Beiträge von Dirtbag im Thema „Erstauflagen-Käufer - Arschkarte?“

    Wie ich auf Neid komme, ist eigentlich ganz einfach. Zugegeben, es beschreibt den Umstand wohl nicht ganz treffend, ist aber noch am nähesten dran.
    Man ärgert sich darüber, dass man minimal weniger Inhalt, weniger hübschen Inhalt, weniger Optionen, was auch immer in diesem Spiel hat, als es der geneigte Käufer der Zweitauflage hat. Ärger kommt äußerst selten von objektiver Betrachtung einer Tatsache, vielmehr von emotionaler Herangehensweise. Nämlich der "Ich-will-das-auch-was-alle-anderen-da-tolles-bekommen". Und das würde ich sehr wohl als "Neid" bezeichnen. Nicht dass sich dieser Neid gegen eine bestimmte Person richtet, die sich dieses Spiel nun gekauft hat. Vielmehr richtet er sich gegen die Allgemeinheit der Zweitauflagen-Käufer.
    Meiner Meinung nach handelt es sich auch nicht um eine objektive Beurteilung der Sachlage, da keines der Spiele in der Erstauflage unspielbar ist und durch die Zweitauflage auch keine das Spiel grundlegend verändernde Zusätze mit eingebracht werden. Es ist nett sie zu haben, aber das Spiel braucht sie nicht.


    Und was das Spielmaterial angeht:
    Ich bin der Letzte, der behaupten würde, schönes Spielmaterial sei nicht wichtig, nur die Mechanik zählt. Ganz im Gegenteil. Mir sind Atmosphäre, Setting und Material eines Spiels extrem wichtig. Gefällt mir das nicht, kaufe ich es nicht. Aus diesem Grund habe ich beispielsweise bis heute noch kein Caylus gekauft - es ist hässlich und das Setting interessiert mich kein bisschen. Und aus dem gleichen Grund ist es mir auch egal, dass Agricola nun diese Pseudo-Tierchen hat: es sind jetzt zwar keine farbigen Holzklötzchen mehr, es sind jetzt eben eckige, farbige Holztierchen. Und immer noch abstrakt. Anders sähe es aus, wenn es "richtige" Plastik-Minis wären (wie z.B. die Monster von Descent, etc.). Sind sie aber nicht, damit bleiben sie abstrahiert, ergo ist es mir egal ob ich nun Klötzchen oder eckige Schafe hab.


    Zudem ist es ja nicht so, dass die Verlage vorsätzlich "unvollständige" Erstauflagen auf den Markt bringen, um die Erstauflagenkäufer am Ende doppelt zur Kasse zu bitten. Oder dass die Spiele in der ersten Auflage gravierende Fehler in der Spielmechanik haben. Zumal es etliche Spiele gibt, die in der zweiten, dritten, usw Auflage keinen Fussel mehr enthalten als in der Erstauflage. Nur weil meinetwegen 10 Spiele in der zweiten Auflage minimal bessere Ausstattung haben gleich von der "Arschkarte" als Erstauflagenkäufer zu reden finde ich (noch immer) etwas übertrieben.

    Ich hab mich ehrlich gesagt noch nie großartig drum gekümmert, welche Auflage denn ein Spiel nun hat. Will ich es haben, kauf ichs. Will ichs nicht haben, kauf ichs nicht.
    Und ob nun die zweite Auflage eine Karte zusätzlich hat oder nicht - so what?
    Ich habe das Spiel schon, mir macht das Spiel Spaß, warum sollte ich also immer neidisch auf die Version meines Mitmenschen schielen - nur weil er diese coole Karte mehr in seinem Spiel hat, die man theoretisch benutzen könnte, so man sie denn hätte? Noch dazu, wenn dieser Mitmensch noch nicht mal neben mir sitzt mit seiner beneidenswerten Zweitauflage.
    Es ist ja nicht so, dass die Spiele ohne diese Goodies nicht funktionieren würden oder "broken" sind.


    Und ja, ich besitze Erstauflagen. Die Erstauflage von Agricola zum Beispiel, die mit den Holzklötzchen statt den Holzfigürchen. Und es mir egal - ob da nun Klötze oder abstrahierte Holzschafe stehen/liegen, bringt dem Spiel kein Quentchen mehr Spielwert. Oder Arkham Horror mit dem dunklen Spielbrett - passen halt die Erweiterungspläne nicht so ganz zum Stil. Oder Stone Age, bei dem die Schachtel zu niedrig für den Inhalt (Würfelbecher) ist. Dann stellt man das Spiel eben dort ins Regal, wo es nicht auf den Millimeter genau reinpassen muss.
    Ebenso besitzen wir auch einige wenige Goodies - sämtliche Goodies für Ghost Stories beispielsweise. Oder Thunderstone-Promokarten. Hätten wir sie nicht, hätten wir sie eben nicht. Wir haben sie bei beiden Spielen mal ausprobiert, war nett, aber deswegen extra auf ne zweite Auflage zu warten oder irgendwen drum zu beneiden wäre es mir nicht wert.


    Wenn das Spielmaterial natürlich qualitativ minderwertig ist und Auflösungserscheinungen zeigt, ist das ganz klar ein Mangel. Aber dann schreib ich eben ne Mail an den Verlag und bekomme Ersatz geliefert, der dieses Problem behebt. Besser noch, ich habe am Ende vielleicht sogar zwei Spiele! Dann kann ich erst das minderwertige Material runterspielen, während der qualitativ hochwertige Ersatz noch auf seinen Einsatz wartet und geschont bleibt.


    Ich will hier niemandem auf die Füße treten, aber für mich klingt das alles arg nach Erbsenzählerei. Ich sehe für mich keinen Nachteil daraus erwachsen, dass ich mir eine "Erstauflage" kaufe.