Vorsicht, wir werfen hier "Kunst" und "Kultur" in den selben Topf. Ohne die kreative Leistung eines Spieleautoren herabsetzen zu wollen, aber ich sehe ehrlich gesagt schon noch einen qualitativen Unterschied zu den etablierten Kunstformen, die in der Diskussion bisher erwähnt wurden. Ein Brettspiel reflektiert weder aktuelle gesellschaftliche Fragen, noch kann es den Anspruch auf die Offenbarung universeller Wahrheiten oder Schönheiten oder Ideale erfüllen, oder was auch immer man für Maßstäbe an Kunst anlegt. Das kann man natürlich alles in Frage stellen, sschließlich ist jede Mozartsymphonie letztlich nur Tanzmusik, und ein schwarzes Quadrat ist unterm Strich auch nur ein schwarzes Quadrat etc., aber ich glaube, entscheidend ist hier, dass die Selbstwahrnehmung von Spieleautoren eine völlig andere als die eines Künstlers ist.
Um die Begrifflichkeiten etwas sauberer zu trennen: Das Spielen von Brettspielen ist zweifellos ein Teil unserer Kultur, genauso wie das Singen von Volksliedern Teil unserer Kultur ist; Fernsehschauen und Komasaufen gehören aber auch dazu. Die Aktivität des Brettspielens an sich kann also eigentlich kein Kulturgut sein, es sei denn, man will dem Fernsehschauen diesen Status ebenso zugestehen.
Die Frage wäre also vielleicht eher, ob ein einzelnes Brettspiel den Anspruch erfüllen kann, einen signifikanten kulturellen Wert darzustellen. Bei Siedler würde ich das sogar bejaen, auch bei Skat oder DoKo. Bei den anderen - hm.... Oder aber wir wollen dem "German Game" per se zugestehen, ein Kulturgut zu sein. Jedenfalls ist es ein kultureller Exportschlager, der für manche Leute mit Deutschland verbunden wird wie das Oktoberfest, oder Black Metal mit Norwegen, oder Pizza mit Italien. Ich persönlich sehe das deutsche Brettspiel als eine kulturelle Errungenschaft, die in gewissem Maße auch erhaltenswert und darum förderungswürdig ist. Wenn man das "Kulturgut" nennen will, klingt es zumindest nicht falsch für mich.