Beiträge von widow_s_cruse im Thema „Warum ist Spielen ein "Kulturgut" und warum ist es wichtig, dies so zu betonen?“

    Hallo Christian,


    müssen tust Du nur auf dem Örtchen... :)


    Ich würde es eher als kritisch betrachten, sollte einem unter der Partie der Gedanke kommen: Was für ein geiles Kulturgut!


    Vielleicht wäre die Frage besser nicht mit warum sondern wann man vom Kulturgut Gesellschaftsspiel spricht. Ich setze die Wortverwendung erst in Rahmen von Aktionen, Maßnahmen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen ein. Sonst spielt es keine Rolle.


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo,


    was mich an diesem Austausch hier reizt, ist die Schwarz-Weiß-Malerei. Es geht manchen nicht darum, ob das Gesellschaftsspiel ein gering oder hoch geschätztes Kulturgut ist. Da wird gleich die These aufgestellt, dass es gar keins ist. Für mich muss es nicht ein allgemein hoch bewertetes Kulturgut sein, damit ich mich damit befasse und es pflege.


    Als Weiteres betrachte ich die Definitionsverwendungen als problematisch.Wie stehen Kultur und Natur zueinander? Bedarf ein Kulturgut eines künstlerischen Aspekts? Was ist ein Gesellschaftsspiel (Schachtel, Papp- und Plastikteile)?


    Spielen ist für den Menschen etwas Natürliches. In der Evolution hat es sich als Überlebensstrategie bewährt. Durch Spielen sammelte man risikofrei Erfahrungen und war im Leben auf kritische Situationen vorbereitet. Wenn jemand allein vor sich hin spielte, war er ungebunden. Konnte nach Belieben tun und lassen, was er wollte. Das wäre als eine natürliche Spielweise zu betrachten.


    Das Spielen änderte sich grundliegend mit einem Mitspieler. Sollte das Spiel zielführend sein, waren zwangsläufig Regeln notwendig, die beide gleich stellten. Genau an dieser Stelle mit der Spielregelfestlegung wird das Spielen kultiviert - die Geburtsstunde des Kulturguts Gesellschaftsspiel und das seit Menschengedenken.


    Es mag ja ein geringwertiges Kulturgut sein, wenn die zwei für sich weiterspielen, ihren Spaß damit haben und sich niemand weiteres dafür interessiert. Aber was ist es, wenn die Spielregeln dokumentiert werden, sie zu völlig fremden transportiert werden, damit die die gleichen Emotionen des Spiels erfahren? Wenn genau diese Emotionen bei zig-millionen Spielern reproduzierbar werden?


    Bräuchte es unsere Spielwarenindustrie, wenn es derart leicht wäre etwas Sinnvolles zu spielen? Jeder hat seine Spielidee (verfasst), baut das Material und findet Mitspieler für die eigene Kreation. Klappt das so? Brauchen wir doch Spieleautoren, um unser Bedürfnis zu stillen?


    Auf der Podiumsdiskussion in Essen fand ich Rosenbergs Aussage bemerkenswert, dass er solange an einem Mechanismus modifiziert, bis er die von ihm gewollte Emotion bei vielen Spielern auslöst. Wer sich solche Gedanken über die Reaktionen von Beteiligten auf sein Werk macht und diese Reaktionen versucht, gezielt zu beeinflussen – ist was?


    Der Schadensersatz für das Entfernen von Beuys Fettecke betrug DM 40.000. Das Werk eines Spieleautors mit der Auszeichnung Spiel des Jahres kann einen Erlös von 400.000€ erzielen. Die Fettecke mag von mir aus gerne als Kunst bewertet werden. Quantitativ erscheint mir aber das Werk des Spieleautor mit der Auszeichnung Spiel des Jahres als das höherwertigere Kulturgut – und nicht nur, weil es die zig-fache Menge an Menschen erreicht und emotional bewegt hat.


    Mich wundert, dass gerade dieser Kreis hier so viele Skeptiker hervorbringt, wenn es um die Anerkennung des Kulturguts Gesellschaftsspiel geht. Wie viele führen denn hier ihre persönliche Datenbank des Spielebestands, dokumentieren akribisch die Partien in komplizierten Systemen und veröffentlichen hier ihre Spieleerlebnisse für ewig nachvollziehbar?


    Weil es ihnen so unwichtig ist?


    Gut - die Schachtel mit dem Papp- und Plastikteilen mag nur kurz befristet einem Materialwert von 3 Euro und 87 Cent haben. Kann sein - für manche ist es nichts als ein Zeitvertreib. Ich – für mich habe da im Karton mehr entdeckt.


    Liebe Grüße
    Nils

    um ein Kulturgut zu werden, muss es die Gesellschaft großteils mittragen; also von weitaus mehr als nur einer Minderheit betrieben werden und das über einen längeren/langen Zeitraum.


    Wie hoch ist denn geschätzt der Prozentsatz der Dir bekannten Haushalte, in denen kein Würfel-, Kartenspiel oder eine Spielesammlung vorliegt? ;)


    Was wir selbst treiben, mag ja gerne nicht normal sein.
    Aber Gesellschaftsspiele in irgendwelcher Form gehören wie selbstverständlich in fast jeden Haushalt - dorthin wo unsere Kultur entsteht.


    Ist hier im Forum für mich immer wieder ein Phänomen, dass normale Gesellschaftsspieler als nicht existent erachtet werden.


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo,


    Ohne die kreative Leistung eines Spieleautoren herabsetzen zu wollen, aber ich sehe ehrlich gesagt schon noch einen qualitativen Unterschied zu den etablierten Kunstformen, die in der Diskussion bisher erwähnt wurden.


    Kann ich nicht ganz nachvollziehen.


    Warum ist ein Butterfleck (der von dem Hausmeister entfernt wurde - Beuys Fettecke) von höher Qualität, als ein "Spiel des Jahres", an dem sich mehr als eine Million Bundesbürger jährlich beglücken? ;)


    Was möchte der Künstler mit seinem Werk denn eigentlich bewirken?
    Eine Auseinandersetzung mit dem Thema? Eine emotionale Reaktion?


    Einem Spieleautor ist dieses Begehr fremd?


    Ein Brettspiel reflektiert weder aktuelle gesellschaftliche Fragen, noch kann es den Anspruch auf die Offenbarung universeller Wahrheiten oder Schönheiten oder Ideale erfüllen, oder was auch immer man für Maßstäbe an Kunst anlegt.


    Wenn diese Voraussetzungen bei Gesellschaftsspielen nicht gegeben sind - warum wollen wir uns dann damit überhaupt auseinandersetzen?


    Gut - für manche ist es ein Zeitvertreib. Aber vielleicht steckt doch mehr drin. ;)


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo,


    Was also macht Spielen zum Kulturgut und warum ist es für euch wichtig, dass in die Welt zu rufen?


    Hmm - da war nicht mehr als eine Frage?


    In dem Ausgangsfred hast Du Dir eine Zielgruppe herausgepickt und gleich drei mal betonen müssen, dass es Dir erscheint, dass diese Gruppe mit dem Begriff Kulturgut kokettiert - basierend und konfrontierend auf eine unschlüssige Argumentation in Informationsverzeichnissen.


    Wie bereits gesagt wurde - Kultur wird in erster Linie gelebt und dieses "Leben" ist eine Voraussetzung für die "Geschichte". Historische Kulturgüter zu bewahren, ist da nur ein einziger (kleiner) Teilaspekt.


    Und wenn man etwas mehr macht, wie das Gesellschaftsspiel nur für den Wohnzimmergebrauch einzusetzen, dann rutscht der Begriff Kulturgut auf ganz natürliche Weise in den normalen, gebräuchlichen Wortschatz. Die von Dir hervorgehobene "Wichtigkeit" ist lediglich zweckmäßiger Natur.


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo,


    Schwer zu beantworten und ganz bestimmt nicht so eindeutig, wie du es formulierst. Sicher, Spiele wie Schach oder GO haben einen kulturellen Wert und werden bewahrt - aber trifft das auch für unsere modernen Spiele zu? Skier gibt es auch schon seit Jahrtausenden - sind sie deshalb ein Kulturgut? Ein Kulturgut ist für mich etwas sehr besonderes, sehr prägendes oder wichtiges für eine Kultur. Dazu Wikipedia:


    Ich verstehe nicht, wie Du Wikipedia interpretierst. Die Definitionen für ein Kulturgut Gesellschaftsspiel liegen doch vor und sind gegeben. Ich betrachte es als etwas mühselig, DICH noch überzeugen zu sollen.


    >> Der Begriff des Kulturguts wird im deutschen Sprachraum vielfältig verwendet.


    Warum nun gerade das Gesellschaftsspiel davon ausnehmen?


    >>Er umfasst sowohl bewegliche wie auch unbewegliche Güter.


    ??


    >> Kulturgüter sind in der Regel von archäologischer, geschichtlicher, literarischer, künstlerischer und/oder wissenschaftlicher Bedeutung. „Kulturgüter“ oder „Kulturgut“ können sowohl Bestände von Bibliotheken, Archiven und Museen als auch Gebäude ...


    Es gibt Sammler-Vereine für Familienkartenspiele wie Schwarzer Peter. In Deutschland mehrere Archive und Museen für Gesellschaftsspiele, letztes Jahr in Haar einen internationalen Kongress, der sich wissenschaftlich mit dem Gesellschaftsspiel befasste, Autoren und deren Organisationen, Erfindermessen, Großveranstaltungen mit zigtausenden Besuchern und die Stefan Raab Sendung mit einem Teil Gesellschaftsspiel :)


    >> Kulturgüter stammen häufig aus der Hochkultur, sie können aber auch zur Volkskultur, der Alltagskultur oder Industriekultur gehören.


    Das Gesellschaftsspiel zählt zur Volks- und Alltagskultur. Unweigerlich wird man schon in den jüngsten Jahren damit konfrontiert.
    Daran ändert Dein persönliches Empfinden zu dem Thema nichts. :)


    >> Häufig wird der Begriff verwendet, wenn es um den „Erhalt“ von bewahrens- oder schützenswerten Kulturgütern ... geht."


    Für Organisatoren entsprechender Interessengruppen ist der Begriff Kulturgut eine ganz gewöhnliche, zutreffende Wortanwendung.


    Auch - wenn mir Deine Argumentation so gar nicht schlüssig erscheinen mag, ist Deine persönliche Einstellung zu dem Thema ganz Deine Sache. Aber einem Verhältnis ihr Tribut abzusprechen und von einer Gruppierung die Rechtfertigung einzufordern, erscheint mir inzwischen schon etwas drollig. ;)


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo Thomas,


    Wäre es als Kulturgut allgemein anerkannt, müsste man nicht ständig auf die Frage antworten, ob es sich lohne, als Erwachsener zu spielen. Geht man z.B. als Erwachsener zu einem Singspiel (aka "Oper") verwundert das im Kollegenkreis nicht.


    Ich glaube nicht, dass die Notwendigkeit besteht, dass die Allgemeinheit (oder sprich alle) vom Gesellschaftsspiel überzeugt sind.


    Von meiner Seite liegt auch kein Bedürfnis vor, mich gegenüber meinem Umfeld für meine Spielfreude ständig zu rechtfertigen.


    Aber es liegen manchmal auch einfach nur unterschiedliche Ansichten/Aspekte vor.
    Ich hätte die Schwägerin eine Woche lang zu Besuch. Angesicht der Spielepräsents im Haus durfte ich mir jeden Tag mehrfach anhören, dass sie selbst überhaupt keine Spielerin sei, (um das Erlernen von neuen Titeln abzuwenden). Wobei sie hier aber jeden Tag mindestens eine Stunde gekniffelt oder gesiedelt hat - kann ich mit solchen Statements leben. ;)


    Liebe Grüße
    Nils

    Hallo,


    Nebenbei: Mir wäre es wichtiger, die Steuer auf Spiele von 19 auf 7 % zu senken


    Es ist wohl so, dass die Leute ganz unterschiedliche Interessen haben.


    Beim Gesellschaftsspiel wird aktuell das Bewusstsein eines Kulturguts bemüht. (Es ist zweifellos eins.) Zum Drehpunkt wird der Autor gemacht.


    Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Aussage der Aufhänger für Deinen Thread ist?
    Zum einen wurden die Aussagen zur Herleitung für ein Aktionsbeispiel verwendet. Zum anderen wird das Gesellschaftsspiel von meiner Seite zweifelsfrei als Kulturgut betrachtet.


    Die Hervorhebung als Kulturgut wird an der Interessenlagen des Betoners begründet sein. Davon kann man betroffen sein - muss man aber nicht. Dann könnte es einem aber auch egal sein. ;)


    Definition im Duden


    Hier bitte ich um Erläuterung, an welchen Punkten das Gesellschaftsspiel nicht als Kulturgut einzustufen wäre. Ich glaube, dass würde die Erörterung wesentlich vereinfachen.


    derzeit gehäuft zu lesen ist, insbesondere von Spielern, die vereinsmäßig oder als Spieletrefforganisatoren unterwegs sind


    Tja - was sollen zielorientierte Gruppierungen statt dessen machen, wenn nicht ihr eigenes Interesse zum Ausdruck zu bringen?


    Liebe Grüße
    Nils