Beiträge von GangZda im Thema „BvB, BuBu oder Albtraum jeden Farbenblinden... Ein ambivalentes Review“

    Hallo zusammen,


    endlich bin ich auch mal dazu gekommen mein Exemplar der "Burgen von Burgund" zu viert zu spielen. Ich möchte hier mal eben meine Eindrücke loswerden, und würde gern Feedback haben, ob ich irgendwas total falsch wahrnehme oder ob Ihr persönlich das ähnlich seht.


    1. Material :floet:


    Das Spielmaterial, -Verpackung und die Regeln sind absolut ok. Das Einzige was uns störte waren nicht intuitive Symbole auf den Hellgrünen Plättchen und die nicht übereinstimmenden Farben von Plättchen und Spieler-Tableaus (ja, dieses hellgrün sollte eigentlich gelb sein). Ich meine einen Prototyp gesehen zu haben wo alles richtig bunt war... so jedenfalls hat man Grün, (hell)Grün, (dunkel)Grün, Grau, Dunkelgrau, Braun und Blau... ich weiß ja nicht.


    OK OK, man kann sagen wenn man es stattdessen Rot, Gelb, Grün, Blau, Lila, Weiß und Schwarz gemacht hätte, dann würde das Spielbrett so aussehen wie von der Cambridge-Ausgabe von "Glory to Rome", aber wäre wohl bei allen Lichtverhältnissen besser auseinander zu halten.


    Aber ok... Spielmaterial hin oder her... Ich habe noch zwei dicke Punkte abzuhandeln


    2. Thema :down:


    kurz: Die Thematik kommt nicht rüber. Für mich ist und bleibt es ein relativ abstraktes Spiel. Es gibt hier und da Mechaniken die nicht thematisch zum geschehen passen und man kann nicht sagen, dass man alles was der Spieler macht in irgendeiner Geschichte verweben könnte. Zumindest sehe ich das alles nicht... für mich fühlt es sich so an wie auch Vanuatu: ich mache etwas weil dir regeln es so wollen, und nicht weil es thematisch am meisten sinn machen würde. Bei Spielen wie Twilight Struggle oder No Retreat oder Agricola oder einigen anderen Spielen ist das Thema so in die Mechanik eingewoben, dass man auch mal die Mechanik NICHT primär anschaut sondern einfach thematisch überlegen kann. Z. B.: "Macht es noch Sinn vor Ende des Winters den Russen anzugreifen";(No Retreat) Die Mechaniken tragen hier das Thema und simulieren grob die wahrscheinlichste Folge der Entscheidungen. Diesen Aspekt sehe ich bei BuBu nicht.


    Das Spiel will es auch nicht sein. Schade, denn die Schachtel sah mir stark thematisch aus. Leider ist man meistens mit dem Vergleichen von Zahlen beschäftigt statt "Die Burgen von Burgund" zu errichten. - Das war mein Eindruck.


    3. Mechanik :love:


    Ich muss sagen, ich hab noch nicht alle Feld Spiele gespielt aber gewiss hat er die ein oder andere Innovation auf Lager. Auch hier spielt sich das Spiel sehr rund. Man hat den Eindruck, dass die Mechaniken gut ineinander greifen, man findet wirkungsvolle Combos und bei nahezu jeglichen Würfelwurf Wege an das nächste Etappenziel zu kommen. Das Würfelglück scheint dadurch nahezu vollkommen von Taktik ausgehebelt zu sein, da man viel "Mitspracherecht" bekommt... Das ist sehr sehr gut, denn so hat man Glück im Spiel was gegen meine AP hilft, da man nicht weit genug vorausplanen kann, aber dennoch bekommt man das Gefühl viel Einfluss auf das geschehen zu haben.


    Klingt positiv? Ja, ich glaube tatsächlich, dass rein mechanisch BuBu in einer hohen Liga spielt.


    Warum nur baut sich dann bei mir keine Spannung auf? Kein Verlangen nach einem Rematch? Kein allzugroßer Spaß?


    Ich denke, dass das Spieldesign an der Stelle versagt, dass es Abwechslungsfrei ist (man macht wirklich vom ersten bis zum allerletzten Zug nichts anders) und es keine Spiel-Entwicklung gibt wie in einem Film oder Theaterstück mit 3 Akten.


    Hier die hervorragende Wikipedia-Erklärung für Filmdramaturgie:

    (versucht es mal auf "Im Wandel der Zeiten", "Civilization", "Battlestar Galactica" oder teilweise sogar "Euphrat und Tigris" oder "Brass (Kohle)" zu vergleichen, und seht, was diese Spiele so "spannend macht")


    Zitat

    1. Akt – auch Exposition oder Einführung genannt – umfasst etwa ein Viertel der Filmlänge [...]
    Bei der Exposition handelt es sich um eine Vorgeschichte, die zur eigentlichen Geschichte hinführt und den raumzeitlichen Horizont der Handlung vermittelt. Auch werden im ersten Akt die wichtigsten Figuren, die Situation sowie grundlegende Probleme bzw. Konflikte eingeführt, welche die Handlung in Gang bringen und vorantreiben. Meist handelt es sich hierbei um ein äußeres Problem, das neben der Hauptfigur auch noch andere Personen bis hin zur ganzen Welt betreffen kann und ein inneres Problem, das die Hauptfigur in sich selbst lösen muss. Oft hängt von der Lösung des innern Problems ab, ob der Protagonist im Stande ist, das äußere Problem zu lösen. [...]


    Bei einigen guten Spielen (z.B. "Im Wandel der Zeiten") ist es so, dass man eben eine gewisse Einführung im Spiel bekommt (alle fangen gleich an, alle machen grob das gleiche, es geht langsam los, erste Probleme und Konflikte entstehen) Es gibt innere und äußere Probleme (seine Eigene Zivilisation mit den Eigenen Problemen und die Gegner und äußere Umstände)


    Zitat

    Der 2. Akt (Konfrontation) ist mit etwa der Hälfte der gesamten Filmlänge der größte Akt. Er wird durch den sogenannten Zentralen Punkt in zwei Teile gegliedert und endet mit dem zweiten Plot Point.
    Im zweiten Akt beginnt die Hauptfigur sich aktiv mit den bestehenden Problemen auseinanderzusetzen und sucht nach Wegen, wie diese gelöst werden könnten[...]


    Wie im Film ist auch im Spiel dieser Akt der Hauptgang (meistens 100%, bei exzellenten Spielen weniger... ideal wahrscheinlich auch hier 50%). Hier kennt man das Problem oder Aufgabe aus der Exposition und sucht nach dem Besten Weg dieses Problem oder Aufgabe zu lösen. Die Gegner tuen natürlich das Gleiche und so gibt es ein spannendes hin und her. Bei "Im Wandel der Zeiten" ist es z.B. der große Teil des Spiel in dem man die "Engine" baut. - die "Machine" die einem zum Schluss die meisten Punkte bringen soll. Dabei entwickelt man eine Strategie die gegen die Anderen bestehen soll.


    Zitat

    Der 3. Akt (Auflösung und Schluss) umfasst etwa ein Viertel der gesamten Filmlänge. Hier versucht die Hauptfigur (und ggf. deren Verbündete) mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnis bzw. Einsicht oder mit einer List, Falle, Waffe etc. das Problem bzw. den Konflikt zu lösen. Im Falle von „Star Wars – Episode IV“ muss die Rebellion hier die Daten über den Todesstern auswerten, um eine Schwachstelle im Todesstern zu finden, damit sie diesen (letztlich mit Luke Skywalkers Hilfe) vernichten können.


    Hier wird nun komplett auf den Endspurt umgestellt. Effizienz und Fortbestehen der Maschine ist zweitrangig, denn diese muss nun fertig sein und "bereits laufen". Was zählt ist die Schlusswertung (oder der tote Todesstern...) :shoot: Es wird alles darauf umgestellt. Führende Spieler versuchen die Führung zu sichern und keinen Fehler zu machen und andere gehen Risiken ein und setzen alles auf eine Karte... :box:


    DAS ist Spannungsbogen! Warum seh ich das nur in den wenigsten Spielen?


    ?(


    Gerade das fällt mir ein wenn ich BuBu spiele.


    Wie die meisten Spiele hat auch BuBu genau einen Akt... den 2ten. Und selbst der wird nichtmals durch einen zentralen Punkt geteilt...


    Vielleicht hilft euch das mich zu verstehen.


    DANKE an alle die bis hierher gelesen haben!


    DANKE für alle Meinungen!


    Ich freue mich auf jegliche Kritik!


    Alex :)