Zitat
Original von Helby
Grand Cru: Kurz ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit dieser Minimalstrategie gewinnen kann, bzw. das Spiel so in die Länge ziehen kann. Kannst Du vielleicht nochmal ein bisschen genauer beschreiben was dieser Spieler und vor allem die Mitspieler getan haben?
Die eine Partie mit überwiegend 4-Aktionen dauerte zu viert 2 1/2 Stunden. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir zunächst im Kreise von 3 Grand Cru Neulingen (nur ich hatte das Spiel 2x auf der Messe gespielt), relativ normal gespielt. Allerdings zeichnete sich schon früh ab, dass Plättchen in meinen Augen überteuert ersteigert worden sind, da man ansonsten überboten wurde. Teilweise gingen Plättchen direkt zum Sofortkaufpreis weg oder eben mindestens für 5 Franc Startgebot.
Meine Mitspieler haben teilweise recht viele Weinplättchen gesammelt, jedenfalls mehr als ich. Somit hatte ich auch weniger abzuernten und sah, dass ich Druck aufbauen konnte, indem ich schnell meinen Weinberg zielgenau bis zum Jahresende leer ertnen konnte und vorab gereiften Wein ebenso verkaufen konnte. Ich hatte die Aktionsplättchen Turboreife und ein Aktionsplättchen, dass mir ein Klötzchen bei jeder Ernte dazugab. (Kann mich in Details aber auch irren!) Dazu hatte ich mich auf roten Wein spezialisiert, den ich im 4-Aktionen-Zyklus dank Turboreife-Aktion jedes Jahr verkaufen konnte.
Allerdings stieg ein Mitspieler ebenfalls mit der roten Sorte ein und machte mir den Preis kaputt, in dem er ebenso verkaufte. Preismanipulationen mit den Prestige-Punkten nützten also mir und ihm was, so dass ich zumeist darauf verzichtete. Weil zusätzlich hatte er noch eine andere Sorte und Aktionsplättchen, die zwei Sorten pro Aktion ernteten und sonst noch Aktions-beschleunigte Plättchen. Ab da übernahm er die 4-Aktionen pro Runde und ich, wie auch die anderen Mitspieler, konnten nicht gegensteuern, weil wir in der Situation mehr Aktionen brauchten, um mehr Geld wie er zu erwirtschaften. Meinen 4-Aktionen pro Runde waren eben nicht so effektiv wie seine. Dieses Aha-Erlebnis in der Spielrunde war interessant, aber mit 2 1/2 Stunden war die Partie eindeutig zu lang.
Da war ich noch gespannt, wie sich weitere Partien entwickeln werden, oder ob derjenige gewinnt, der eine bessere Kombination aus Aktionsplättchen hat und dann Druck über 4-Aktionen aufbauen kann, ohne dass die Mitspieler ausreichend Zeit haben, ihre Strategie durchzuziehen, die mehr Aktionen benötigt.
Die zweite Partie dann in anderer Fünferrunde mit vier Mitspielern, die das Spiel das erste Mal spielten. Als das erste gelbe Plättchen für 4 auf den Markt angeboten wurde, meinte ich noch, dass wir aufpassen sollten, die Preise nicht zu hoch zu treiben, da wir schliessich alles ausgegebene Geld erstmal wieder erwirtschaften müssten. In Folge wurde ein paar Mal überboten, so dass die vorherige Einsetz- oder Bietaktion ein verlorener Zug war, so dass in Folge die Ersteigerungspreise noch weiter stiegen. Aktionsplättchen wurden in der Phase ausschliesslich sofort gekauft, der Rest Weinplättchen ging für 5 über den Tisch. Um ein Weinmonopol zu halten, wurde sogar ein Weinplättchen zum Sofortkaufpreis von 7 genommen.
Wir hatten also arg viel für unsere Plättchen bezahlt, entsprechend hoch waren die Kredite und Zinsen und entsprechend gering waren die Einnahmen. Ein Mitspieler stieg dann schnell auf 4-Aktionen-pro-Runde ein, um die teils weit gestreuten Weinberge der Mitspieler nicht abernten zu lassen. Da ich das jetzt wusste, versuchte ich immer wenn möglich den Startspieler zu bekommen, um mindestens eine Aktion mehr zu haben. Da er aber zwei Aktionsplättchen schnelle Ernte hatte, mit dem er zwei Felder auf einmal ernten konnte, hatte er 4 Wein in 2 Aktionen, das er in den 2 weiteren Aktionen dann verkaufte mit einem Aktionsplättchen +1 des aktuellen Preises. So ging das Runde auf Runde.
Durch seine zwei Weinsorten konnte er (sobald der Zyklus einmal lief) jede Runde zwei Weinsorten verkaufen, war auch nicht an der Anhebung der Weinverkaufspreise interessiert durch sein Aktionsplättchen. Dadurch hatte er meist mehr Prestigepunkt als die Mitspieler und wenn immer möglich auch den Startspieler erworben. Die restliche Spielrunde versuchte mit verschiedensten Aktionen gegenzuhalten (extrem stark investieren in teuren Wein, trotzdem Plättchen billigst anbieten und dann selbst kaufen wenn keiner zuschlagen wollte), teils wurde auch resigniert, da sich abzeichnete, dass man gegen diese Strategie nicht ankam. So zog sich das Spiel auf 3 Stunden und hätte noch länger gedauert, wenn nicht eine Mitspielerin für alle mit ihren Aktionsplättchen für mehr Gewinne gesorgt hätte, um das Spiel schneller zu beenden.
Mein Fazit nach zwei solchen Spielpartien: Hat man erstmal eine gute Kombi von Aktionsplättchen zusammen, was die Mitspieler dank des Sofortkaufs kaum verhindern können, da am Anfang gehäuft und nachher durchaus per Zufall gehäuft viele Aktionsplättchen in einer Runde ausliegen. Ja dann kann dieser Optimierer auf 4-Aktionen einsteigen, wenn immer möglich selbst Startspieler werden und bleiben und die Mitspieler überhaupt nicht zum Aufbau eines Weingutes kommen lassen. Stringend so durchgezogen werden in Folge (weil eben bis auf ernten und verkaufen keine Zeit für andere Aktionen bleibt und jede Runde zudem ja auch noch die Zinsen bezahlt werden wollen, also aufs ernten und verkaufen nicht verzichten kann) die Verkaufspreise niedrig bleiben, eine Partie deshalb ewig viele Runden dauern, da teils nur +1 / +2 jenseits der Zinslast erwirtschaftet wird. So gespielt oder gezwungen so mitzuspielen in diesem 4-Aktions-Zyklus macht mir Grand Cru keinen Spass, da der Spannungsbogen nicht über diese überlange Spielzeit trägt und sich das Spiel auf ein spielerisches Minimum reduziert.
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Mal die kritischen Stimmen zu der 4-Aktionen-Problematik gesammelt. Wobei AllThatJazz die Essen-Runde mit mir anspricht, in der ich erst spät im Spiel in ansonsten eher moderater Ersteigerungspreis-Runde (dauerte deshalb nicht so lange wie meine zwei Folgepartien mit überzogenen Preisen) auf 4 Aktionen umgestellt habe und wir ansonsten eher lieb und nett gespielt hatten. Tyrfing spricht ebenfalls die Runde mit mir an (war die Folgepartie nach Essen), in der seine 4-Aktionen-Strategie besser lief als meine.
fred => Hier hatten wir ein Problem. Es gab in unserer Runde fast immer einen Spieler, der der Ansicht war zum frühest möglichen Zeitpunkt (4 Aktionen) die Runde beenden zu müssen, weil er den anderen damit mehr weh tut als sich selbst. Und das war dann mit der Zeit frustrierend, weil sich die Partie gezogen hat. Liegt vielleicht an uns oder der Fehleinschätzung, den anderen mehr weh zu tun, aber war halt so.
AllThatJazz => Habe da genau die Befürchtung, die bei fred (und ich glaube auch schon einmal bei Boardgamegeek geäußert wurde): Dass die vier Aktionen einfach zu wenig sind und der erste Spieler, der entweder meint, jetzt eine gute Ausgangslage zu haben oder zumindest den Anderen mehr zu schaden als sich selbst, es sehr schnell in der Hand hat, die Runden vorzeitig zu beenden und am Ende zu gewinnen. Auch in unserer Runde in Essen hat der Gewinner eine ähnliche Strategie gefahren (er hatte sehr schnell den Ausbau, dass er immer eine Rebsorte zum Höchstgebot verkaufen konnte).
Tyrfing => Meine Strategie war also, die wenigen Weintrauben die ich pro Runde erntete zu ernten und die Runde schnell zu beenden. Dafür hollte ich mir die passenden Bonusplättchen, so dass ich 2x doppelt ernten und einmal doppelt verkaufen konnte.Danach war es nur noch ein runterspielen meiner Runden - etwas was mir nicht so toll gefallen hat. Verkaufen, verkaufen (rot, lila, grün = 2 Aktionen), ernten, ernten - Runde beendet. Da auch noch kein anderer auf grün gesetzt hatte, da die Plättchen hier am anfang nur sehr träge ins Spiel kamen, hatte ich hier eine schöne Prestigefabrik, die Sonderaktionen ermöglichte. Wichtiger war aber wohl, dass meine Mitspieler höher verschuldet waren und der 4 Runden pro Jahr Zyklus diese vor einige Probleme stieß, da sie regelmäßig mehr Aktionen für ihre Wirtschaft benötigt hätten und nun auch noch höhere Zinsen erwirtschaften mussten.
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Cu / Ralf