Beiträge von LemuelG im Thema „VEGAS (ALEA) Review“


    Ich bin nun auch kein Marketingexperte (obwohl BWL-studiert). Das beste, was ich auf die Schnelle gefunden habe, ist das hier. Natürlich muss man das immer noch auf das jeweilige Produkt anwenden ... Zielgruppenansprache und Kaufabläufe laufen bei Wiederholungskäufen wie Shampoo ja ziemlich anders als bei Spielen, die man ja in aller Regel nur einmal kauft.


    Aber grundsätzlich ist der Gedanke doch ganz einleuchtend: Wie groß ist die Zielgruppe für mein Produkt, die ich bei idealem Einsatz von Werbung dazu motivieren kann, mein Produkt auch zu kaufen? Diese Zielgruppe besteht doch nicht bloß aus den Leuten, die dann tatsächlich das Spiel kaufen, sondern es wird immer auch Leute geben, für die das Spiel eigentlich auch interessant sein sollte, die sich aber aus irgendwelchen Gründen gegen einen Kauf entscheiden. Nur weiß man eben vorher in aller Regel nicht, wer nun kauft und wer nicht. Darum ist es doch relevant zu wissen, um wen (also die Leute in welcher Zielgruppe) muss ich mich bemühen, wen kann ich ignorieren? Wie aufwendig ist eine angemessene Werbekampagne? Und so weiter. Wenn ich von vornherein einen Großteil dieser Leute als potenzielle Kunden ausschließe, weil ich nur den durchschnittlichen Marktanteil betrachte, dann entgehen mir vielleicht Marktsegmente, in denen mein Produkt vielleicht super angekommen wäre. Und das hat dann mit dem Begriffsinhalt von "potenzielle Kunden" auch nichts zu tun ... wenn es neben diesen 2000 noch weitere geben kann, die ich aber nicht mitzähle (was wären das dann - unpotenzielle Kunden?!?!). Insofern ist die Begriffsverwendung in der Tat Unfug ... dies ist aber keine Wertung über den Verwender, also Dich, sondern nur über die verwendete Definition.


    Hinsichtlich des internationalen Marktes und Nichtspielern als Käufern hast Du bei einer Teilmenge der Spiele definitiv recht. Daher muss tatsächlich für jedes Produkt eine eigene Überlegung erfolgen, für wen das denn sein soll.



    Natürlich hat auch der Durchschnittswert eine gewisse Aussagekraft ... aber eben nicht in Bezug auf die potenziellen Kunden. Ich gewinne vielleicht eine Vorstellung davon, welchen Anteil an ihrer Zielgruppe andere Produkte erreicht haben (wobei hier die Divergenz der Verkaufszahlen zwischen verschiedenen Spielen schon beträchtlich ist und mir echte Zahlen eines vergleichbaren Produktes mir diesbezüglich mehr Informationen liefern als der Durchschnittswert), und ich rechne nicht mit völlig überdimensionierten Verkaufszahlen.


    Sorry, lieber Warbear, aber diese Interpretation ist betriebswirtschaftlich gesehen tatsächlich Unfug. Der Begriff der potentiellen Kundenzahl gibt in der Tat (und wie von widow_s_cruse verwendet) an, wieviele Kunden ein Produkt potentiell, also bei maximalem Markterfolg, erreichen kann. Und das ist in der Tat die Gesamtzahl von Spieleinteressierten. Der Erfolg eines Produktes lässt sich dann darin ausdrücken, welchen Prozentsatz von dieser Maximalzahl das Produkt erreicht.


    Der von Dir berechnete durchschnittliche Wert hat hingegen nur sehr bedingt Aussagekraft, da selbstredend verschiedene Spiele für verschieden viele Spieler attraktiv sind. Folglich wird es Spiele geben, die deutlich mehr Käufer finden, und andere Spiele, die deutlich weniger Leute erreichen. Als ein erster Indikator für die Auflagengröße mag das angehen, aber dieser muss dann natürlich um weitere Faktoren (familientauglich? verfügbar in großen Kaufhäusern? etc.) ergänzt und angepasst werden, so dass das endgültige Ergebnis in nahezu jedem Fall deutlich vom Durchschnittswert abweichen dürfte.

    Zitat

    Original von Herbert


    Darür haben Sie doch die Marken Ravensburger und FX, bei letzterer wäre Vegas auch bestens aufgehoben.


    Irgendwer hatte weiter oben ein Statement von Stefan Brück im Spielbox-Forum verlinkt. Einfach mal durchlesen - dann wird völlig klar, dass Alea vollkommen autonom von Ravensburger funktioniert und es keinerlei redaktionelle Überschneidung oder strategische Produkt-an-eine-Verlagstochter-auslager-Politik gibt. Bei Alea erscheinen genau die Spiele (wir sprechen exakt ...), von denen Stefan Brück überzeugt ist - und keine anderen.

    Zitat

    Original von Herbert
    Dass alea seinem selbst gestellten Anspruch nicht gerecht wird, sollte klar sein. Es kann doch kein Mensch ernsthaft bestreiten, dass das Spiel Vegas in konträreim Widerspruch zu dem Satz "Alea ist eine Marke des Ravensburger Spieleverlags, unter der Spiele mit besonders hohem strategischem Anspruch veröffentlicht werden." steht. Das Wegzudiskutieren halte ich mit Verlaub für albern. Das Spiel ist zum einen überhaupt nicht strategisch und es hat weiterhin einen gegen Null konvergierenden Anspruch.


    Ich bestreite in keiner Weise, dass Vegas keinen besonders hohen strategischen Anspruch hat. Ob sein Anspruchsniveau nun gegen 0 geht oder mit 1 gerade richtig getroffen ist (immerhin muss man ja ein paar Wahrscheinlichkeitsabwägungen machen), sei mal dahingestellt. Genauso wie Dein Urteil des Mittelmaßes, das ich nach meinen Vegas-Partien nun gar nicht nachvollziehen kann.


    Was ich bestreite, ist, dass sich aus der obigen Aussage ergeben soll, dass JEDES Alea-Spiel strategisch anspruchsvoll sein muss (die besondere Höhe ist, wie oben diskutiert, sicher davon abhängig, was man denn als normalen Anspruch definiert, relativ zu dem sich dann die besondere Höhe misst). Natürlich sagt einem die umgangssprachliche Intuition, da stünde eben das - aber wenn man sich den Satz genau anschaut, steht dort eben nur, dass im Alea-Verlagsprogramm anspruchsvolle Spiele veröffentlicht werden, aber nicht, dass dort keine weniger anspruchsvollen veröffentlicht werden. Aber umgangssprachlich ist eben nicht zwangsläufig auch korrekt.


    Diese Intuition führt hier nämlich genauso in die Irre wie bei der Aussage "Deutschland war ein Mal Europameister." Umgangssprachlich-intuitiv liest man hier: "Deutschland war GENAU ein Mal Europameister." Wie einem aber sowohl Mathematiker, die es mit der Sprache berufsbedingt etwas genauer nehmen müssen, als auch Fußballfans sagen können, heißt das vielmehr: "Deutschland war MINDESTENS ein Mal Europameister."


    (Und ehe ich nun als Alea-Fanboy gebrandmarkt werde: Es gibt auch Alea-Spiele, die mir gar nicht gefallen haben, so etwa Notre Dame und Artus. Und noch viel mehr, die ich noch gar nicht gespielt habe. Ich beteilige mich an dieser Diskussion eher aus sprachlogischen als aus luditiven Gründen.)

    Zitat

    Original von Attila
    Also ich weiss nicht was ihr unter "besonders hohem strategischem Anspruch" versteht. Aber offensichtlich etwas anderes als ich.
    Alea hat zweifelsohne gute Spiele im Programm, auch welche mit "strategischem Anspruch" (ob der besonders hoch ist ... naja, darum streite ich jetzt nicht) - selbst mit gutem Willen kommt man aber auf 50%. Beim Rest tue ich mich sehr schwer überhaupt irgendeinen strategischen Aspekt zu finden - aber auf jedenfalls kann mir niemand erzählen das er "besonders hoch" ist.


    Das es dort ja nicht explizit ausgeschlossen ist ist eine ziemlich schwache Argumentation. Ich meine, was will uns dieser Spruch denn sagen? Wenn man nicht sagen möchte das die bei Alea veröffentlichten Spiele einen besonderen strategischen Anspruch haben, was denn dann?
    Soll es heissen "Möglicherweise veröffentlich Alea Spiele mit besonders hohem strategischem Anspruch. Vielleicht aber auch nicht." ?


    Den Anspruch kann man durchaus in Relation zum durchschnittlichen Ravensburger-Programm sehen. D.h. was unsereiner als besonders strategisch anspruchsvoll betrachtet, muss nicht das sein, was hier gemeint ist.


    Es soll heißen: "Alea veröffentlicht regelmäßig Spiele mit besonders hohem strategischem Anspruch (über dessen Definition man gesondert diskutieren kann), die aber im sonstigen Ravensburger-Programm eher nicht zu finden sind, wenn nicht mal versehentlich ein Asara durchrutscht. Aber nicht jedes von Alea veröffentlichte Spiel muss zwanghaft diesen hohen strategischen Anspruch haben."

    Zitat

    Original von ode


    ?(


    Ich meine damit Spiele, die eine 9 oder 10 auf der Skala erhalten würden. Also sehr anspruchsvolle Spiele, die auch für manchen erfahrenen Vielspieler zu viel des Guten sind, der Puerto Rico gerade richtig findet.

    Lieber Atti,


    alea für Deine logisch inkorrekte Interpretation einer Aussage zur Rechenschaft zu ziehen, ist dann doch ein wenig ... un-nett. Wie Elektro schon richtig angemerkt hat, steht da nirgends, dass alea ausschließlich Spiele mit besonders hohem strategischem Anspruch veröffentlicht. Das ist als ob da stünde: "Atti meckert über alea-Spiele", und Du dürftest dann nicht mehr über andere Spiele meckern (was wohl in diesem Leben nicht mehr passieren wird :) ).


    Und bereits Royal Turf war vor vielen Jahren die erste 1 bei alea. Viel eher schon könnte man diskutieren, ob das mit dem besonders hohen strategischen Anspruch denn jemals gestimmt hat - immerhin ist die 7 von Puerto Rico nach wie vor der höchste Wert auf der Skala. So richtige Strategiekracher waren bei alea noch nie wirklich zu Hause. Dafür ein breites Spektrum von sehr schön redaktionell bearbeiteten Spielen, von denen auch die leichtere Kost selbst bei vielen Vielspielern gut ankommt.


    Was nun das erwähnte Indigo von Ravensburger angeht, so hat dieses tolles Material und ist sehr schön anzuschauen, aber die inhaltliche Ähnlichkeit zu Tsuro und Metro ist aus meiner Sicht dann doch so eng, dass ich hierin den Hauptgrund für die Nichtnominierung sehe.