Beiträge von ravn im Thema „Deutscher Spielepreis!“

    Zitat

    Original von ode


    Hm? *) Nach fast einem Jahr doch auch okay, wenn der ERSTE Wow-Effekt weg ist...


    Soll heissen, und lässt sich fast auf den kompletten Brettspieljahrgang 2009 für mich ausdehnen, dass es eine Menge wirklich gute Spiele gab, die im ersten Moment zwar begeistern konnten, sich aber arg schnel abnutzten, so dass nur noch "ganz ok gute"-Spiele für mich zurück blieben.


    Und damit wären wir beim Thema Langzeitspielspass fernab des ersten (selbst konstruierten) Hypes. Hansa Teutonica trägt da für mich immer noch am meisten. Selbst bei Funspielen wie TimesUp merke ich inzwischen, dass sich nach x Partien das Spiel abnutzt, weil wir in meinen Runden die Personen eben alle schon kennen und teils optimal mit Beschreibungen und Assoziationen verknüpft haben.


    Aber zum Glück gibt es regelmässigen Nachschub an Neuheiten ... :)


    Cu / Ralf

    1. FRESKO von Marco Ruskowski und Marcel Süßelbeck (Queen Games) 2.087


    In der Grundversion ist es mir zu sehr von der Aufstehzeit bestimmt, die Folgeaktionen ergeben sich fast schon automatisch. Mit allen Modulen finde ich es besser, weil vielschichtiger, aber trotzdem fehlt mir so recht der Spannungsbogen. Ich mische und male so vor mich hin und das wiederholt bis zum Spielende. Solide, aber für mich nur guter Durchschnitt. Dafür sieht es grafisch gut aus.


    2. VASCO DA GAMA von Paolo Mori (What's Your Game?) 2.033


    Interessantes Workerplacement, das aber leider bei den Aktionszahlen nicht mit der Mitspielerzahl skaliert. So kann man zu zweit genauso zwischen 1 bis 20 wählen wie in Vollbesetzung, wo kaum Zahlen übrig bleiben. Spielt sich vom Ablauf eher gleichfömig, weil man eben x Vorbereitungen braucht, um dann fürs Segeln Siepunkte und Geld bekommt. Spiele ich aber immer noch gerne mit, der erste Whow-Faktor ist aber verflogen.


    3. DIE TORE DER WELT von Michael Rieneck und Stefan Stadler (Kosmos) 1.701


    Lebt von seiner Atmosphäre und den Verbindungen zum Buch. Kopfkino eben, wenn man sich darauf einlassen mag. Mir gefällt es, auch weil es nicht so verkopft ist und eher das Leiden des Mittelalters vorlebt. Auch gut für Wenigspieler geeignet, wie ich in meinen Spielrunden feststellen konnte.


    4. TOBAGO von Bruce Allen (Zoch Verlag) 1.389


    Tolle Ausstattung, aber der Funke wollte bei mir nicht so recht überspringen. So fahre ich fernab jeder Spannung über die Insel, grenze die Schatzorte ein und spekuliere ein wenig auf gute Karten beim Schatzheben.


    5. HANSA TEUTONICA von Andreas Steding (Argentum Verlag) 1.292


    Mein Lieblingsspiel aus der Top 10. Hat bis auf eine Ausnahme in jeder Spielrunde gut bis perfekt funktioniert und war jedesmal neu und spannend. Gerade das "bitte vertreibe mich"-Element finde ich extrem gut und interakiv. So müssen Brettspiele sein, auch wenn es grafisch eher dröge ist.


    6. MAGISTER NAVIS von Carl de Visser und Jarratt Gray (Lookout Games) 1.144


    Acht Spielrunden sind schnell vorbei. Am liebsten zu viert oder (wenn keine Dauergrübler dabei sind) auch zu fünft. Darunter wird zu wenig gesegelt und damit zu wenig erforscht. In der letzten Runde leider etwas Optimierungsarbeit, davor aber herrlich locker leicher Einstieg, der vom Spannungsbogen gut anzieht. Immer wieder gerne - in der richtigen Runde.


    7. EGIZIA von Acchittocca (Flaminia Brasini, Virginio Gigli, Stefano Luperto und Antonio Tinto) (Hans im Glück) 994


    Die Pyramidenkarten sind mir zu extrem. Nur wer da dauerhaft beteiligt ist, kann das Spiel gewinnen, so meine Erfahrung. Das Element mit Ebbe und Flut hat in meinen Spielrunden bisher kaum taktisch funktioniert. Nett, aber teils wird man zu stark von den Mitspielern gespielt, was die einen für Möglichkeiten übrig lassen.


    8. MACAO von Stefan Feld (alea/Ravensburger) 965


    Ein Spiel, das es einem echt nicht leicht macht. Die Würfel gaukeln Zufall vor, denn man aber bewusst eingrenzen kann - zumindest wenn man Würfel-Rohstoff-Verteilung geschickt mit den Karten kombiniert, was aber eben nur möglich ist, wenn man ausreichend Kartenauswahl hat, wofür man wieder auf der Mauer-Spielreihenfolge vorne sein sollte. Da spielen viele Elemente zusammen, die man im Überblick haben sollte, was in der ersten Partie eher in Kopfarbeit ausartet. Leider haben etlliche Mitspielerrunde eine zweite und dann bessere Partie abgelehnt.


    9. DUNGEON LORDS von Vlaada Chvatil (Czech Games Edition/Heidelberger Spieleverlag) 759


    Das Thema ist toll, die abschliessende Mehrheitswertung macht aber leider wieder alles kaputt und will nicht so recht zum Rest passen. Wer erfolgreich spielen will, muss auf diese Endwertung arbeiten und dann trägt das Thema für mich nicht mehr. Schade eigentlich.


    10. MACHTSPIELE von Maximilian Thiel (eggertspiele) 669


    Wenn die Bestechungen funktionieren, dann ein gutes Spiel. Sollte man aber schon mehrmals gespielt haben, in möglichst Vollbesetzung, um die Feinheiten auszuloten. Von den Mechanismen leider etwas dröge, wenn man die simulierte Realität aus der Wirklichkeit kennt. Im Kern bleibt ein aufgemotztes Mehrheitenspiel übrig.


    Fazit: Alle Spiele sind nett bis spielenswert bis toll, bis auf Hansa Teutonica fehlt mir aber der Überkracher.


    Cu / Ralf

    Fresko? Ok, herzlichen Glückunsch, aber man muss ja nicht jede Meinung teilen.


    Hatte Hansa Teutonica erwartet, aber erst letztens erstmalig erlebt, dass das Spiel unerwartet bei einem Mitspieler absolut durchgefallen ist, während der Rest der Runde lobend bis begeistert war. Fresko hingegen fand ich in der Grundversion zu wenig Spiel und zu viel von der Aufstehzeit vorbestimmt. Mit allen Modulen gespielt in Viererrunde war es besser, aber in Teilaktionen (bestimmte Bonusplättchen abgreifen wieder alleine durch die Aufstehzeit bestimmt) dann stark von der Zugreihenfolge abhängig und vorbestimmt. Früh wenig Punkte machen wird gegenüber keine Punkte machen da schon fast bestraft. Hängengeblieben von der Partie ist ein nettes Spiel, dass ich selbst nicht zwingend haben muss, weil es mir zu wenig neue Spielelemente gebracht hat. Aber die Ausstattung ist Hansa Teutonica & Co schon mal überlegen. Zynisch könnte man jetzt anmerken, dass oberflächliche Schönheit vor inneren spielerischen Werten eben manchmal gewinnt.


    Am Ende des Tages ist es aber nur ein Preis aus vielen Meinungen zusammengesetzt, wobei ich eben eine andere habe. Was solls, werde ja jetzt nicht gezwungen Fresko besser als Hansa Teutonica zu finden, nur weil es andere eben anders sehen.


    Cu / Ralf