Beiträge von Captain Gidsen im Thema „4. - 10. 10. 2010“

    Ich habe so manchem hier etwas voraus: Ich durfte gestern bereits 7 Wonders als 100%-Prototyp spielen. Aber weil ich ein netter Kerl bin und damit nicht angeben möchte, sollt Ihr daran teilhaben - für die meisten ist es eh nur noch eine Frage der Zeit bis sie es spielen können, denke ich an die Vorbestellungs-, Watch- und Hypelisten. Und ich sag Euch eins: Ihr macht keinen Fehler.


    Das Spielprinzip und die Regeln überlasse ich wie zuvor anderen Rezensenten oder der Regel. Einzig Grundlegendes: Friday Night Magic Kartendraft trifft auf ein Civ-Thema und den Nachbarn. Der ist wichtig, also wenn's geht nicht neben den Supercrack setzen. 7 Wonders geht so: Jeder sucht sich aus seiner Kartenhand eine Karte aus und gibt die restlichen danach an seinen Nachbarn weiter. Das Teil wird gebaut und die nächste Runde läuft. Es gibt 3 Epochen mit 3 Kartenstapeln. Jeder werkelt an seinem Weltwunder herum, könnte es aber theoretisch auch ignorieren. Es bringt halt nette Extras ein, auf die man ungern verzichtet.


    Gestern abend: Ich wähle die Babylonier, weil mir das Bild mit dem lila Garten gut gefällt. Jede Runde steht mir schon mal 1 Ziegel zu Verfügung, was sich gut trifft, denn ich brauche Ziegel für spätere Ausbauten meiner Hängenden Gärten. Rechts neben mir sitzt Rhodos mit diesem größenwahnsinnigen Bronzefuzzi im Hafen, links der Halikarnasser mit seinem Mausoleum. Interessiert doch nen Toten. Die vierte Spielerin, militärisch und wirtschaftlich für mich unerreichbar, baut die Pyramiden.
    Es geht los. Ich habe 7 Karten auf der Hand und die Auswahl ist groß. Reihum suchen wird uns ein Bauprojekt aus und reichen die Karten nach links weiter. Alle fertig, es wird aufgedeckt und gebaut. Fehlende eigene Rohstoffe dürfen für 2 Goldmünzen beim linken oder rechten Nachbarn gekauft werden. Alle schauen neugierig, was da in der eigenen Nachbarschaft geschieht. Nächster Zug, 6 Karten, dann 5 und so weiter. Die Auswahl schränkt sich schrittweise ein und man muss zum einen schauen, dem Nachbarn bloß nichts zu überlassen, was der brauchen könnte, und zum anderen irgendwie den Kram auf der Hand sinnvoll zu nutzen. Die letzte Karte wird abgeworfen. Nach 10 Minuten ist die erste Epoche vorbei. Wir kloppen uns kurz mit den Nachbarn, indem wir die militärische Stärke vergleichen, dadurch Plus- und Minuspunkte verteilen und weiter geht es mit Epoche 2. Dann die 3. Und aus, 30 Minuten vorbei. Es wird gewertet. Hier ist Kopfrechnen gefragt, denn man kriegt für alles mögliche Punkte. Am Ende erreiche ich einen herausragenden zweiten Platz von hinten. Punktemäßig liegen wir mit 56, 53, 52 und 44 eng beieinander.
    7 Wonders spielt sich leicht runter. Downtime gibt es quasi nicht, da alle gleichzeitig wählen und theoretisch auch bauen könnten. Aber das macht man natürlich nicht, man preist die Gebäude der anderen und kommentiert: "Ich baue eine Universität, ihr Barbaren" (denn die anderen vernachlässigten Bildung völlig) oder "Schaut her, ab jetzt gibt es auf meinem Markt die feinsten babylonischen Waren" (denn wer ordentlich Ressourcen hat, erhöht die Chancen, dass die Nachbarn mit ihm handeln) oder "Tadaaa, die Hängenden Gärten sind fertig. Da wird die Nachwelt noch lange Spaß dran haben". Man spürt das Civ-Thema, denn auch die Grafiken sorgen für Stimmung. Ich mag es ja, beim Spielen eine Geschichte zu erzählen. So konnte ich mir dann den Ausbau meiner Babylonischen Metropole vorstellen, mit Universitäten, Markthallen, Webereien, einem großen Holzpferd vor der Haustür (schaut gut aus und bringt 3 Punkte beim Militär!), einem Pantheon und kleinen Handwerksbetrieben. Toll.
    Man kann unterschiedliche Strategien fahren - Rein auf Siegpunkte, Geld, Militär, Bildung oder Rohstoffe, es harmonisiert und wirkt ausgewogen. Langfristige Strategien sind ebenso wichtig wie taktische Entscheidungen über die Kartenhand. Interaktion ist auch drin, variiert aber je nach Spielertyp. Indirekt bestimme ich durch die Weitergabe der Karten natürlich, was mein Nachbar bekommt, auch beim Handeln kann man still entscheiden. Ich mag es aber, wenn ich wortreich meinen Nachbarn beschwatzen kann, seine Ziegel doch bitte bei mir zu kaufen und nicht bei seinem anderen Nachbarn. Ich hab schließlich Premium-Ziegel mit Gütesymbol, geprüft vom TÜV Zweistromland! Und die kosten das gleiche wie die lausigen ägyptischen Ziegel, die nicht mal dem nächsten Regenguss standhalten werden.
    7 Wonders wird in Essen in meiner Tüte liegen. Nein, gleich zwei. Ich bring meinem Nachbarn auch gleich eins mit.