Beiträge von ravn im Thema „The Great Zimbabwe“

    Nach drei Partien mal ein Zwischenfazit:


    Die 72 Euro, die ich für The Great Zimbabwe bezahlt habe, sind eigentlich mit Blick aufs Material und im Vergleich zu anderen Brettspielen kaum rational zu rechtfertigen. Andere Verlage hätten das Spiel für rund 35 Euro veröffentlicht und gut. Splotter kann eben mehr als das Doppelte verlangen und bekommt die Auflage trotzdem ausverkauft, so dass die Preise inzwischen jenseits 100 Euro geklettert sind und sicher noch weiter steigen, weil keine Neuauflage bisher angekündigt ist. Somit relativieren sich die 72 Euro dann auch - wenn man es sich schönrechnet.


    Vom Regelwerk präsentiert sich das Spiel scheinbar recht schlank und fokussiert. Scheinbar, weil die Regeln sind arg verzahnt in ihren Abhängigkeiten und Auswirkungen. Zudem muss man erstmal das Grundprinzip der Technologien, Handwerker, Rohstoffe und hergestellten Waren verstanden haben. Wenn man das verstanden hat, kommt mit den sekundären Handwerker noch eine Denkstufe dazu. Dann die offen liegenden Karten der Spezialisten und der Götter mit ihren Sonderfähigkeiten, so dass man in einer Erstpartie viel verstehen muss, um zielgerichtet spielen zu können. Kurz gesagt: Es gibt mehr zu erklären, als es den Anschein hat!


    Die Anleitung empfiehlt, zunächst mal die Spezialisten wegzulassen und nur eine begerenzte Anzahl an einfacheren Götterkarten ausliegen zu haben. Das habe ich ignoriert, weiss aber inzwischen, dass man so die Einstiegshürde verringen kann, aber eben auch das interessante Spielelement der Spezialisten aus dem Spiel nimmt. Wer sich die Zeit nimmt für eine vereinfachte Erstpartie mitsamt anschliessender Revanche mit vollem Regelwerk, der sollte der Anleitungs-Empfehlung folgen. Wer allerdings in einer Erstpartie das volle Spiel kennenlernen will, um dann zu entscheiden, ob einem das Spiel für Folgepartien gefällt, der sollte die höhere Einstiegshürde in Kauf nehmen.


    So oder so ist Zimbabwe kein Spiel, was man schon in seiner Erstpartie vollständig in den Möglichkeiten erfasst hat. Viel mehr ergeben sich diverse Aha-Momente während der Partie. Deshalb haben Erstspieler auch keine Chance gegen gut spielende Veteranen am Brett. Das könnte für das Spiel zum Problem werden, weil es auch hier Folgepartien braucht, um auf einen vergleichbaren Erfahrungsgrad zu kommen, bei dem man die Möglichkeiten des Spiels überblickt und darauf aufbauend dann wirkliche Strategien und Gegenstrategien fahren kann.


    Im Kern ist Zimbabwe ein fast schon abstrakt wirkendes Logistik-Spiel, bei dem man Monumente mit Hilfe von Waren ausbaut und so Siegpunkt bekommt. Diese Waren müssen aber erst einmal von irgendjemanden produziert werden und da kommen diverse Handwerker ins Spiel, die jeweils bestimmte Rohstoffe in Reichweite brauchen. Die fertigen Waren wollen dann noch zu den Monumenten geliefert werden, was den Standort und die Plan-Besonderheiten mit einbezieht. Und noch vieles mehr ...


    Die eigentliche Besonderheit an Zimbabwe ist aber, dass man im Laufe des Spiels sich Vorteile erkaufen kann, die einem helfen, seine Siegpunkt-Produktion zu optimieren, aber zeitgleich auch die zu erreichenden Siegpunkte nach oben treiben. Das passiert auf einer individuellen Spieler-Ebene, so dass jeder für sich entscheiden kann, welche Vorteile er einkaufen will. Zudem ist die Topologie des Spielbrettes in jeder Partie anders, weil aus einzelnen Kacheln zusammengelegt, die auch noch frei in der Ausrichtung sind. Dazu ist nur ein Teil aller Götter (die ebenso Vorteile bringen) jedesmal im Spiel, was eingefahrene Strategien verhindert. Und zu guter Letzt spielen auch noch die Mitspieler mit, schnappen einem Standorte auf dem Plan, Handwerker, Spezialisten und Götter sowie Rohstoffe vor der Nase weg, so dass die Spielreihenfolge entscheidend wird.


    Kurz gesagt: Zimbabwe bietet ausreichend Spielelemente, um immer wieder überraschend neu zu wirken. Nach drei Partien habe ich erstmal an der Oberfläche der Möglichkeiten gekratzt. Wer interaktive Logistik-Spiele mag, die sich eher abstrakt präsentieren und eine gewisse Denktiefe und einen Blick für topologische Besonderheiten auf dem Spielbrett erfordern und ebenso gewillt ist, das Spiel in Folgepartien für sich zu erschliessen in seinen Möglichkeiten, dem kann ich Zimbabwe empfehlen. Ob man dafür allerdings 72+X Euro ausgeben kann und will, ist noch eine andere Frage.


    Cu / Ralf

    Nach Duck Dealer mit seinen Material-Unzulänglichkeiten und Greed mit seinem durch arg unrunden Spielablauf kann ich mich der Vorbestell-Euphorie nicht so ganz anschliessen. Seit den Anfangstagen mit Roads & Boats, Antiquity und Indonesia kam da (für mich) nicht wirklich was überzeugendes mehr von Splotter. Und ausverkauft werden die nach den Erfahrungen der letzten Jahre auch nicht direkt sein - da stapelten sich selbst am Samstag noch diverse Kisten im Hintergrund.


    Was genau fasziniert Dich denn an dem Spiel "The Great Zimbabwe"?