The Cursed (Staffel 1, Netflix)
Die Legende von König Arthur, in den Mixer gehauen und dann das Gematsche schluderig auf ein Drehbuch verteilt und mit einer Prise Young Adult Novel gewürzt.
Hauptfigur ist eine Zauberin des Feenvolks, die versucht, ihr Volk gegen die brutale "Säuberung" durch einen Kreuzritterinquisitionspöbelorden zu schützen. Sie ist nicht aus der Vorlage, soweit ich das beurteilen kann, die fanatischen Nazimönche natürlich auch nicht.
Nach und nach tauchen aber so gut wie alle Figuren aus der Ursprungsgeschichte auf, mal überraschend, mal völlig offensichtlich, mal so wie in der Legende, mal auf den Kopf gestellt. Die klassisch böse Morgana ist zum Beispiel hier eine von den Guten, Uther Pendragon ist sehr sicher nicht Arthurs Vater usw.
Das frühmittelalterliche England ist in the Cursed hautfarbentechnisch sehr bunt geworden, das fand ich cool. Ich mochte auch die Kostüme, Kulissen, Spezialeffekte, die Haupthandlung und viele Einzelszenen. Alle Szenen mit Merlin hab ich geliebt.
Ich fühlte mich durchgehend gut unterhalten, aber ich musste bei vielen Szenen schon aktiv über Dämlichkeiten hinwegsehen. Wer diese Fähigkeit nicht hat, sollte vielleicht die Finger davon lassen.
Knightfall (Staffel 2, Netflix)
Nachdem unser edler Obertempler in der ersten Staffel König Philipp von Frankreich gegen sich aufgebracht und den Tempel in Paris verloren hat, muss er nun Buße tun und sich seinen verbliebenen Brüdern gegenüber beweisen, indem er zum Akolyt degradiert von vorne anfängt. Das Templertraining nimmt dann auch ungefähr die Hälfte der ganzen Staffel ein und ist reiner "Filler", mit haufenweise Pathos garniert.
Nebenher betreibt der König fröhlich die Vernichtung des Templerordens, wir schreiben das Jahr 1307, und wer in Geschichte aufgepasst hat, weiß auch, wie das enden wird. Das ist ganz unterhaltsam gemacht, aber so gut wie jedes Ereignis funktioniert nur, weil die Protagonisten sich massiv dämlich verhalten, jede vernünftige Entscheidung hätte zu einem anderen Ausgang geführt.
Mark Hammill spielt mit, jede Szene mit ihm ist ein dickes Plus.
Ansonsten ist es größtenteils Trash wie die erste Staffel, Gewaltlevel ist ungefähr auf Spartacus-Niveau, also jede Menge Blut und Gespratze. Die moralische Skala ist geradezu offensiv albern: alle Templer sind 100% edel, rechtschaffen und ehrlich, der König und sein Gefolge allesamt 100% böse, korrupt, durchtrieben und rücksichtslos, ohne irgendeine noch so kleine Graustufe dazwischen. Und wie immer im Fernsehmittelalter schützen Kettenhemden und Plattenrüstungen nicht im geringsten vor Schwerthieben, und wenn ein brennender Pfeil in ein Steinhaus einschlägt, steht es sofort lichterloh in Flammen. Wer mit sowas ein Problem hat, besser die Finger von lassen.