Ich abstrahiere die Spiele aus dem Thema heraus; aber oft veranlassen mich die Spiele dann dazu, die wirklichen historischen Gegebenheiten nachzulesen. So zum Beispiel bei MARIA, 2 DE MAYO oder A FEW ACRES OF SNOW.
Ich glaube gerne, dass es eine Menge Menschen gibt, die so wie Dein Bekannter ein Problem mit den Spielen haben, die Du aufgeführt hast.
Dann gibt es noch unter Anderem die Möglichkeiten:
- Der- oder Diejenige betrachtet Spiele sowieso als Kinderspiele, wodurch die Kombination von diesen Themen und einem Spiel fast schon unmöglich wird. Eine Abstraktion ist nicht vorstellbar für ihn oder sie, und daher auch das Kopfschütteln. Aber am Abend wird dann ein ordentlicher Action-Knaller im Kino geschaut, wo der "Held" die "Bösen" zu Dutzenden abknallt...
- Es ist in der Tat so, dass dieser Mensch in (fast) allen Lebenssituationen auf politische und ethische Korrektheit achtet, nur ungern Fleisch isst, und wenn, dann auf keinem Fall ohne Herkunftsnachweis - oder gar aus Massentierhaltung!
Letztendlich musst Du Dir selbst eben die Frage stellen:
Was bedeutet es für MICH, wenn ich bei NO RETREAT! den Counter der 8. Armee mit einem Angriffsbefehl versehe, was in der historischen Realität ja den Tod und das Leiden von vielen, vielen Menschen bedeutet hat?
Bin ich total im Thema, wenn ich ein historisches Spiel spiele? Stelle ich mir bildhaft vor, wie die Menschen umkommen oder Land zerstört wird - und erfreue ich mich DARAN, wenn ich ein Spiel gewinne - oder erfreue ich mich an der gemeisterten taktischen und strategischen Herausforderung, abstrahiert vom eigentlichen Thema?
Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob es Dich zum Unmenschen macht, im wahrsten Sinne des Wortes "entmenschlicht", weil Du nicht mehr fähig bist, hinter dem taktischen Überblick das menschlichen Einzelschicksal zu sehen?
(Ich bin oftmals der Meinung, das dies ab einem gewissen "Level" in der Management-Struktur geschieht. Der "Kostenabbau" und die "Verschlankung der Prozesse", welche auch den Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten, werden mit eben solchen Worten geschmückt, damit eben das Einzelschicksal des Angestellten verborgen bleibt. Aber ich schweife ab...)
Ich persönlich gehe sehr abstrakt an Spiele heran, stelle mir aber gerne hin und wieder solche Fragen, um zu Entscheiden, WAS ich da eigentlich Spiele. Zudem frage ich mich auch nach der Aussenwirkung, wenn ich solche Spiele anderen präsentiere. FIELD COMMANDER: ROMMEL z.B. ist mir eher unangenehm - ich werde das Spiel sicherlich auch bald wieder verkaufen. Von ANDEAN ABYSS und LABYRINTH: WAR ON TERROR habe ich auch Abstand genommen, weil mir die Spiele vom Thema her "zu nah dran" sind. Aber das muss jeder für sich selbst beurteilen...