Beiträge von [Tom] im Thema „Meinungen gesucht: Miteinander statt gegeneinander bei Brettspielen?“

    Ich sehe halt immer die Situation, dass in Spielen wie Arkham Horror oder Pandemie, wo also alle Spieler am selben Strang und mit offenen Karten miteinander spielen, ein oder zwei dominante Spieler die weniger dominanten Spieler "dirigieren". Letztendlich kann/könnte man das Spiel auch als Solitär-Spiel mit 5 "imaginären" Mitspielern spielen, um eine optimale Abstimmung zu erreichen.


    Die Mechaniken wie bei Caylus oder Le Havre, also der Bau von Gebäuden, die dann aber von allen Spielern verwendet werden können, finde ich ein sehr reizvolles Konzept. Man stellt sich, bei Le Havre zB, die Frage: Wenn ich jetzt die Werft baue, habe ich denn dann auch genug Ressourcen, um ein Schiff zu Bauen - die Werft also zu nutzen? Und wie viele andere Spieler könnten sie nutzen? Wer könnte sie an meiner statt nutzen?
    Plus das Dilemma, dass man ja, um das Spiel zu gewinnen, Gebäude bauen muss für Siegpunkte, das der Baumeister im Schlimmsten Fall als Letzter Spieler von Allen sein eigenes Gebäude nutzen kann UND das Gebäude von den Mitspielern blockiert werden kann, und letzten Endes das man Eintritt zahlen muss, um das Gebäude nutzen zu dürfen, empfinde ich als einen so ausgefeilten Interaktions-Mechanismus - und gleichzeitig "Miteinander-Mechanismus", dass es das Spiel momentan wirklich aus Allen Anderen heraushebt. Nur das sehr mundane Thema wertet es wieder ein wenig ab für mich, da ich eben ein alter Fantasy- und SciFi-Hase bin... ^^

    Naja, ich denke Du betreibst da eine ziemliche Schwarz/Weiß-Malerei. Zum Einen gibt es durchaus Turnierspieler, die Spaß an der spielerischen Herausforderung haben, ohne gleich in die Luft zu gehen und Mannschaftskollegen zu beleidigen. Ich habe selbst ein paar Jahre sowohl TableTops als auch Kartenspiele auf Turnieren gespielt (und nebenher auch in meiner Freizeit), und natürlich gibt es da die verbissenen Spieler, für die der Sieg Alles ist und Verlieren eine Option NACH dem Tod.
    Aber da man (meines Wissens) noch nicht seinen Lebensunterhalt einzig und alleine mit Brettspielturnieren bestreiten kann, ist ja auch die Turnierszene noch entspannter. Sicherlich, als Gelegenheitsspieler wirst Du wahrscheinlich schon ab Deinem ersten Spielzug belächelt, auch gerade bei Strategiespielen wie Caylus, Le Havre, oder auch Dominion. Aber runtergeputzt wohl nicht gleich...


    Auf der anderen Seite gibt es unter den "normalen" Spielern auch diejenigen, die wütend/beleidigt/enttäuscht sind, wenn sie NICHT gewinnen. Die ihre Mitspieler zusammenfalten oder triumphierend aufschreien: "haHAAA! DAS war ja SO EIN DÄMLICHER SPIELZUG! Schau, jetzt kann ICH nämlich das, das UND DAS machen, und DUU hast NIX! Ich gewinne - Du verlierst - ICH GEWINNE - DU VERLIERST! GEWINNER! VERLIERER!!!"... naja, oder so ähnlich... :)


    Was ich sagen will: Ich denke nicht, dass man die Spieler, die Turniere spielen, grundsätzlich auf "verbissen" und "ohne Spaß am Spiel" kategorisieren kann. Klar, für sich selbst kann man das Turnierspiel als langweilig oder auch mühselig abtun; aber das muss ja nicht für alle gelten. Ich persönlich würde ja auch nicht 100 Partien Agricola spielen wollen, auch wenn es mir an sich Spaß bringt - dennoch gibt es ja Gelegenheitsspieler, die das tun - und Spaß dran haben...

    Naja, solche "aus Prinzip gegen Dich"-Spieler mag ich eigentlich garnicht. Das hängt weniger mit der Opferrolle zusammen (ich meine, es ist ja doch nur ein Spiel), sondern eher damit, dass dann auch gerne mal ausser Acht gelassen wird, welcher Spieler denn gerade eine direkte Gewinnschiene fährt. Und auch am Gewinnen ist.
    Aber nein, es muss gegen das "Opfer" gespielt werden, während der vierte Mitspieler lächelnd unblockiert die Punkte einfährt. Das finde ich dann immer ein wenig sinnbefreit und da geht für mich dann auch irgendwie der Sinn des Spielens wieder verloren.


    Ja, ein Teil des Spielens ist eben das fröhliche Miteinander. Aber genauso ein wichtiger Teil ist es eben auch, das Spiel in sich ernst zu nehmen. Unkonzentriertes Spielen oder, noch schlimmer, desinteressiertes Spielen (Mitten im Spiel: Ach, lass uns aufhören, wir können ja ein andermal weiterspielen) mag ich überhaupt nicht.
    Aber ich schweife ab... ^^


    Im Grunde spielt man doch sowieso JEDES Spiel MITeinander - man sitzt ja gemeinsam am Spieltisch. Im Spiel selbst nimmt man vielleicht konkurrierende Positionen ein und gönnt sich gegenseitig keinen Vorteil.

    Eine solche "intrigante Berater"-Situation hatten wir Monatg bei Le Havre: Als der Neueinsteiger meinte, er weiß so garnicht, was er gerade machen soll (zum Beispiel um seine Arbeiter am Ende der Runde zu ernähren), da bekam er von allen Seiten hilfreiche Vorschläge samt "Bewertung"; aber immer unter Berücksichtigung auf die eigenen Strategien: Wer das Eisen aus dem Vorrat wollte, der meinte "Nimm die 6 Fisch! Die helfen Dir erstmal und Du hast keinen Schuldschein!"; derjenige, der auf die Fische spechtete, meinte "Nimm zB das Eisen, damit kannst Du dann was bauen - einen Schuldschein kann man immer noch gut zurückzahlen!" ^^


    Ansonsten wird bei uns relativ locker gespielt: Wenn ein Spiele seinen Zug eigentlich abgeschlossen hat und sich dann an die Stirn fasst (bevor der nächste Spieler richtig angefangen hat) und meint: Ich habe einen Riesenfehler gemacht! Darf ich nochmal eben zurück?
    Dann ist das eigentlich drin. Ich habe ja lieber ein spannendes, herausforderndes Spiel, als wegen eines dummen Spielfehlers meines Mitspielers haushoch zu gewinnen. Was Anderes ist es natürlich, wenn ich eine "Falle" aufgestellt habe, und er/sie hineintappt.