Beiträge von Sternenfahrer im Thema „Artikel von Udo Bartsch in der FASZ“

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    Original von LemuelG(...)
    Ich habe in meinem ersten Post in diesem Thread mehrere mögliche Gründe dafür angeführt, weshalb es so sein könnte, dass die Brettspielbranche aus strukturellen Gründen eher nicht im Fokus steht. Du hast nicht einen davon aufgegriffen und stattdessen das Grundverständnis der Wissenschaft angegriffen - und das eben nicht eingeschränkt, sondern umfassend, wie Dir ja inzwischen auch aufgefallen ist.


    Hast Du - deswegen hatte ich mit "ihr" auch nicht Dich gemeint! :)
    Ich habe keinen Deiner Punkte aufgegriffen, weil sie mir schlüssig erschienen bzw. ich nichts weiter dazu zu sagen hatte. Übrigens habe ich die Wissenschaft pauschal angegriffen, bevor Du Deine Erörterungen gepostet hattest. Das nur ergänzend.

    Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Frage 1: Warum erscheinen überhaupt wissenschaftliche Artikel?
    Antwort: Nach meiner Meinung aus Geltungssucht (oder, positiver formuliert, weil der veröffentlichende Wissenschaftler Anerkennung mindestens seiner Kollegen sucht).


    Tja, das kommt davon, wenn man "nebenher" im Forum schreibt. Da habe ich mir doch glatt das kleine Wörtchen "auch" nur gedacht, und es nicht getippt. Also:
    "Nach meiner Meinung MANCHMAL AUCH, weil der veröffentlichende Wissenschaftler Anerkennung mindestens seiner Kollegen sucht."


    Ich entschuldige mich in aller Form dafür, die Wissenschaft und die Wissenschaftler mit dieser Formulierung in ihrer Gesamtheit angegriffen, ja, geradezu verurteilt zu haben. Ganz ohne Spott bin ich davon überzeugt, mit der von mir gewählten Formulierung Tausende, wenn nicht Zehntausende Wissenschaftler weltweit, die mit viel Enthusiasmus und unter großen Entbehrung ihre Ideale verfolgen, mit denen, die sich wohl zu Recht dem von mir geäußerten Verdacht aussetzen, über einen Kamm geschert zu haben.


    Es tut mir außerdem leid, damit die Diskussion weit ab vom eigentlich interessanten Pfad geführt zu haben.


    Damit Ihr mir meine Entschuldigung auch glaubt, ich bin nach wie vor der Meinung, daß der Anteil an idealistischen Menschen in der (institutionalisierten) Forschung vermutlich genauso groß oder klein ist wie in allen anderen Berufen auch, mehr oder weniger. Wie genau man diesen Anteil nun wahrnimmt, hängt vom persönlichen Menschenbild ab und das kann man wohl kaum hier diskutieren.



    Zitat

    Original von Sternenfahrer
    Frage 2: Läßt sich dieses Ziel - Anerkennung, Ruhm, "sich einen Namen machen" - mit Forschungen über Brettspiele erreichen?
    Antwort: Ich vermute: Nein.


    An dieser Theorie halte ich weiter fest.

    Zitat

    Original von Elektro
    (...)Dem ist mit Sicherheit nicht so - aber du hast es doch ganz generell in Frage gestellt, wieso es eigentlich wissenschaftliche Artikel gibt, und dass diese nur der Geltungssucht dienen. Ich habe dir lediglich ein Gegenbeispiel genannt.


    Ein Gegenbeispiel ist doch kein Argument gegen eine generelle Aussage, daß es meiner Meinung nach in einer Vielzahl der Fälle die Motivation ist?


    Zitat

    Original von Elektro
    Ich habe doch gar nie behauptet dass es zu wenige Wissenschaftler in diesem Bereicht gibt. Wieviele Forscher sind es denn? Ich weiss nur, dass es jährlich (?) die Boardgame-Studies gibt, die zuletzt in München-Haar verstanstaltet wurden. Wieviele Teilnehmer waren dort vertreten?


    Du nicht, aber Ravn. Meine Theorie dazu habe ich ja jetzt erläutert. Die findest Du wenig wahrscheinlich; hast Du eine alternative Erklärung?


    Haar:

    Zitat

    70 Forscher aus Staaten wie Mexiko, Italien und Dänemark


    Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt…enz-in-haar-a-828722.html

    Zitat

    Original von LemuelG
    (...)Aber so kommt es tatsächlich auch wieder und wieder zu signifikanten Erkenntnissen aus der Forschung - ob Du das wahrnimmst oder nicht.(...)


    Dazu habe ich doch gar keine Aussage gemacht.


    Zitat

    Original von LemuelG
    Natürlich - nicht jede Forschung führt zu nobelpreiswürdigen Durchbrüchen. Aber auch das Ausschließen nicht gangbarer Wege ist Beitrag zum Wissensstand, wenn auch halt nicht so populär und erfolgswirksam.


    Das ist ein sehr interessanter Absatz, den ich sofort so unterschreibe. Den Zusammenhang zur hier diskutierten Frage von Ravn sehe ich nicht.



    Auch wenn Ihr sehr emotional und teilweise persönlich angreifend argumentiert - was denkt denn Ihr, warum niemand nennenswert Arbeit in die Brettspielforschung investiert?
    Habt Ihr die Artikel zu den Board Game Studies Conventions (zuletzt in Haar) gelesen? Das waren nicht viele Wissenschaftler.


    Ich bleibe dabei, ein nicht näher quantifizierter, aber durchaus erheblicher Teil der wissenschaftlichen Gemeinde übt diesen Beruf aus denselben Gründen aus, aus denen eben ein erheblicher Teil der berufstätigen Menschen sich ihre Berufe ausüben - eher egoistische Gründe wie z.B. der Zwang zum Geld verdienen. Und Gehälter sind wohl in der Wissenschaft eher direkt ans Forschungsgebiet gekoppelt. Jemand, der bei BMW am Elektromotor tüftelt (und das ist übrigens auch unter Umständen ein hehres Ziel) wird sicher deutlich mehr verdienen als jemand, der im Sand der Wüste nach steinernen antiken Pöppeln gräbt!
    Darüberhinaus muß man, um es in der "reinen" Forschung Karriere machen zu wollen, aus meiner Sicht auch gewisse "Rampensau"-Qualitäten mitbringen. Das will ich gar nicht werten, aber in den Raum stellen. Wer mir diese Einstellung nehmen will, muß schon etwas dichter argumentieren als mit "ich kenne jemanden, der...". Und da mit der Erforschung von Brettspielen kein Blumentopf zu gewinnen ist, macht es auch (fast) niemand. Sage ich.


    Natürlich kann man mich da auch einfach niederschreien oder mit der Erwähnung von Leukämie-Forschung die Diskussion auf eine sehr emotionale Ebene heben. Damit erntet man breite Zustimmung, und ich stehe mal wieder als Querulant da, mit dem man besser nicht diskutiert; schade, ich hätte andere Erklärungsmuster interessant gefunden.


    Übrigens, weil ich gerade am Schreiben bin: Das SPEKTRUM DER WISSENSCHAFTEN druckt natürlich ebenfalls - meiner Meinung nach - keine Artikel zum Thema, weil sie a) damit keine Auflage machen und b) Angst haben, ihren Ruf als relativ seriöses Magazin zu riskieren.


    Mag man mir hier auch so vehement widersprechen?

    Zitat

    Original von Elektro
    (...) Dein Argument ("fishing for compliments") ist jedenfalls ein Schlag ins Gesicht aller Wissenschaftler die die Welt in teilweise jahrelanger aufopferungsvoller Forschungsarbeit (meine Frau hat häufig 10-12 Stunden-Tage, bei äusserst mittelmässiger Bezahlung) verbessern möchten.


    Nur, daß ich Deine Argumentation richtig verstehe - warum forschen Deiner Ansicht nach zu wenige Wissenschaftler im Bereich der Brettspiele?
    Weil sie dort keine Leben retten können? Ich meine das gar nicht so provokativ, wie es klingt - ich möchte das nur verstehen.

    Richtig - weil Deine Frau so ist und das tut, gilt das unmittelbar und direkt für alle Wissenschaftler weltweit, und es würde auch automatisch für diejenigen gelten, die dasselbe für Brettspiele tun; Entschuldigung, das wußte ich nicht...

    Zitat

    Original von LemuelG
    (...) Wissenschaft lebt vom Widerstreit der Argumente ... (...)


    Ach... Ich hatte vergessen, daß ich im Forum bin, in dem von Spieleherstellern angenommen wird, daß sie das tun, um uns eine Freude zu machen! :)
    Darf ich Deine Einstellung zum tatsächlichen Wissenschaftsbetrieb als "naiv" bezeichnen, ohne daß Du das als Beleidigung ansiehst?

    Frage 1: Warum erscheinen überhaupt wissenschaftliche Artikel?
    Antwort: Nach meiner Meinung aus Geltungssucht (oder, positiver formuliert, weil der veröffentlichende Wissenschaftler Anerkennung mindestens seiner Kollegen sucht).


    Frage 2: Läßt sich dieses Ziel - Anerkennung, Ruhm, "sich einen Namen machen" - mit Forschungen über Brettspiele erreichen?
    Antwort: Ich vermute: Nein.

    Zitat

    Original von ravn
    (...)Aber eventuell liegt es auch daran, dass ich bei den typischen anderen faz-themen nicht so die ahnung habe. Eventuell sind die generell eher oberflaechlich? (...)


    Dieser Gedanke ist seit dem Studium ein Steckenpferd von mir: Ich habe noch nie einen Artikel in der Presse zu einem Thema, bei dem ich mich auskenne, gelesen, in dem Dinge nicht falsch wiedergegeben worden wären oder der Schwerpunkt schlecht gewählt war. Die Qualität von Berichterstattung im allgemeinen wird meiner Meinung nach stark überschätzt! Behalte diesen Gedanken im Hinterkopf, wenn Du Artikel über Wirtschafts- oder Gesundheitspolitik liest: Der Autor wird in aller Regel darüber genauso wenig wissen wie Du...


    Beim diesem Artikel über Brettspiele in der FAZ finde ich (deshalb? sogar?), daß Udo Bartsch eine sehr gute Arbeit geleistet hat - ich kenne Nichtspieler, die selbst diesen aus Deiner Sicht eher seichten Artikel nicht lesen würden, wenn ich sie nicht darum bitten würde, weil er "so lang" ist. Dafür ist er eigentlich eine gute Mischung aus unterhaltsam und informativ; die Tipps könnte man natürlich auch lange diskutieren, aber am Ende des Tages sind die genannten Spiele dann doch geeignete "Gateway"-Spiele, finde ich.