Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Wie gut könnt ihr verlieren?“

    Auch beim Spielen sehe ich natürlich relevante Unterschiede.


    Will man Schach oder Go etwa im Verein und damit auf Turnieren spielen, muss man halt gewinnen wollen, was soll man sonst da.

    Die da wohl nicht unübliche Leistungsorientierung habe ich mal in einem Go-Verein kennenlernen dürfen, bei dem ich mal "geschnuppert" habe. Das hat für mich mit Spielen nichts mehr zu tun, das ist Leistungssport. Der arme Kerl, der mit mir (nur selbst erlerntes Go für den Hausgebrauch) spielen musste, musste schon wegen des vereinsinternen Rankings gegen mich nicht nur gewinnen, er musste mir Vorgaben geben (geht ja bei Go) und dann trotzdem mit einem Mindestpunktevorsprung gewinnen. Die waren in dem Verein so streng damit, dass niemand mit mir nur so zum Spaß und mal Probieren spielen durfte. Jedes Spiel zählte da fürs Ranking.


    Da spätestens ist mir ganz klar geworden, dass eine solche Einstellung für mich absolut nichts ist und mir jedweden Spaß am Spielen nimmt. Für mich ist der Weg das Ziel, also das Spielen an sich, das Befassen mit einem Spiel. Gewinnen ist für mich völlig unwichtige Nebensache, nehme ich mit, wenn es sich ergibt. Ergibt es sich nicht, dann nicht, Hauptsache, das Spiel hat Spielfreude bereitet.


    Also im Sinne der Ausgangsfrage: Ich kann sehr gut verlieren (gemeint ist hier ja das Verlieren beim Spielen). In einer leistungsorientierten Gesellschaft mag das sonderbar sein, aber man muss sich da auch mal entspannen können. Turnierspieler wollte ich nie werden.

    AndreasB78

    Wenn ich den Punkt erreicht habe, an dem ich eine einigermaßen konkrete Vorstellung habe, wie ich spielen sollte, um zu gewinnen, wird es für mich kritisch.


    Meistens verliere ich dann die Lust an dem konkreten Spiel, es sei denn, es lässt sich auch dann noch eher thematisch spielen und fühlt sich auch so an. Das ist aber leider nicht so oft der Fall.


    Wenn ich ein Spiel häufiger spiele, sagen wir mehr als 3-5mal, dann geschieht das ohnehin meist solo mit Spielen, die ich besonders mag und dann so spielen kann, wie ich gerade Lust habe.

    Also klar, ist jetzt etwas provokant formuliert, wollte nur mal rausarbeiten, dass man das auch ganz anders sehen kann.

    Brauchst du nicht, ist doch klar.


    aber so ein wenig mit Ehrgeiz bei der Sache sein gehört für mich schon dazu - allein schon aus Respekt vor dem Gegner.

    Das ist mir zu einseitig. Zum einen sind für mich die anderen am Tisch keine Gegner, sondern Mitspieler, und zwar selbstverständlich auch in einem kompetitiven Spiel.


    Zum anderen heißt Respekt in dem Zusammenhang, dass ich den Ehrgeiz, gewinnen zu wollen, bei anderen durchaus achte, aber genauso erwarte, dass auch meine Grundhaltung geachtet wird. Wenn man nicht einmal im Spiel so etwas wechselseitig respektieren könnte, brauchte man nicht zusammen zu spielen. Wer im Spiel vorrangig einen Wettbewerb sieht, den er gewinnen möchte, kann das ja gerne tun, von einem Mitspieler allerdings erwarte ich (und wünsche ich mir nicht bloß), dass er auch mich nach meiner Fasson spielen lässt.


    Also, Respekt vor dem Mitspieler heißt für mich, er darf gerne gewinnen, wenn er es denn will und schafft. Es ist ja nicht so, dass ich in meiner Spielfreude nur sinnloses Zeug mache. Das wissen meine -sämtlich langjährigen- Mitspieler auch, denn auch wenn ich es nicht darauf anlege, gewinne ich ja trotzdem seit gut 40 Jahren mehr Partien als alle anderen zusammen. Wenn wir zusammen spielen, sind das meist allen unbekannte Spiele, es gibt wenig Wiederholungen. Und wenn ich ein Spiel nicht/kaum kenne, experimentiere ich lieber, lote aus, was man denn alles so machen kann, vor allem wie thematisch sich ein Spiel spielen lässt und anfühlt, als dass es mich interessierte, wie man denn spielen müsste, um gleich die erste oder zweite Partie zu gewinnen.

    Also so ein wenig Ehrgeiz auch auf der anderen Seite ist dann doch ganz schön und macht für alle das Spielerlebnis besser.

    Warum beim Spielen so leistungsorientiert? Es soll aus meiner Sicht Spielfreude bereiten, das hat mit dem Endergebnis (gemeint: Platzierung) nichts zu tun, weshalb das dann auch (mir) nicht wichtig ist.

    Wenn ich sage: Mir ist es egal ob ich gewinne oder verliere, gehe ich ja auch mit genau dieser Einstellung in ein Spiel und bin ja gar nicht motiviert, dass ich gewinne. Weil am Ende ist es mir ja auch egal.

    Gäbe es meine Frau nicht, würde ich Dir da zustimmen... Sie hat mir gezeigt, dass es das doch gibt/bzw. das geht.

    Und ich bin da auch nach Jahren noch nicht dahinter gestiegen - ihr geht sämtliches Kompetitive vollständig ab ("Gebt doch jedem 'ne Medaille...") und wenn sie sagt, ihr ist es am Ende egal ob sie gewinnt oder nicht, dann glaube ich es ihr. Während des Spiels selbst ist sie jedenfalls immer am bestmöglichen Zug interessiert. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, frage ich mich zugegebenermaßen, ob es über die letzten Jahre, während derer sie (glücklicherweise) immer mehr spielt, etwas anders geworden ist, aber ich glaube letztendlich nicht. Wie gesagt, so ganz durchgestiegen bin ich bei den (wirren?) Gedankengängen da noch nicht, aber ich glaube, ihr geht es einfach darum, optimal zu spielen und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen - wenn das am Ende nicht für den Gewinn reicht, ist das auch kein Problem. Man (sie) spielt ja nicht um zu gewinnen...

    Keine Ahnung, ob ich diese Eigenart jetzt verständlich widergeben konnte - ich versteh's halt selbst nicht...

    Ich verstehe deine Frau sehr gut, weil es mir in dem Punkt ganz ähnlich geht. Der Weg ist das Ziel. So "gut" wie möglich spielen, ein schönes, thematisch sinniges Spielerlebnis haben, das ist es letztlich, woraus ich meine Spielfreude schöpfe. Hat mich das Spiel gut unterhalten, bin ich zufrieden. Punkte und Gewinnen sind mir gleichgültig.

    Das hat oft eher damit zu tun, dass bestimmte Leute bestimmte Spieke immer gewinnen und man das dann sabotieren will.

    Wie immer: Wer gewinnen will, soll das bitte ganz alleine aus eigener Kraft schaffen. Wenn man nicht gewinnen kann, weil ein anderer gegen einen spielt, oder einen anderen Spieler unterstützt, hat man den Sieg eben einfach nicht verdient.


    Wenn man immer gewinnt, weil andere einen nicht daran hindern, ist der Sieg doch einfach schal und wertlos.


    Es mag ja wenig Spaß machen, "sabotiert" zu werden. Wenn man dagegen kein spielerisches Mittel findet, gewinnt man aber "mit Recht" nicht.


    Fazit: Bloß nicht verkrampfen, lieber das Spiel als solches genießen. Dann macht Spielen gleich viel mehr Spaß.

    Wenn ich immer sage, dass es mir egal ist, ob ich gewinne oder verliere, weil es mir mehr auf die Beschäftigung mit dem Spiel an sich ankommt, heißt das nicht, dass ich eine erkannte Gewinnchance nicht nutze, es sei denn, ich müsste dann so spielen, dass mir das Spiel als solches nicht mehr gefällt.


    Ich sage aber auch immer, wer gewinnen will, soll das bitte aus eigener Kraft tun und nicht jammern, wenn man es ihm schwer macht. Wenn man denn schon zur Fraktion "Ich spiele, um zu gewinnen" gehört, dann könnte man ja besonders stolz darauf sein, sich gegen alle Widerstände durchgesetzt zu haben. Warum sollte jemand, der aus seiner Sicht keine Chance mehr hat, eine Partie zu gewinnen, nur noch so als Mitläufer mitspielen, wenn er doch Einfluss auf den Spielverlauf ausüben könnte? Es macht doch keinen Spaß, einfach nur so mitzuspielen, bis dann endlich ein anderer gewonnen hat; so etwas von einem Mitspieler zu verlangen, empfände ich als Zumutung. Also mag er gerne die anderen aufmischen. In diesem Sinne habe ich auch nichts gegen "Königsmacher".


    Mal abgesehen davon, dass ich ohnehin grundsätzlich dafür bin, zwar stets das eigene Fortkommen im Auge zu haben, aber immer auch dem jeweils Führenden Steine in den Weg zu legen.

    Mir ist völlig egal, ob ich gewinne oder verliere. Beim Spielen geht es mir um das Erlebnis mit dem Spiel. Oft hat mir ein Spiel, das ich verloren habe, trotzdem Spaß gemacht. Andersrum kann ein Spiel doch total langweilig sein; vom Gewinnen wird es dann nicht besser.