ZitatAlles anzeigenOriginal von ravn
Bora Bora : So als Absacker nach Mitternacht und die drei Stunden Spielzeit vergingen erstaunlich flott, was eigentlich für das Spiel spricht. Allerdings empfinde ich das Feld-Spiel nach meiner Erstpartie als arg überladen. Die Herausforderung ist es ja, mit 18 Würfel-Aktionen das Optimum an Siegpunkten herauszuholen. Dabei liegen nach dem gemeinsamen Würfeln bis auf die Kartenhände und Schmuckplättchen alle Informationen für die aktuelle Runde offen, so dass man herrlich grübeln kann oder könnte, wie man denn jetzt kurzfristig seine drei Würfel in Kombination mit Götter-Karten für Sonderaktionen oder Sonderfähigkeiten und im Einklang mit den gegebenen Möglichkeiten der Auslage in Einklang bringen kann.
Da man zudem noch in Interaktion mit den Mitspielern um die Aktionsauswahl per Würfelwert tritt, zudem die Spielreihenfolge für die Wahl der neuen Auftragsplättchen und Ankauf der ausliegenden Schmuckplättchen im Blick haben sollte, sowie potentielles Gerangel um die sonstige Auslage und Spielplan-Positionen dazu kommen, empfand ich die Spielpartie oft als Informationen-Overkill an der Grenze zur Überforderung, aus diesen kleinteiligen Zusammenhängen jetzt das eigene Optimum zu finden. Schliesslich will auch noch eine Gesamtstrategie gefahren werden, die sich langfristig auszahlt, weil man über Männer-Frauen-Plättchen bestimmte Aktionen automatisieren kann.
Intuitiv aus dem Bauch spielen, das geht zwar, aber damit kommt man auf keinen grünen Zweig und dümpelt 70 Siegpunkte hinter den Führenden hinterher. Will man auf Sieg spielen und nicht nur das Spielerlebnis der Herausforderung geniessen, so muss man grübeln. Für mich in der Erstpartie empfunden zu tiefverschachtelt und kleinteilig grübeln mit zu vielen Faktoren, die man dabei einbeziehen müsste. Oft erscheint ein Spielzug nicht umsetzbar, dann aber doch mit entsprechend abgestimmten Einsatz von Götterkarten und Feuerboni-Sachen, wobei die Reihenfolge des Würfeleinsetzens dann noch dafür richtig sein muss.
Grübler werden belohnt. Das kann man als Herausforderung sehen. Ich bin mir allerdings arg unsicher, ob diese Optimieraufgabe noch Spielspass ist. Faszinierend und kurzweilig und ohne wirkliche Downtime, weil man selbst immer ausreichend viel zu überlegen hatte, war die Partie allerdings. Deshalb lässt mich Bora Bora etwas ratlos zurück, besonders weil doch irgendwie bei mir der Reiz geweckt ist, es in potentiellen Folgepartie irgendwie besser machen zu wollen und zu können - trotz der drohenden Grübelorgie.
1. Die Schmuckplättchenauslage ist ebenfalls von Beginn an komplett offen.
2. Eine Erstpartie muss hier unbedingt als Kennenlernpartie fungieren, um die vielen Zusammenhänge zu verstehen. Weitere Partien kommen meiner Erfahrung nach mit deutlich weniger Grübelzeit aus, von seltenen Situationen einmal abgesehen, wo Auslage und Würfelaugen und Mitspieler und Handkarten allesamt gegen einen sind. Bora Bora lebt davon, sich in den ersten Runden Synergien bei einer Dorfbelegung mit Männern und Frauen aufzubauen, die man dann in den letzten drei Runden so richtig ausnutzt. Dabei muss man darauf achten, sich in den ersten Runden, wo man noch kaum Männer und Frauen hat und wo die Startaufträge potenziell nicht zusammenpassen, nicht die wichtigen Boni für 9 erfüllte Aufträge sowie möglichst für 6 gekaufte Schmuckplättchen zu verderben.