Beiträge von LemuelG im Thema „Spielt ihr auch Schach als Brettspieler?“

    Zitat

    Original von Attila
    Schon in der untersten Bezirksliga hat man sich auf seine Gegner vorbereitet. Und das schon in der C-Jugend! :)
    Partien wurden bei uns *immer* Mitgeschrieben. Das war imo sogar Pflicht.
    Und das ging ganz ohne Internet ! :)


    Mitschreiben war und ist Pflicht, damit der Schiedsrichter (oder die beiden Mannschaftsleiter, die in unterklassigen Ligen diesen Posten gemeinsam ausfüllen) im Streitfall (wurde vor der Zeitüberschreitung der 40. Zug ausgeführt, wurde wie reklamiert tatsächlich 3x die Stellung wiederholt = remis) eine Entscheidungsbasis haben. Das heißt aber nicht, dass diese Mitschrift dann auch automatisch an alle Vereine der Liga ging. So einen Mitschriftendienst gab es nur in den höheren Klassen.

    Klar hat man sich auch in unteren Klassen auf Gegner vorbereitet - wenn man den denn kannte oder irgendwer aus dem eigenen Verein schon mal mit der richtigen Farbe gegen den gespielt hatte. Auf diese Weise habe ich meinen größten Skalp (einen späteren 2.-Bundesliga-Spieler) errungen. Aber dann fehlte häufig plötzlich der gegnerische Stammspieler an Brett 1, und wegen des vorgeschriebenen Aufrückens bei Einsatz eines Ersatzspielers mit höherer Meldenummer kriegte man dann doch einen ganz anderen Gegner ...

    @ Jimmy Dean: Naja, wenn Du im Fußballverein spielst, dann willst Du ja auch gewinnen, d.h. Du solltest über gewisse Grundfähigkeiten verfügen (Kondition, Schnelligkeit), viel trainieren und optimaler Weise die taktischen Vorgaben eines guten Trainers verstehen und umsetzen. Schach im Verein ist da nicht so anders. Und als Mannschaftssport (8 gegen 8, bzw. 8mal 1 gegen 1 bei Addition der Punkte der jeweiligen Seite) hat es schon seinen ganz eigenen Reiz. (z.B. Es steht 3:4 gegen Dein Team, Deine Stellung ist eigentlich Remis, aber Du musst auf Gewinn spielen ...)

    Aber: Ja, Schach im Verein ist nicht gemütliches Gesellschaftsspielen im Verein, sondern durchaus leistungsbezogen wie in einem Sportverein.

    Zitat

    Original von Attila
    Gerade weil die als vermeintlich schlechter galten, kannten das nicht so viele Spieler und dazu war man auch rel. schnell raus aus der Theorie.
    Alles kann keiner. Solides Basiswissen in Theorie hat jeder halbwegs gute Hobbyspieler. Es geht hat darum den anderen Spieler nicht in "sein" Spiel kommen zu lassen, wo er sich vermutlich weitaus besser auskennt als man selber.


    Das funktioniert bis zu einer gewissen Spielstärke der Gegner, jenseits derer die sich damit auch auskennen. Habe selbst als Weißer iim geschlossenen Sizilianer so manchen Gegner auf dem falschen Fuß erwischt. Als Schwarzer hat man es da schon schwerer ... sagen wir, Du spielst Französisch ... dann musst Du tatsächlich in allen Varianten, die der Weiße einschlagen kann Vorstoß, Abtausch, Sc3, Sd2, um die gängigsten zu nennen) wissen, wie es weitergeht und worauf es ankommt. Und wenn Du Dich in nur einer dieser Varianten nicht wohlfühlst, kann das ein Grund sein, die komplette Eröffnung zu verwerfen.

    Im Wettbewerbsbetrieb in den etwas höheren Ligen (spätestens ab Oberliga im Erwachsenenbereich) werden die eigenen präferierten Eröffnungen publik, weil die Mitschriften zentral veröffentlicht werden. Im Jugendbereich (U20) gab es so einen Partienservice sogar in der Jugendbundesliga, die oberhalb der einzigen Jugend-Spielklasse auf Landesebene lag. Wenn sich die Gegner auf das vorbereiten können, was Du regelmäßig spielst, dann kommst Du mit Durchmauscheln nicht weit.

    Schach ist schon toll ... ich war früher auch im Verein, aber mir hat immer die Energie gefehlt, um mich wirklich intensiv mit Eröffnungs- und Endspieltheorie auseinanderzusetzen. (Das war immer wie Vokabeln lernen, da war ich auch nie gut.) Im Mittelspiel konnte ich intuitiv spielen, da hatte ich am meisten Spaß ... nur mit zunehmender Spielstärke wird man zu oft bereits in der Eröffnung gemeuchelt, als dass man sich aufs Mittelspiel verlassen könnte. Deswegen ist meine Spielstärke (gemessen in der DWZ) irgendwann stagniert, und das gemeinsam mit Zeitmangel hat dann irgendwann dazu geführt, dass ich das aufgegeben habe.

    Ohne Uhr spiele ich aber auch ungern Schach. Blitzschach dagegen ist toll - ich war im Oktober nach Jahren mal wieder zu Besuch beim Trainingsabend meines alten Vereins, habe spontan (nach mehreren Jahren ohne Schachspiel) am Blitzturnier teilgenommen und bin aus dem Stand 5. von 18 geworden. Da war ich schon stolz ...