Beiträge von ravn im Thema „Wortführer-Problem“

    Kooperative Spiele mit ausschliesslich offenen Informationen, die allen zur Verfügung stehen, sind eigentlich Solitär-Optimierungsaufgaben, die auch einer alleine lösen kann. Wenn eine Spielrunde daran Interesse hat, gemeinsam Lösungswege zu diskutieren, um auf den optimalen Weg zu kommen, dann prima. Damit entfernen wir uns aber weit von den typischen Brettspielen. Kann Spass machen, oder eine Herausforderung sein, hängt aber primär von der Gruppe und deren Zusammensetzung selbst ab.


    Dann lieber Spiele, die einzelne Rollen und Teilaufgaben definieren und persönliche Entscheidungen ohne Rücksprache mit der Gruppe verlangen. Gutes Beispiel ist das "Instinkt-Ereignis" bei Space Hulk Todesengel, wo man ganz alleine für die Gruppe entscheiden muss. Das kann einzelne Spieler unter Druck setzen ("was meine ich, ist die beste Entscheidung?") und Gegenwind der Gruppe provozieren ("warum hast du gerade das gemacht?!"), aber wenn man das nicht mag, einfach solche Spiele nicht spielen.


    Cu / Ralf

    Kooperative Spiele funktionieren meiner Meinung nach nur, wenn alle Mitspieler das Spiel verstanden haben und sich auch einbringen wollen. Beispiel Space Hulk Todesengel. Jeder hat einen Trupp Marines mit Sondereigenschaften und Befehlen, die man jede Runde einsetzen kann. Fürs gemeinsame Überleben ist es da essentiell notwendig, wenn die Sondereigenschaften auch sinnvoll eingesetzt werden. Wenn sich aber ein Spieler zurücklehnt, aus Desinteresse oder Überforderung, und deshalb Sondereigenschaften ungenutzt bleiben, dann kann das Spielende kaum erreicht werden.


    Entweder heisst es für die anderen Spiele in die Rolle des Wortführers schlüpfen, um den optimalen Ratschlag zu geben, oder jeden seine Rolle mitsamt letzter Entscheidung spielen lassen, im Wissen, dass man gemeinsam verliert deswegen, weil augenscheinlich schlechte Entscheidungen getroffen worden sind.


    Deshalb finde ich kooperative Spiele nicht für jede Spielrunde geeignet. Lieber nur in Runden, wo man ganz sicher ist, dass jeder Einzelne eigene Entscheidungen treffen will und aufgrund des Regelverständnisses auch kann. Ebenso sollte die Spielerfahrung untereinander vergleichbar sein, weil sonst erfahrenere Spieler allzu gerne die unerfahrenen Spieler anleiten bis komplett übernehmen in den Entscheidungen. Da muss sich jeder etwas zurücknehmen, aber wenn man gemeinsam aufgrund eines Mitspielers verliert, ist das auch blöd, besonders wenn man es besser gewusst hätte, aber ja keine Entscheidung abnehmen will als überzogener Wortführer.


    Cu / Ralf