerlast zu drücken, zahlt seine Steuern im Ausland (Luxemburg) und nutzt auch sonst jede Möglichkeit, möglichst effektiv zu arbeiten.


    Was ja auch nachvollziehbar ist, jedes Unternehmen will schliesslich Gewinn machen.


    Amazon macht dies aber auf dem Rücken der Gesellschaft, denn die Steuern, die Amazon nicht hier, sondern in Luxemburg zahlt, fehlt uns allen.


    Das ist aber natürlich ein Fehler im System.


    Man kann aber schwerlich leugnen, das kleine Versender kaum bis gar nicht mit Amazon mithalten können, außer im Bereich Service. Das muss den Kunden aber auch der eine oder andere Euro wert sein.


    Mit einer Sache hat @Nupsi IHMO aber recht: Die Unternehmen können sich da nicht einfach aus der Verantwortung stehlen. Welche Verantwortung? Die für das eigene Handeln. In der Regel ist jeder Mensch in unserer Gesellschaft frei, seine geschäftliche Tätigkeit selber zu wählen. Freiheit = Risiko. Mit jeder Wahlfreiheit geht immer auch eigenverantwortliches Handeln einher. Ist einfach, die Verantwortung für schlechte Entscheidungen (wie dem Betreiben eines Onlineversandhandels) dem Gesetzgeber oder Verbrauchern zuschieben, aber eigentlich ist das nicht gerechtfertigt. Ich meine, klar ist das alles Theorie, weil die Wahlfreiheit in der Praxis oft durch Alter oder Herkunft etc. eingeschränkt ist, aber prinzipiell kann man sich da nicht einfach aus der Eigenverantwortung herausreden...


    Hier möchte ich dann aber auch entschieden widersprechen:


    Natürlich hast Du recht, das jeder frei wählen kann, ob er diesen oder jenen Job ausüben mag, gar keine Frage.


    SIch aber Kritik ausgesetzt fühlen, weil man ja (minimal) mehr Geld für den Versand verlangt, als es das reine Porto beträgt, weil Arbeitszeit kann man ja nicht rechnen, denn das kann ja die Ehefrau machen (Nicht so massiv hier im Thread, aber oft genug und vor allem auch richtig ernstgemeint an anderen Stellen gelesen), ist ein echt doofes Gefühl.


    Klar, viel daran sind Anbieter wie Amazon schuld, die sich da mit portofreien Lieferungen platziert haben. Das diese Unternehmen aber wenig bis kaum Steuern zahlen, Gehälter am untersten Ende des Lohnspektrums zahlen und sowohl Verlage als auch Logistikanbieter unter extremen Preisdruck setzen, wird gerne mal übersehen. Fakt ist nun mal, das auch Amazon Kosten hat, wenn sie was verschicken. Die Kosten kommen irgendwo wieder rein, wo es dem Kunden eben nicht sofort auffällt.


    Führt aber alles schon wieder viel zu weit weg vom Thema. Mich hat der Ehefrauenspruch halt schon gewurmt, auch wenn er anscheinend gar nicht so gemeint war...Zu oft gehört, diese Argumentation

    Wem soll ich das denn ankreiden, wenn nicht dem Kunden?


    Fair Trade Kaffee, ge-"uzt"e Schokoladen und Fleisch von glücklichen Kühen, das ist alles im Bewusstsein der Kunden angekommen (und das ist auch gut so)


    Aber bei Hobbyprodukten wird auf den Cent geguckt, wie es nur geht.


    Da geht Bequemlichkeit und Sparsamkeit halt über alles.


    DIe Leute gehen zum Spieleabend in den lokalen Laden, fordern auch, das dieser Turniere etc.pp. veranstaltet. Das Display Magickarten wird dann aber Billigheimer im INternet gekauft, der weniger als 85€ nimmt und portofrei verschickt. Bei einem Bruttoeinkaufspreis von ca. 78€ kann jeder selbst erkennen, das da kein Laden konkurrieren kann. Schön sind dann so Argumente wie: Wenn ich dann mal da bin, kauf ich da auch einen Booster...


    Da bin ich froh, das ich in der Nische einer NIsche tätig bin *g*

    Solange man einen Enzelfall betrachtet, lassen sich immer Extreme finden, die die veranschlagten 5€ als ein Schnapp oder als Wucher scheinen lassen.


    Natürlich sollte der GEwinne über die Ware und nicht über die Versandkosten erzielt werden. Wie so oft haben wir hier aber eine Mischkalkulation:


    Ob jemand 5 Pöppel oder 256 Kleinteile bestellt, beide zahlen die gleichen Versandkosten (Der Großbesteller vielleicht auch nicht, weil er eine Portofreigrenze erreicht)


    Bei Beiden fällt der gleiche Aufwand an. Der Großbesteller bringt dem Unternehmer einen gewissen GEwinn, der zur KOstendeckung beiträgt. Der Kleinbesteller erwartet genauso behandelt zu werden, im Endeffekt bleibt da aber nicht viel hängen. 5 Pöppel, alle verschieden, alle an unterschiedlichen Orten gelagert können unter Umständen länger aufhalten, als 256 Kleinteile in 2 Varianten, die nebeneinander liegen. Im ersten Fall ein Verlustgeschäft, das durch den zweiten Fall kompensiert werden kann.


    Optionen wären Mindermengenzuschlag oder Mindestbestellwert...auch nicht so das Wahre...


    Warensendung ist eigentlich keine Option, weil dauert wesentlich länger, signifikant höheres Verlustrisiko und nicht versichert.


    Verpackungsmaterial kostet auch richtig Asche, übersieht man gerne mal. Nicht nur der Karton, auch Füllmaterial, Klebeband etc.pp.


    Praxisbeispiel aus persönlicher Erfahrung (www.Fischkrieg.de -> Spielzubehör im Tabletopbereich)


    Kleinteile verschicke ich per Maxibrief (2,40)
    Karton dabei (0,40)
    Packen (Karton falten, Zeugs zusammenkramen, Rechnung schreiben, drucken, Füllmaterial, ca. 10 MInuten inkl. Adresse aufschreiben, bei einem Stundenlohn von 12€: 2€)


    Da sind wir bei 4,80€ ohne Lohnnebenkosten etc.pp.


    WIr nehmen pauschal 2,50 Versand, eigentlich total dämlich. Da müssen halt mehr größere Bestellungen zusammenkommen, damit sich das wirklich rechnet. SInd übrigens auch 2,50€, wenn jemand bei mir eine Spielmatte bestellt...muss per Paket verschickt werden, Bääm: 5,99 onlineporto. Von den 3,99 Konditionen bei DHL träum ich, das ginge bei Hermes eventuell, aber da machen die Kunden nicht mit.


    Ich finde es übrigens symptomatisch und erschreckend, das man hier teilweise davon ausgeht, das Mutter, Frau, Kinder beim packen helfen und dass dies dann ja keine Kosten sind. Ist deren Arbeit also nichts wert, oder was?


    Wenn ich das nun bei meinem Arbeitgeber (HDS) betrachte, wird es auch nicht besser: Reiner Versand und Verpackungskosten sind >4€. Mehr als 4-6 Aufträge schafft man nicht pro Stunde. Kleinaufträge sind schneller kommisioniert, haben aber, was das Versandfertigmachen angeht den gleichen Aufwand wie ein Großauftrag mit 120 Spielen. Gehen wir von 6 Aufträgen aus, dann kostet der Mitarbeiter locker 4€ pro Auftrag.


    Der Haken an der Sache ist aber: Der Großauftrag, der eventuell ne dreiviertelstunde dauert wird Portofrei versendet, Kleinaufträge werden nur mit 2€ Porto berechnet, damit kleine Läden es sich erlauben können, mal eine Kundenbestellung zu ordern. Nachlieferungen sind bei uns generell portofrei.


    UNd dann wird ein Hasbrotitel nachgeliefert, an dem man eh mal nur so 2€ Marge hat...ein Traum, sag ich euch...