Man könnte jetzt sagen, es ist ein typisches Worker-Placement-Spiel, bei dem man Auftragskarten erfüllt, in dem man Baustoffe sammeln und Gebäude baut, die dann wieder Mehrheiten in Stadtteilen ergeben sollen. So versucht man möglichst effektiv Siegpunkte zu scheffeln, günstige Gelegenheiten für einfach zu erreichende Mehrheiten (auch auf dem Baustoff-Sammelstätten) zu erreichen und das war es.
Belfort ist für mich ein Eurogame ohne Ecken und Kanten. Fast schon ein wenig langweilig und gleichförmig, wenn man es in der Einsteigerversion spielt. Weil dort werden die wirklich interaktiven Gilden nicht benutzt, von denen vor Spielbeginn immer vier auf dem Plan für das Spiel ausliegen und damit entscheidend das Spiel verändern.
Mal gibt es mehr Rohstoffe (was eine eher langweiligere Partie fördert), mal kann man Mitspielern Gold klauen, so dass damit auch die Spielreihenfolge interessant wird: Komme ich vor dem am Zug, der mir Gold klauen könnte und wie wichtig ist es mir, die Spielreihenfolge mit Worker-Einsatz zu verändern, wo ich doch zuerst was anderes machen wollte. Oder stürze ich mich direkt auf die Diebesgilde, weil dann klaue ich und nicht jemand bei mir. In manchen Partien stürzen sich die Mitspieler auf die Gilden-Gebäude (die dann jede Runde Einnahmen bringen), in anderen Runden scheint anderes wichtiger.
Damit ist eigentlich jede Partie anders und auch unterschiedlich spannend, je nach Spielrunde und Gildenauswahl. Darüber kann man das Spiel vorab seiner Spielrunde anpassen. Im Kern muss man aber Worker-Placement- und Mehrheiten-Spiele mögen.
Einziger Nachteil kann die Downtime sein. Man setzt zwar reihum alle seine Arbeiter ein, was dann meist recht fix geht. Aber dann ist jeder Spieler in Spielreihenfolge dran, um alle seine Arbeiter auf dem Spielplan am Stück auch auszuwerten und agieren zu lassen. Bei fünf Spielern kann das schon mal dauern, wenn man erst als fünfter Spieler am Zug ist. Da sich die Mehrheitsverhältnisse auch geändert haben, bis man selbst am Zug ist, kann man nur bedingt vorausplanen. Spätestens in den Runden vor den Mehrheits-Wertungen könnte man jetzt alle möglichen Optionen durchrechnen, was je nach Denkschnelle länger dauern kann. Da muss man sich selbst disziplinieren oder klare zeitliche Vorgaben machen.
Im Zweifel lieber zu dritt spielen, wenn Optimierer mit Denkstarre am Tisch sitzen, weil über die x-fache Spielzeit trägt Belfort dann auch nicht. Locker und zügig gespielt, ohne sich zu hetzen, können aber auch Fünfer-Runden Spass machen.
Cu / Ralf