Gestern abend kam endlich mal God's Playground auf den Tisch. Mit diesem Wallace habe ich lange geliebäugelt, und ihn mir dann schließlich einfach gekauft.
In einem Interview mit Wallace habe ich mal gelesen, daß das sein "experimentellste" Spiel ist - das merkt man! Das ist nicht mal negativ gemeint; aber es führt dazu, daß die erste Partie wirklich nur ein Kennenlernen des Spiels ist. Am Ende hatten wir alle ein "AHA!"-Erlebnis, was bestimmte Taktiken und Strategien angeht. Manches, was sich schlimm anhörte, relativiert sich wieder; Anderes wirkt sich katastophal aus, obwohl man es als harmlos abgetan hat.
Vor Allem die Regeln rund um die Habsburger und das Ottomanische Reich ab der dritten Runde sind schlecht geschrieben - teilweise auch einfach falsch - und habe uns viel Zeit gekostet beim Nachschlagen der Regeln.
Positiv: Nachdem man erstmal alle Regeln erklärt hat (Vinhos lässt grüßen!) spielt sich das Spiel sehr flüssig und mit sehr wenig Downtime für den einzelnen Spieler. Der Aufgedruckte Spielablauf ist dabei sehr praktisch; auch wenn es Unterschiede in der Benennung in den Phasen in den Regeln, auf dem Spielplan und im Ablaufdiagramm gibt.
Ausserdem ist es ein wirklich funktionierendes 3-Spieler-Spiel.
Ein wenig Sorgen hat mir im Vorfeld der Einsatz des Würfels gemacht - sowohl bei der Ermittlung der Stärke der Feinde, aber auch beim Kampf gegen die Feinde wird gewürfelt. Interessanterweise empfanden wir diesen Glücksanteil überhaupt nicht so extrem. Selbst als ein Spieler beim Angriff mit drei Soldaten drei Einsen gelegt hat (keine Treffer, und alle drei eigenen Soldaten sterben!) kam nicht ein "Das ist ein verdammtes Glücksspiel!"-Feeling auf. Vielleicht, weil alle gemeinsam im Boot - also Polen - sitzen. Auch die um die Karte angesiedelten Feinde, mit später Unmengen an Würfeln (Hallo Ottomanen! Hallo Russland!) wirken gut und verstärken das Gefühl des "Wir sind ganz Alleine im Meer von Feinden". Zumindest bei mir.
Ein tolles Spiel, für mich eigentlich ein Geheimtipp, muss ich sagen!
Danach haben wir dann zu viert endlich mal wieder Hansa Teutonica gespielt. Wider Erwarten hat es meiner Freundin sehr gut gefallen - ich hätte gedacht, daß der sehr nüchterne Spielplan und das doch sehr abstrakte Spiel ihr eher nicht gefällt. Aber um so besser.
Das Spiel finde ich immer noch sehr klever und verzahnt. Die Mechanismen finde ich gut durchdacht - vor Allem die Situation, daß man seine Privilegien/Eigenschaften verbessern MUSS - damit man wiederum mehr Händlerwürfel zur Verfügung hat. Auch strategisch hat man verschiedene Möglichkeiten, wie man zum Sieg kommt. Vor Allem das Netzwerk ausbauen? Bonusmarken? Schnell beenden durch viele Verbinungen mit eigenen Städten -> Siegpunkte zum Spielende?
Ein sehr, sehr schönes Spiel! Ich hoffe etwas in dieser Art bekommen wir nochmal von Argentum zu sehen. Auch, weil das Spielmaterial qualitativ sehr gut ist!