Beiträge von ravn im Thema „25.10.2010 - 31.10.2010“

    Die zweite Partie London, diesmal in lockerer Dreierrunde, wobei sich das Spielgefühl zur Zweierrunde kaum unterschieden hat. Ich hatte eine Strategie und konnte die leider von Anfang bis Ende durchziehen (ok, keine Kreditaufnahme habe ich nicht ganz geschafft, weil ich mich damit um eine Runde ausgebremst hätte, aber ansonsten hat alles geklappt):


    Erstes Land kaufen, um mehr Karten ziehen zu dürfen. Dabei konsequent auf Geldkarten gehen, dann diese werten und mit dem Erlös erneut Land kaufen, das wieder Karten bringt und dabei bevorzugt Geldkarten nutzen. Immer wieder. Irgendwann, wenn kaum noch Länder frei sind, auf Siegpunktkarten umschwenken, die ich mir locker mit meinem vorab erwirtschafteten Geld leisten konnte. Da ich massig Land hatte und nur 5 Kartenstapel und bei den Kartenwertungen meist keine bis wenige Handkarten, bauten sich nach und nach meine Armutswürfel ab. Einmal eine Kartenwertungsrunde mit Schwerpunkt auf Armut vernichten gespielt und gut war. Am Spielende hatte ich 10 Landgebiete, keinerlei Armut, konnte meinen einzigen Kredit zurückzahlen und habe mit grossem Abstand gewonnen.


    Warum leider, wie oben geschrieben? Weil die Strategie einfach und effektiv ist und schlicht zu gut funktioniert, als dass ich in möglichen Folgepartien was anderes ausprobieren würde, wenn ich auf Spielsieg und nicht Spielerlebnis spielen würde. Leider wird dadurch London arg langweilig im Ablauf, weil man eigentlich nur noch sehen muss, dass man seine Kartenhand optimiert, um möglichst viele Geld- und später Siegpunktkarten ausspielen und werten zu können. Interaktion gibt es kaum, nur über ein paar Ägerkarten, wo man Geld klauen oder Armut umverteilt. Ansonsten ist eben jeder mit seiner Kartenauslage im Abgleich mit der offenen Kartenauslage beschäftigt und das war es dann auch schon.


    Die Vorabwertung, dass es sich auf "Age of Industry"-Niveau spielt, muss ich zurücknehmen. Eher wie Tinners Trail, das zwar immer noch Spass macht, aber eben doch recht überschau- und kontrollierbar ist. Leider dauert London mit 2 1/2 Stunden zu lange im Vergleich. Wäre schade, wenn ich es nach nur zwei Partien London für mich totgespielt hätte. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?


    Cu / Ralf


    PS: Anschliessend in anderer lockerer Dreierrunde noch Neue Heimat von Chili-Spiele und das hat mir gefallen, wegen seiner direkten Versteigerungs-Interaktion. Allerdings ist dabei immer die Gefahr, dass der jeweils lachende Dritte gewinnt, so dass man seine Mitspieler gegeneinander ausspielen muss, um erfolgreich zu sein. Würde ich gerne nochmal in Viererrunde erleben für ein abschliessendes Urteil.

    Am Mittwoch in entspannter (!) Spielrunden erst zu viert und dann zu dritt:


    Hinkel & Stein : Aus dem Klaus Zoch Kleinverlag. Wie immer schönes Material und auf den Punkt gebrachte Spielidee. Steine wollen auf eine Holzwippe abwechselnd platziert werden, wobei der Startspieler bestimmt, welche Wippenseite gewinnt (leicht oder schwer) und die Mitspieler vor dem Einsetzen auch noch Holzchips in den Pott werfen können. Dazu noch ein paar gelungene Sondereigenschaften und extrem unterschiedliche Steine (aus diesem Theta-Material?) und fertig ist ein haptisch gelungenes Abstrakt-Taktik-Spiel mit mehr Tiefgang und Psychologie als ich zunächst vermutet hatte. Mal was anderes und schon alleine deshalb empfehlenswert!


    Lübeck : Das Material bleibt mies und das Spiel in meiner zweiten Partie wird auch nicht besser. Wer eine gute Starthand hat und Mitspieler, die unbeabsichtigt zum eigenen Gunsten die Schiffe ziehen, der wird auch gewinnen. Ich hatte beides nicht und war erst tief in den Minuspunkten und dann abgeschlagen hinten, konnte mich dank der Schlusswertung aber noch auf den dritten Platz retten. Ein Spiel, das die Welt nicht braucht - weder vom Spielspass, noch von der Ausstattung.


    Era of Inventions : Erfindungen, Workerplacement, Industrie-Aufbau, Rohstoffe, Patente - das klingt in den Teilen alles gut, aber in der Summe wird ein langweiliger und langatmiger Krampf daraus. Funktioniert zwar irgendwie, auch wenn zwei Aktionsplätze selbst bei drei Mitspielern dafür sorgen, dass einzelne Aktionsfolgen über zwei bis drei Runden gedeht werden, aber der Funke sprang bei mir nicht über. Man kauft oder produziert Rohstoffe und Ideen, tauscht die ggf um, erfindet tolle neue Sachen, die man - oder besser die Mitspieler - später bauen werden, um Siegpunkte und Geld zu generieren. Das steckt man wieder in neue Rohstoffe, Fabriken, Ideen und erfindet weitere Sachen und so weiter. Das Thema Erfindungen bleibt einem dabei im Hals stecken, alleine die Mechanismen stehen im Vordergrund. Das mit einem leicht unverständlichen Regelheft macht daraus ein unterdurchschnittliches Spiel für mich. Es gibt klar bessere Workerplacement-Aufbau-Rohstoff-Spiele. Aber gut, dass ich es mal kennenlernen durfte. Und einigen (fernab meiner Spielrunde) scheint das Spiel ja auch zu gefallen, sonst wäre es bei der Fairplay Soutaktion nicht so weit oben.


    Heute geht's dann weiter ... mit erfolgreich besiegtem Halsschmerzen-Schnupfen-wunden-Hals!


    Cu / Ralf

    Zitat

    Original von LemuelG


    Ohne jetzt die Regeln gelesen zu haben - uns wurde das Plättchen in Essen so erklärt, dass nur 1 Wein der Sorte zum Höchstpreis verkauft werden kann, alle anderen zum Normalpreis (und, wenn ich mich recht erinnere, dann sogar in 2 separaten Aktionen).


    Ich oute mich mal als der siegreiche Mitspieler. Ich hatte früh im Spiel das Sonderplättchen, mit dem ich einmal pro Runde bei einer Ernteaktion einen weiteren Traubenwürfel vom Vorrat dazubekommen habe. Somit braucht ich nicht zwingend viele Trauben-Plättchen in meinem Weinberg anbauen. Dazu hatte ich ein Sonderplättchen, bei dem ich ein Würfel (der von der Traube zum Wein gereift war) zum Höchstpreis verkaufen konnte - nicht eine komplette Rebsorte. Diesen Zeitverlust konnte ich mir aber leisten, da ich nur 3 Trauben-Plättchen angebaut hatte, während meine Mitspieler durchweg weitaus mehr hatten und die auch immer gerne abernten wollten.


    Da ich zudem lange ein Monopol auf eine Rebsorte hatte (erst rot dann violett), konnte ich ebenso lange den Preis dort hochhalten, habe mir zudem durch Einzelverkäufe zum Höchstpreis den Preis nicht wieder selbst kaputt gemacht (über das Sonderplättchen sinkt der Preis nicht beim Verkauf). Im weiteren Spielverlauf wenig bis nichts mehr ersteigert, sondern schnell geerntet und den Preis hochgetrieben als Aktion, um dann später möglichst häufig Startspieler zu sein, als das Monopol gefallen war, um von meiner Preismanipulation in der Siegelphase auch in der Folgerunde als Erster mit einem direkten Verkauf am meisten zu profitieren. Schnell konnte ich meine erst 4, dann 5 und dann wieder 4 Kredite zurückzahlen und meine Mitspieler auf viele teuer ersteigerte Plättchen sitzenlassen, die im Spielverlauf nicht alle immer genutzt werden konnten, weil ich Zeitdruck gemacht habe.


    Interessantes Spiel, mit mittlerer Komplexität, wobei ich nicht so recht einschätzen kann, wie viele Partien der Spielspass trägt, weil es eben überschaubare Optionen bietet: Billig ersteigern, bei gesuchten Sonderplättchen direkt höher einsteigen, Mitspieler-Ernten im Blick haben, alles ernten was man anpflanzt und möglichst Konkurrenz zeitlich oder in den Rebsorten meiden, aktiv die Rundenlänge bestimmen. Mitspielen würde ich es jedenfalls, selbst kaufen und besitzen brauche ich hingegen nicht. Bin da eher gespannt, wie sich das komplexere Vinhos fernab der Messe spielt.


    Cu / Ralf

    Zweitmeinung zu London aus der Partie mit AllThatJazz:


    Vorab wusste ich kaum was über das Spiel, hatte es auch halb mit Great Fire of London verwechselt und dann schon halb abgeschrieben, weil es mir zu sehr nach einem kartengesteuerten Mehrheitenspiel aussah. Alles falsch. Das Spiel macht Spass und ist herausfordernd im Ablauf. Die Holzkomponenten werten zudem das Spiel wirklich auf, wobei es ohne aber immer noch spielbar ist - nur eben nicht ganz so schön.


    Da man eben nur eine Aktion innerhalb seines Zuges machen darf und danach die Mitspieler dran sind, es aber eine gemeinsame Bezahl-Ablage gibt und man an lukrative Stadtbauplätze ebenso interessiert ist, wird man in ein spielerisches Dilemma gestürzt. Eigentlich müsste man alles auf einmal machen und dabei noch ausreichend Geld haben und ebenso Armut vermeiden sowie nebenbei noch Siegpunkte sammeln. Viele Entscheidungen, die zu treffen sind, wobei man es recht flott spielen kann. Nicht die Aktion "Stadt regieren", bei der man Karten seiner Ablage auswertet und umdreht, die kann etwas dauern, da man auch die Reihenfolge beachten muss, sondern das einfache Abwerfen von Handkarten, weil das Handkartenlimit überschritten wurde oder zur Bezahlung ist eine üble Magenentscheidung, wo man eigentlich nix hergeben will, aber eben muss.


    Von der Komplexität der Regeln auf Tinners Trail Niveau, weil einfach erklärt und vom Ablauf einfach gespielt. Wesentlich weniger Detailregeln als noch Age of Industry aufweist. Vom spielerischen Niveau der Entscheidungen aber durchaus mit Age of Industry gleichzusetzen, da die vielen Karten die Vielfalt der Wege zum Spielsieg ausmachen. Kauftipp, wobei es in zwei meiner Spielrunden vorhanden ist und ich es deshalb nicht zwingend selbst besitzen muss.


    Cu / Ralf