So. Kleines Update für allen Interessierten.
Ich habe bei Phantom Leader Deluxe mittlerweile 3 Kampagnen in Südvietnam (zweimal 2 Tage, einmal 4 Tage) sowie eine Kampagne während der Cuba-Krise (3 Tage) hinter mir. Da man pro Tag, anders als bei Thunderbolt Apache Leader, nur eine Mission fliegen kann, bin ich also bei einem Stand von insgesamt 11 Missionen. Das scheint mir eine ganz gute Basis zu sein, um mal ein kleines Feedback zu geben.
Zunächst: ich habe mich geirrt.
Phantom Leader ist nicht schwerer als Apache Leader, sondern fühlt sich beim Standard-Schwierigkeitsgrad tatsächlich etwas leichter an.
Das liegt einerseits sicher am Fehlen des modularen Spielfelds und der Verwendung der taktischen Karte. Flugabwehrstellungen gibt es zwar oft wie Sand am Meer, aber viele davon können nur in bestimmte Richtungen feuern (wird zu Beginn der Mission zufällig ermittelt und simuliert blockierendes Gelände) oder sind nur gegen in bestimmten Flughöhen fliegende Maschinen wirksam, weshalb sie meist ganz gut umgangen werden können. Die, die sich nicht vermeiden lassen, kann man mit Luft-Boden-Lenkwaffen zuverlässig ausschalten.
Gegnerische Jäger werden zufällig gezogen, und oft genug hat man Glück und ihre Anzahl ist überschaubar oder es sind tatsächlich keine vertreten. Sind aber viele zugegen, wird es ganz schnell sehr unangenehm. Der Glücksfaktor kann hier durchaus den Unterschied zwischen "gut machbar" und "brutal" machen.
Der andere grosse Faktor ist das Fehlen von bleibenden Schäden an den Maschinen - Feindbeschuss äussert sich nur entweder in Pilotenstress oder Totalverlust.
Solange man die Mission halbwegs im Griff hat und alles rund läuft, kann man damit ganz gut arbeiten. Spielt man nur eine kurze Kampagne, kann es auch mal etwas schief gehen und die nächste Mission ist trotzdem nicht gefährdet, da man genug Piloten hat, um einfach jeden einmal loszuschicken. Werden die Kampagnen länger, sieht es schon etwas anders aus. Zwar hat man dann auch mehr Piloten zur Verfügung, aber es reicht nicht mehr, um jeden Piloten nur einmal fliegen zu lassen. Läuft eine Mission dann etwas aus dem Ruder, sieht man sich unter Umständen plötzlich mit einem Haufen Greenhorns und Newbies dastehen, weil die erfahrenen Piloten alle mit Burnout in der Kaserne rumhängen.
Zum Fehlen der modularen Karte:
Nicht so schlimm. Anfangs fühlt es sich zwar etwas "trockener" als Thunderbolt Apache Leader an, das gibt sich aber, wenn man sich ein wenig an die Spielmechanik herangetastet hat. Für die Spannung ist auch die Anwesenheit der gegnerischen Jäger durchaus positiv, da durch etwas "Action" und tatsächlich auch ein wenig Taktik aufs Spielfeld kommt.
Ich persönlich vermisse die verschiedenen Beschädigungen, die es bei Thunderbolt Apache Leader gibt, mehr als das modulare Spielfeld. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Bin ich jetzt also der Meinung, dass die beiden Spiele im gleichen Schrank koexistieren können?
Ja, bin ich.
Phantom Leader Deluxe ist zwar ähnlich, unterscheidet sich durch die Grösse des Massstabs im Spielgefühl doch recht deutlich. Das Spiel ist in vielen Bereichen im Vergleich zu Thunderbolt Apache Leader weniger detailliert, was aber dem Spielspass keinen Abbruch tut, hat man sich erstmal daran gewöhnt. Kennt man Thunderbolt Apache Leader eh nicht, gibt's auch keine initiale Enttäuschung über das Fehlen des modularen Spielfelds.
Tatsächlich ist es meiner Meinung nach sogar das bessere Solo-Spiel für Abende unter der Woche, wenn man sich nicht stundenlang hinsetzen kann. Hat man die Regeln erstmal drin, ist eine Mission (d.h. ein Kampagnentag) in einer halben Stunde bequem durch und man kann in ca. 2h ganz gut eine Kampagne mit 3-4 Tagen, inklusive Auf- und Abbau, spielen.
Edit:
Noch als kleiner Nachtrag, wozu ich gestern nicht mehr kam: Bilder im Spoiler, mit Beschreibung.
[Blockierte Grafik: https://lh3.googleusercontent.com/-BX7vu92dJjA/U6PW8ocdyJI/AAAAAAAAAbY/zFUUeoSkPlc/s912/2014-06-19%252021.47.25.jpg]
Die Ausganssituation, wie sie sich bei Ankunft meiner Maschinen im Zielgebiet darstellte.
Die bodengestützte Luftabwehr war bei der Planung bekannt, und in Anbetracht ihrer Feuerkorridore (die rot-schwarzen Tokens, die rumliegen. Schwarz = Schussfeld blockiert, kann aber aus der Richtung auch nicht angegriffen werden) wäre meine Formation wohl ganz gut durchgekommen. Leider war die Jäger-Präsenz sehr hoch, und 3 MiG-21, 1 MiG-19 und 1 MiG-17 bereiteten mir schon etwas Sorge. Vor allem da sie, im Gegensatz zu Flugabwehrstellungen, unabhängig von meiner Flughöhe angreifen können (grünes L = kann nur tief fliegende Ziele angreifen, rotes H = kann nur hochfliegende Ziele angreifen; beides = Flughöhe spielt keine Rolle).
Zu allem Überfluss reduzierte eine Ereigniskarte auch noch die mir zur Verfügung stehende Zeit von 5 auf 4 Runden, was bedeutete, dass ich das Ziel direkt beim ersten Überflug zerstören musste und nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten bei der Taktierung des Luftkampfes hatte.
[Blockierte Grafik: https://lh5.googleusercontent.com/-qlD8YSCRa_E/U6PW8gxjgZI/AAAAAAAAAbU/dLVX6K334n4/s912/2014-06-19%252021.47.47.jpg]
Es war bekannt, dass der Luftraum über dem Zielgebiet von gegnerischen Jägern bewacht werden würde, Anzahl allerdings unbekannt. Ich war also durchaus darauf eingestellt, hatte aber nicht mit 5 Feindmaschinen gerechnet.
Links unten bei den Maschinen die maximale Zuladung, die blaue Zahl der Waffen ist deren Gewicht. Da das Ziel ein gutes Stück vom Träger entfernt war, war meine Zuladung um 1 reduziert.
[Blockierte Grafik: https://lh6.googleusercontent.com/-rytIsHvP3X8/U6PW9ZZZPMI/AAAAAAAAAbg/3rfiUCZKO1I/s912/2014-06-19%252022.20.58.jpg]
So sah es dann nach dem Überflug aus.
Das Ziel ist zwar beschädigt, aber nicht zerstört, da bereits einer meiner Piloten im Anflug einen schweren Treffer durch eine MiG-21 kassierte und seine gesamte Waffenlast ungenutzt abwerfen musste (Shadow). Whiplash, der eigentlich für die Luft-Luft-Sicherung zuständig war, schoss bis auf eine Ausnahme sämtliche Lenkwaffen daneben, weshalb von anfangs 5 gegnerischen Maschinen noch immer 4 in der Luft sind. Und in Anbetracht der knappen Zeit wurde sämtliche mitgeführte Munition über dem Ziel abgeworfen - auch die Streubomben, die eigentlich zur Bekämpfung der Flugabwehrstellungen im Zielgebiet gedacht waren, um anschliessend in Ruhe zu bombardieren.
[Blockierte Grafik: https://lh6.googleusercontent.com/-N09yUVFnksc/U6PW9bA1FeI/AAAAAAAAAbc/QU1bqnX7338/s912/2014-06-19%252022.20.48.jpg]
Der Status der Piloten und Maschinen nach dem Einsatz.
Entgegen meiner Erwartungen haben es tatsächlich alle überlebt, wenn auch zum Teil nur unter erheblichem Stress (die roten Zahlen). Da pro nicht geflogener Mission lediglich 2 Stress zusätzlich abgebaut werden, wäre Shadow bei einer längeren Kampagne (es war in diesem Fall zum Glück der letzte Einsatz) komplett nutzlos und hätte ausgetauscht werden müssen. In Verbindung mit dem Stress, der durch das reine Fliegen der Mission zusätzlich noch draufkommt (3 Stress zusätzlich für jeden Pilot), sind auch Midas und Whiplash nicht mehr in bester Verfassung und hätten wohl erstmal am Boden bleiben müssen.