Ach ja, am Donnerstag habe ich mit meiner Frau mal einen kleineren Spielemarathon gemacht. Vor allem ging es um Kinderspiele und wie sie uns Erwachsenen Spaß bereiten würden:
1. Rumpelritter - Das Duell von Haba
Ein kleines Duell-Spiel in einer Mitbring-Schachtel. Zwei Kontrahenten sitzen sich auf einem länglichen Spielfeld gegenüber und schnippen eine Holzscheibe abwechselnd. Gelingt es, den Gegner vom Brett zu schicken, ohne selbst dabei runterzufliegen, gewinnt man einen Chip. Die Chips geben vor, welcher Spieler immer gegen wen antreten muss und wer die Spielrunde beginnt.
Kurzweilig für Eltern. Man kann leicht gut oder schlecht spielen, ohne daß die Kinder allzu offensichtlich bemerken, wie man das Spiel lenkt.
Mal schauen, wie das Schnippen dann bei den Kleinen ankommt.
2. Twilight New Moon Biss zur Mittagsstunde - Das Spiel zum Film von Kosmos
Alleine schon für den Titel des Spiels sollte man den Hersteller verhauen. Elend langer Name. Apropos Elend... Ja, so ist das Spiel dann auch.
Man rennt auf einem Kurs durch die Gegend und sammelt Szenenkarten ein. Hat man die Karten der zwei Hauptcharaktere und von jeder der acht Szenen eine Karte bei sich liegen, gewinnt man das Spiel. Eine Szenenkarte eines bestimmten Typs gibt es eigentlich immer in einem Feldbereich auf dem "Rundkurs".
Also würfel ich, setze die Figur im oder gegen den Uhrzeigersinn und lande auf einem Feld. Der Mitspieler zieht eine Karte und muss mir nun entweder eine Frage zum Film/Buch stellen oder eine spezielle Aufgabe vorlesen (je nach Symbolik auf dem Feld, auf dem der aktive Spieler mit seiner Figur steht). Bei Erfolg darf ich die dazugehörige Szenenkarte und eventuell noch einen der beiden Hauptcharaktere nehmen.
Die Aktionsfelder sind vielfältig und zumindest teilweise sehr unterhaltsam. Der "Running Gag" war diese Karte: Wähle drei einstellige Zahlen und schreibe sie auf. Wenn bis zu Beginn deines Spielzugs kein Spieler diese Ziffern geworfen hat, darfst Du die Aufgabe als erfüllt betrachten!". Meine Frau nahm dann 7, 8, 9. Warum? Weil man zum Ziehen von Spielfiguren einen normalen sechsseitigen Würfel nimmt.
Die Fragekarten beziehen sich natürlich alle auf das Buch bzw. vor allem auf den Film. Wer den nicht gesehen hat, wird keine Chance im Spiel haben, weil es auf die Fragen keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wie a, b, c, d gibt...
Bei uns komplett abgestürzt, aber wenn ich das in die Bibliothek bringe und da mit den jungen Mädels spiele, wird sich das wahrscheinlich ändern. Die Damen von 12-16 sind hier sicherlich die eigentliche Zielgruppe.
Das Material ist trashig. Das Lizenzprodukt wurde in China gefertigt und von Amerikanern entworfen und entsprechend glänzend sind Spielbrett und Karten dann aiuch. Der Karton ist dünn, labberig und beult sofort aus. Außerdem lässt er sich nur schlecht öffnen. Damit hat Kosmos einen riesigen Schritt in die falsche Richtung gemacht.
3. Das grosse Wimmelwelt-Spiel von Noris
Noris als Spielehersteller ist bei Euch sicherlich nicht präsent. Kein Wunder, weil deren Spiele auch nicht für die Vielspieler mit taktischem oder strategischem Anspruch gemacht werden. Nach einem Jahr Pause bringt der Verlag aber nun doch auch mal wieder interessanteres heraus.
Das Wimmelwelt-Spiel ist altbekannt. Es gibt eine große Grafik mit vielen kleinen Objekten und man sucht einen winzigen Ausschnitt daraus.
Bei dieser Version gibt es acht Motive auf vier Spielbrettern. Dazu Karten, die jeweils acht Ausschnitte zeigen. Auf jeder Karte gibt es immer ein Motiv, was auch auf dem großen Bild zu finden ist.
In einer Spielrunde ziehen alle eine Karte und drehen die gleichzeitig um. Danach suchen alle gleichzeitig nach ihrem Motiv und der schnellste darf die Karte als Gewinn behalten. Der Rest schiebt seine Karten wieder unter den Stapel zurück.
Ein kurzweiliges Kinderspiel, was dank der niedlichen Grafiken auch nicht zu schwer ist. Erwachsene haben es oft leichter, aber eben nicht immer. Ich hätte mir allerdings noch mehr Karten gewünscht.
4. Hexenduell von Haba
Das neue große Kinderspiel vom Hersteller aus Bad Rodach. Was zunächst auffällt ist das enorme Gewicht der Schachtel. Dafür scheint ein ganzer Baum gefällt worden zu sein.
Öffnet man die Schachtel, hat man einen sehr dicken Spielplan vor sich (eigentlich zwei Spielpläne, die man aufeinander geklebt hat). Beim oberen Spielplan wird aber ordentlich was weggenommen, wodurch eine Art Arena mit Außenrand entsteht. Alleine die weggenommenen Elemente (die keine Spielfunktion haben), wiegen schon enorm viel. Und das Zeug braucht man nicht und kann es entsorgen... Meine Claudia wollte das erst nicht glauben, aber so ist das.
Das Spiel ist simpel. Ein Spieler schiebt eine Figur über den Plan zu einem Besen hin. Figur und Besen haben einen Magneten und stoßen sich ab. Der Besen wird in Richtung eigener Glassteine geschoben und man versucht, diese Glassteine ins Zentrum zu kehren, wo sie dann eingesammelt werden dürfen.
Die anderen Spieler haben Zauberwürfel. Sie würfeln nacheinander, bis eine gewisse Anzahl von Sanduhren auf allen Würfeln zu finden sind (Der Würfel ist ein Sechsseiter, eine Seite zeigt eine Sanduhr). Ist dies der Fall, wird "Stopp" gerufen und der nächste kann sein Glück beim Einkehren seiner Glassteine versuchen.
Da alle Spieler immer am Spielgeschehen beteiligt sind, wird wohl keine Langeweile aufkommen. Das Kehren ist nicht immer einfach und will geübt werden. Schlußendlich läuft zwar alles auf das Würfelpech der anderen hinaus, aber ich denke, daß die Kinder ihren Spaß haben werden. Zu zweit funktionierte das Spiel auch bei uns ganz ordentlich. Wenn nur nicht dieser riesige Abfallhaufen wäre, den man selbst zu entsorgen hat...
5. Snapshot von Kosmos
Schubsen scheint langsam wieder "In" zu sein. Snapshot ist ein Schippspiel, bei dem jeder einen Satz mit Auftragskarten hat und den Stapel in gemischtem Zustand langsam abarbeitet. Hindernisse und die Mitspieler behindern einen dabei. Hat man alle Aufträge gelöst und zwischendurch in den Ecken auch 6 Edelsteine in drei Farben eingesammelt, gehts zum Start zurück.
Das Spiel bietet durchaus Spaß, aber zu zweit spielt man mehr oder weniger nur vor sich hin. Etwas komisch sind die Banden, die direkt am Spielplan sind und mit Klammern zusammengehalten werden. Das funktioniert bei neuen Spielen nur bedingt und wird erst nach etlichen Partien, wenn der Karton schon weiter eingerissen ist, sauber abschließen. Nur wie lange das dann halten wird, bis der Rand komplett abbricht? Ich traue dem Braten nicht so recht.
Ansonsten gutes Spiel, aber bitte mit vier oder mehr Personen.
6. Seeland von Ravensburger
Holla, ein taktisch durchaus anspruchsvolles Spiel ist beim blauen Dreieck erschienen. Und wirklich zurecht als Final-Spiel bei der Deutschen Brettspiel-Meisterschaft.
Das Entwässern der Landschaft und das Bauen von Mühlen ist schön. Da die Münzen im Spiel sehr wichtig sind, sollte man die immer möglichst schnell einsammeln. Nur die Münze unten links ist irgendwie zu weit weg.
Im Spiel zu zweit kommt man aber selbst dort noch hin. Mit 278 Punkten war ich dann auch gut dabei, während meine Frau rund 20 Punkte weniger hatte. Das bedeutet aber im Endeffekt auch nur eine gewertete Mühle mehr. Zu zweit spielt sich "Seeland" vollkommen anders als zu viert. Es gibt keine wirkliche Konkurrenz und jeder wurschtelt in seinem eigenen Bereich rum. Hier gilt es aktiv dort Mühlen einzusetzen, wo auch der Mitspieler ist, damit man durch Legen eines Plättchens auch selbst profitieren kann. Wenn der Mensch denn legt... Der Rondellmechanismus ist im Spiel zu zweit nebensächlich und man wird gaaaaaanz selten mal dazu gezwungen, weit vorwärts zu springen. Wer das Spiel nur zu zweit gespielt hat, sollte vor dem Abwatschen in jedem Fall mal eine Partie in voller Besetzung wagen.
Übrigens ist "Seeland" auch ein Lernspiel. Denn man lernt das Addieren von Siegpunkten wie in keinem anderen Spiel der letzten Jahre
7. Larry Lasso von Selecta
Da wir am Wochenende auf einer hölzernen Hochzeit im Zelt waren, konnten wir gleich nach der Spielauswahl laut mitsingen:
"Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer. Wir reiten um die Wette, ohne Rast und ohne Ziel."
Bei diesem Kinderspiel gilt es, mit einem elastischen Schnürsenkel-Lasso große Holzfiguren (Schurken!) einzufangen. Welche Schurken man einbuchten soll, wird durch zwei Farbwürfel definiert. Die Kinder werfen dann ihr Lasso und versuchen, die passenden Typen einzufangen und dann vorsichtig in ihr Gefängnis zu ziehen, ohne die Figuren umzukippen.
Ein wirklich lustiges Aktionsspiel. Zu zweit weniger hektisch, aber das Lasso-Werfen macht tierischen Spaß. Ein kleiner Spielehit für Kids, ganz sicher.
8. Geometrie-Piraten Mini von Haba
Ein Mitbringspiel in einer Verpackung, die an eine Schatztruhe erinnert und das ganze Ding unnötig aufbläht. Aber sicherlich verkaufsfördernd und so kann man das Material besser an den Mann/die Frau bringen als in einer kleinen quadratischen Schachtel. Es gibt mehrere Spielvarianten, bei denen man geometrische Formen in 2D oder 3D erkennen soll.
a) Memory, wobei man vorgegeben bekommt, welche Kartenpaare gesucht werden.
b) Aktionsspiel, bei dem man suchen soll, welches Objekt aus der Kartenauslage fehlt.
c) Fragespiel, bei dem man erraten soll, welches Objekt der Mitspieler wohl als Karte in der Hand hat
d) Erzählspiel, bei dem ein Spieler die Objekte benennt und man schließlich das fehlende entdecken und benennen soll.
Das Spiel ist in der Lernspiel-Serie erschienen und das ist auch in Ordnung so. Berauschend ist keine der Spielvarianten, schlecht aber auch nicht. Das Spiel ist eben für einen sehr speziellen Kundenkreis gedacht.
9. Wortissimo von Noris
Noris und Plastik verbindet eine wunderbare Freundschaft. So auch hier. Allerdings ist in dem senkrechten 4x4 Gitter auch noch ein Doppeltimer drin, der mit AAA Batterien betrieben wird.
Nachdem die beiden Kontrahenten (es handelt sich bei Wortissimo um ein reines 2-Personen-Spiel) eine Spielzeit eingestellt haben, die zwischen 1 und 4 Minuten liegt und je nach Spielstärke auch unterschiedlich gewählt werden darf, geht es auch schon los.
Jeder hat einige Buchstabenwürfel. Der aktive Spieler nimmt einen Würfel und plaziert diesen auf eine freie Position im Gitter. Er darf den Würfel beliebig dabei ausrichten. Dann drückt er einen Knopf, um seinen Countdown nach unten abzubrechen und den des Gegenübers zu starten. Der macht nun das Gleiche.
Sind alle 16 Felder belegt, endet die Einsetzphase. Nun laufen beide Uhren weiter und jeder notiert sich möglichst viele Worte, die er in seinem Gitter bilden kann (Nur waagerecht, senkrecht und diagonal. Von links nach rechts lesbar oder umgekehrt. Ein Verändern der Leserichtung innerhalb eines Wortes ist nicht zulässig).
Meint man fertig zu sein, stoppt man seinen Counter. Jedes Wort bringt so viele Punkte, wie Buchstaben benutzt wurden. Bonus gibt es durch nicht verstrichene Zeit.
Spannend, fordernd und durchaus gelungen, wenn man auf Wortspiele steht.
10. Pipeline Duell von Noris
Wieder ein senkrechtes Gitter, ähnlich dem 4-Gewinnt. Diesmal schieben wir Steine von oben rein, die beidseitig bedruckt sind und eine Pipeline ergeben sollen. Wer es schafft, ein Rohr von unten nach oben zu bringen gewinnt. Alternativ gewinnt ein Spieler, wenn sein Gegner keine Möglichkeit mehr hat, dieses Ziel zu erreichen.
Klingt simpel, ist es aber gar nicht, denn die Herausforderung liegt vor allem darin, sich die Seite des Gegners möglichst gut zu merken und ihn vorrangig abzunabeln.
Cooles Spiel in meinen Augen, auch wenn das Design etwas gewöhnungsbedürftig ist. Anfangs sieht es nämlich so aus, daß man das gesamte Spielmaterial in den Fuß des Spielrasters legen kann und dann idealerweise ein Strandspiel erhält, aber leider klappt das vom Konzept her dann doch nicht.
Unser Spielkarton hat sich außerdem verzogen, weil die Deckfolie des Kartons wohl noch zu feucht war, als Deckfolie und Pappe zusammengeklebt wurden. So beult sich die Schachtel auf allen Seiten etwas nach innen, was das Öffnen erschwert. Aber egal, ist eben so. Das 2-Personen-Spiel ist jedenfalls eine positive Überraschung aus diesem Verlag, obwohl es spieltechnisch nichts innovatives darstellt.
11. Turi-Tour von Selecta
Ein weiteres Kinderspiel. Hier muss der aktive Spieler fühlen, was für ein Tier man in den Händen hat. Dies wird über Karten geregelt, die die Mitspieler ziehen, während der aktive Spieler eine Art Augenbinde trägt. Danach muss man je nach Kartensorte dieses Tier auf einen bestimmten Urlaubsort des Spielplans bringen, Tiere von dort entfernen usw. Immer noch mit Augenbinde. Ganz schön trickreich und selbst wir Erwachsene hatten da immer mal wieder Probleme, die richtigen Stellen nur durch Fühlen zu ertasten. In der gemeinen Variante gibt es dann auch noch die Möglichkeit, daß der Spielplan gedreht wird.
Ein wirklich gelungenes Familienspiel, was auch für ältere Kinder noch Freude bringen wird. Zu zweit recht ruhig, aber dafür kommt man oft an die Reihe, während man in voller Besetzung natürlich längere Wartezeiten hat, in denen man sich aber das Spielbrett einprägen sollte.
So, nun muss ich eigentlich noch kurz den Mittwoch beschreiben. Aber das mache ich in einem anderen Thread.