Beiträge von Sternenfahrer im Thema „Im Wandel der Zeiten - Entäuschung?“

    So, mal ein Update von mir.


    Im Nachhinein muß ich sagen, daß das Spiel die hohen Erwartungen, die die ersten Partien geweckt haben, lange nicht erfüllt hat. Ich habe es inzwischen bei einer "5" auf der BGG-Skala eingeordnet - und verkauft.


    Dank der online-Version konnte ich mittlerweile etwa ein Dutzend Partien spielen, und schon seit geraumer Weile zocke ich die nur noch 'runter. Man kommt an die Reihe, schaut, was für Karten liegen, und macht dann seine Aktionen, fertig. Was als online-Spiel mäßig interessant ist, wäre inzwischen am Tisch für mich eine elende Quälerei, weil die Entscheidung, welche der ausliegenden Karten für die gegebene Situation interessant ist, nur noch Sekunden dauert; alles andere folgt aber zwingend daraus. Das ist sozusagen der ganze Spielmechanismus: Auswahl von eins bis n Karten, und die Entscheidung, ob sie mir jeweils ein, zwei oder drei Aktionen wert sind. That's it.
    Und dann dreimal zusehen müssen, wie vielleicht weniger erfahren Mitspieler noch lange überlegen, ob nun JEANNE D'ARC oder ein anderer Leader besser wären...


    Klar - wann spiele ich was, wann Militär, usw. usf. Alles noch drin im Spiel und auch gewisse Überlegungen wert. Aber meistens ergibt sich das zwingend.


    Für mich ein stark überschätztes Spiel, weil die meisten Fans durch die lange Spieldauer nicht an den Punkt kommen, durch genügend Partien eine entsprechende Routine zu entwickeln, die das Spiel aber sehr wohl zuläßt und damit langweilt.

    Ein sehr schöner Satz, den ich dem Regelwerk entnommen habe (Seite 26):

    Zitat

    Weil die Verteidiger alle Vorteile haben, ist es schwierig Im Wandel der Zeiten durch militärische Macht zu gewinnen. Spieler, die ihr Militär ignorieren, werden aber vermutlich feststellen, dass man durch militärische Schwäche leicht verlieren kann.

    Tja, ist das loggen bei BGG jetzt ein Fluch, oder ein Segen? Ich weiß, daß ich mir das Spiel auf der SPIEL '08 gekauft habe, und gestern habe ich des das erste Mal gespielt (besser: die ersten beiden Male, denn wir haben eine schnelle Runde Einführungsspiel gezockt, und dann sofort das Fortgeschrittenenspiel gestartet).
    [Tom] schreibt dazu was im Wochenthread, aber ich mag die nicht so, weil man da so schlecht Beiträge zu bestimmten Spielen wiederfindet.


    Hier also meine Sicht auf's Spiel.
    Durch die militärischen Karten/Ereignisse geht's ganz schön zur Sache. Das muß man ertragen können. Ich habe leicht reden, da ich etwa nach einem Drittel des Spiels eigentlich eher durch Zufall die Größte Militärmacht war und fast bis zum Ende auch blieb. Allerdings ist Tom durch Jeanne d'Arc (5 SP bei Aggression gegen ihn) de facto unangreifbar, und den Dritten im Bunde mochte ich nicht angreifen, weil er das leider ziemlich persönlich zu nehmen schien und einmal sogar mit Abbruch der Partie drohte. Also habe ich im ganzen Spiel nur zwei Überfälle gespielt - sehr schade, da Aggressionen häufg große Erzgewinne bringen und ich fast das ganze Spiel über an Erzmangel litt.


    Dafür konnte ich alle aufgedeckten Kolonien für mich beanspruchen, immerhin 6 Stück. Das war auch sowas wie ein Ziel von mir, da ich mit dem Koloß (A-Wunder) und später der Seefahrt auch entsprechende Karten hatte, die mir da Boni brachten. Die Kolonien wiederum geben mir viel Bevölkerung und am Schluß ordentlich Siegpunkte durch Cook, von dem wir gar nichts wußten; allerdings konnte ich den erst in meinem allerletzten Zug kaufen und ausspielen, dann aber für 12 Siegpunkte!
    Gleichzeitig bringen die Kolonien aber meine Wirtschaft durcheinander: Viele zusätzliche Bevölkerungssteine senken den Nahrungsverbrauch, wodurch die von mir nicht parallel gedrosselte Nahrungsproduktion zu hoher Korruption und damit Erzverlust führt.
    Spannend! Ich baue leider erst viel zu spät einen Arbeiter in der Nahrungsproduktion ab.
    So hinterläßt das Spiel das Gefühl, daß ich, falls es ins III. Zeitalter gegangen wäre, massiv aufgeholt hätte - schade; das Fortgeschrittenenspiel endet ja nach Zeitalter II.


    Bleibt meine Vermutung, daß das Spiel vom Kartenglück dominiert wird. Eine Art hochkomplexes 7 WONDERS. Was ja nicht schlecht ist. Durch die lange Spieldauer sollte es natürlich stark nivelliert werden - jeder wird mal Glück, mal Pech haben. Dennoch, manche Karten sind in manchen Situation einfach nicht zu bezahlen - z.B. eben Jeanne d'Arc für einen militärisch Unterlegenen, oder Cook für den Kolonie-Sammler. Den Vorsprung in der militärischen Stärke kann man meiner Meinung nach relativ leicht aufholen; gerade durch die Kolonien verliert man ja auch immer mal militärische Stärke.


    Der Wiederspielreiz ist meiner Meinung nach jedenfalls enorm, da die Reihenfolge der gezogenen Karten - gerade auch die Militärkarten/Ereignisse/Kolonien - den Spielverlauf enorm verändern. War die Partie gestern Abend eben von meiner militärischen Vorherrschaft geprägt, so mag es das nächste Mal einen Wettlauf um die technischen Errungenschaften geben...


    Ich würde es am liebsten heute gleich wieder spielen!


    Ob mir allerdings der Krieg gefallen wird, das weiß ich noch nicht. Gibt es Spieler, die das Expertenspiel versucht haben, aber die vier Krieg-Karten einfach herausnehmen?