Erfahrungs-Update:
Heute in Sechserunde erneut "Die Akte Whitechapel" gespielt - diesmal mit mir als Jack the Ripper. Die erste Nacht war noch recht einfach, einen ungefährdeten Weg zurück zum Versteck zu finden. Allerdings konnten die Ermittler des Versteck auf die südliche Hälfte des Spielplans eingrenzen.
Das wurde mir dann auch in der zweiten Nacht zum Verhängnis. Die einzige Mordmöglichkeit, die nicht in unmittelbarer Nähe eines Ermittlers und zudem zu nahe beim Versteck war, die war ganz im Osten der Karte. Also ein recht weiter Weg bis zum Versteck. Hätte ich eine Mord in direkter Verstecknähe gewählt, hätte ich wohl die dritte Nacht dann nicht überlebt, weil die Ermittler mein noch weiter eingegrenztes Versteck umkreist und damit abgeschnitten hätten. Also der Versuch, durch ein paar weite Schritte im nördlichen Teil, die Ermittler weit genug abzuschütteln, so dass ich unentdeckt nach Süden und damit zum Versteck durchstossen konnte.
Soweit der Plan. In der Praxis stellte sich mein Vorhaben weitaus schwieriger heraus, da ich mir wenig Umwege leisten konnten und die Ermittler mir recht schnell auf die Fährte kamen und zudem auch noch die richtigen Schlüsse zogen. So wurde ich schliesslich eingekreist und konnte selbst nicht mit Kutschen- oder Gassen-Bewegungen entkommen. Eventuell habe ich die Flucht auf die zu leichte Schulter genommen, weil ich hätte - wie im Nachheinein gemeinsam analysiert - durchaus einen besseren Weg finden können.
Somit haben die Ermittler in der zweiten Nacht nach drei Spielstunden inklusive Erklärung gewonnen. Lag allerdings auch an dem diskussionsfreudigen 5er-Ermittler-Team. Aus der Perspektive von Jack superspannend, weil ich mich doch arg gehetzt fühlte und allzu oft meinte, das die Ermittler meine Wege vorausahnen konnten. Andererseits kam auf Ermittlerseite teils ein wenig die typische Verfolgerfrust auf, weil lange Zeit keine Spur von mir zu finden war und Verfolgungen ins Leere führten. Soweit wohl realistisch, aber nicht einfach, diese Phase durchzustehen, weil eigentlich soll ein Spiel ja durchgängig Spass machen, wenn auch gerne auf einer heraufordernden und fordernden Ebene.
Was bleibt als Erkenntnis? Jack zu spielen, das ist nicht einfach, Zu sicher darf man sich da nie fühlen, was mir schliesslich dann auch zum Verhängnis wurde. Oft waren die Ermittler näher am Spielsieg, als diese selbst vermutet hatten. Genau diese andauernde Unkenntnis der Sachlage kann aber auch in Frust umschlagen. Da hat das Spiel ein Problem bzw seine Ecken und Kanten, wie man ebenso meinen kann. Zudem ist die Spielzeit zu ausufernd für ein solch intensives Deduktions-Erlebnis, weil dauerhaft anstrengend ohne Erfolgserlebnis führt direkt zum Ermittlerfrust. Deshalb empfehle ich in Zukunft eher eine kleinere Ermittlerrunde (2 Spieler?), weil dann die Diskussionen kürzer sind und mehr gespielt als geredet wird. Oder man nimmt die lange Spielzeit bewusst in Kauf, um des reinen Gruppenerlebnis willens. Weitere Partien können gerne folgen.
Cu / Ralf