Beiträge von ravn im Thema „Russian Railroads überbewertet?“


    1. Die Siegpunkte für die Spielerreihenfolge (auf der Rückseite der Karten): Haben wir da etwas falsch verstanden, oder warum gibt es die Punkte nicht gleich mit dem Feststellen der neuen Reihenfolge sondern erst beim Beenden des Zuges? So vergessen wir die jedes Mal (auch da es vergleichsweise wenig sind...) bzw. vergeben sie mittlerweile nach dem Korrigieren der Startreihenfolge!
    2. Die Ingenieur-Schlusswertung: Wofür überhaupt? Sind die Ingenieur nicht so schon stark genug bzw. so stark, dass nicht alle liegen bleiben würden? So kommt ein unstetiger Punkteswing ins Spiel, vielleicht vergleichbar mit der US-Präsidenten-Wahl mittels Wahlmännern.
    3. Schlusswertungskarten: Wieso verdecktes Aussuchen? Und wieso verdecktes(!) Karten herausnehmen vor dem Spiel? Man könnte die Karten ja auch offen auslegen (und dann gerne für Variation des Spiels auch welche herausnehmen). Die Autoren haben sich doch bei RRR ansonsten für perfekte Information entschieden, sodass mich diese Chaos- bzw. Glückskomponente irgendwie jedes Mal irritiert.
    4. Die Verdoppler: Da ich das 3- und 4-Spieler-Spiel noch nicht gespielt habe - Wie oft kommt es da zu einer Knappheit? Und wieso ist der Vorrat hier beschränkt, für das 2-Spieler-Spiel werden aber keine herausgenommen?


    Bin nur ein begeisterter Spieler mit rund 12+ Partien in diversen Spielrunden mit 2-3-4 Mitspielern aus unterschiedlichen Spielekreisen. Auffällig fand ich dabei, dass jede neue Gruppe für sich ganz anders spielt und es erfrischend ist, mal ganz neue Strategieansätze zu entdecken. Spiele Russian Railroads jederzeit gerne mit und kann es inzwischen wohl im Halbschlaf erklären. Die Luft ist da für mich noch lange nicht raus, besonders da man sich gegenseitig in Sachen Siegpunkte immer wieder ungeahnt übertrumpfen kann in erfahrenen Spielrunden.


    1) Wenn jemand passt, dann dreht der seine Reihenfolgekarte um und bekommt dann diese Siegpunkte. Anhand der Rückseite sieht man dann gut, wer noch an der laufenden Spielrunde beteiligt ist. Erst wenn alle gepasst haben, werden die Arbeiter auf der Reihenfolge-Einsetzfelder genutzt und anschliessend die neue Spielreihenfolge bestimmt. Hoffe nicht, dass ich das damit falsch spiele, aber Punkte vergessen konnte man damit eigentlich nicht.


    Tipp: Wenn man die Papptafel zur Sperrung der Reihenfolge-Einsetzfelder unter den letzten Ingenieur legt, kann man die weniger leicht für die letzte Runde vergessen. Ist mir schon öfters passiert, bis ein Mitspieler diesen Tipp gab, der wirklich gut funktioniert.


    2) Habe durchaus schon Partien erlebt, wo einzelne Ingenieure liegen geblieben sind, weil die niemand wollte zu diesem Zeitpunkt oder die den wollten, hatten kein Geld und konnten auch so kurzfrstig nicht mehr an Geld kommen. Somit gibt es eben ein kleines Nebenrennen um die Mehrheit der Ingenieure. Wer sich daran nicht beteiligt, hat eine Aktion und das nötige Geld für andere Aktionen übrig, die eventuell sogar in der Summe mehr einbringen können je nach Spielweise und Ausgangssituation.


    3) Soll eventuell verhindern, dass man "seine Strategie" einfach so herunterspielen kann. Man kann sich eben nie ganz sicher sein, ob seine Lieblingskarte auch dabei ist und/oder ob ein Mitspieler die schon genommen hat. Mir gefällt diese kleine Unwägbarkeit, zumal es alle Spieler gleich betrifft.


    Allerdings möchte ich widersprechen, dass Russian Railroads "die perfekte Information" bieten oder wir verstehen etwas anderes im Detail darunter. Weil zwar liegen bis auf diese Schlusswertungskarten alle Infos offen aus, nur weiss ich nicht, welche Aktionsfelder die lieben Mitspieler allzu gerne vor mir besetzen werden. Somit gibt es für mich diese Glücks- und Chaos-Elemente durch die nicht völlig berechenbaren Mitspieler-Aktionen. Ich kann zwar versuchen, zu erahnen, was die eventuell machen könnten oder was ich an deren Stelle machen würde, aber die Spielpraxis kann da schon ganz anders aussehen und genau das macht den Reiz aus und bildet einen oft Zähne knirschenden Spannungsbogen, ob und wie lange Aktionsfelder offen bleiben.


    4) Wenn mehrere Spieler auf die Verdoppler spielen, können die durchaus schon ausgehen, oder? Bin mir aktuell nicht sicher, ob ich das schon erlebt habe. Allerdings heisst das im Umkehrschluss, dass mehrere Spieler eine vergleichbare Strategie verfolgen und sich dabei gegenseitig blockieren könnten und sehr wahrscheinlich der andere Mitspieler gewinnt, der fernab der Verdoppler freie Bahn hat.


    Da das Spiel in der "regionalen Vorausscheidung zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel 2015" (http://www.spielezentrum.de/Tu…/Regvor2015/regvor15.html) gespielt wird, habe ich ein wenig die Befürchtung, dass es in diesem Zusammenhand zu intensiv und damit zu Tode analysiert wird und demnach teils auf so einem perfektionistischen Level gespielt wird, dass sich die Turnierspieler daran satt gespielt haben und es dementsprechend weniger häufig auf den Tisch kommt bzw in solchen Runden abgelehnt wird. Berechtigt aus Eurer Sicht?

    Ein grobes Script mag es geben, weil eben einige Aktionen (wie Ingenieur oder Startspieler oder Geld oder Leiharbeiter) sinnvoll erscheinen. Aber ebenso kann es diverse Situationen geben, wo man ganz bewusst von diesem "Script" oder auch "Gruppendenke" abweichen sollte. Weil wenn ich dringend eine Lok brauche, damit ich zum Rundenende wesentlich mehr Punkte einfahren kann, aber drei Mitspieler vor mir ebenso diese Aktion wählen könnten und ich damit Gefahr laufe, doch keine Lok zu bekommen, dann ist mir der Startspieler für die kommende Runde unwichtiger als eine sichere Lok geworden und schon "gilt" das Script nicht mehr.


    Ich wage die These, dass ein Script-Spieler weniger Chancen auf einen Spielsieg hat als derjenige, der die Spielplansituation und die Mitspieleraktionen mit einplant in seine Überlegungen. Somit wäre ein optimales Script arg komplex, das dieses alles berücksichtigen sollte, aber sicher nicht kann. Oder gibt es schon eine Russian Railroad KI, die unschlagbar ist?

    Nach ungezählten Russian Railroads Partien (sicher irgendwas um 10) hat sich bei mir der Wiederspielreiz ein wenig abgenutzt. Es gibt eine handvoll Grundstrategien, die man individuell noch abwandeln kann, die aber schon recht optimal scheinen. Der eigentliche Spielreiz für mich ist jetzt eher, wie frühzeitig man das Spielverhalten der Mitspieler erkennt, um nicht deren Grundstrategie zu doppeln und sich gegenseitig auszubremsen und wie effektiv man diese Grundstrategien umsetzt.


    Allerdings sind immer noch Siegpunkt-Steigerungen möglich: So habe ich eine Partie miterlebt, wo jemand mit 2x Marker auf Industrie mit Abstand gewinnen konnte, während ich mit dieser Strategie mit Abstand den letzten Platz belegt hatte in einer anderen Partie. Trotz der vorhandenen Grundstrategien gibt es also immer noch was zu optimieren - zumindest für mich.


    Aus einem der "Top 3 Spiele von ESSEN 2013" ist ein solides, sehr gutes und spielbares Spiel geworden, das allerdings immer seltener auf den Tisch kommt. Und die bisherigen Partien haben den Kauf absolut gerechtfertigt für mich. Zumal man es unter Kennern flott spielen kann und sich an den Optimierungen erfreut und es in Erstspieler-Runden (bis auf wenige Ausnahmen) die Grundfaszination verströmt, die ich ebenso erlebt habe.