Beiträge von jaya im Thema „8. März - 14 März 2010“

    Wenn man mal von den nicht schnell zu erklärenden Regeln absieht, ist Mystery Rummy: Jack the Ripper in der Neuauflage des Pegasusverlags eines der stimmungsvollsten Kartenspiele, die ich bisher gespielt habe: Die formschönen, edlen Karten mit den kursiv geschriebenen Zusatztexten zum Fall; das ganze System der Meldungen, Opfer, Tatorte; oder einfach die Spieleschachtel in Buchform, mit den Stoffbändern zum leichteren Herausnehmen der Karten. Man hat keine Aufbauzeit, nur die Tippabgabe und die Punkte erfordern ein Notiersystem. Insgesamt haben wir das Spiel gestern zu zweit dreimal bis 100 Punkte gespielt, also circa zehn Einzelpartien.


    Dann habe ich nach langer Zeit mal wieder Dominion auf den Tisch gebracht. Witzigerweise bemerkte ich, dass die mittlerweile entstandene Vielfalt der Karten aus denen man Auswählen kann mich eher davon abhält, das Spiel aus dem Regal zu nehmen. Nach einer Partie hatten wir auch keine Lust auf ein Rematch.


    Zu sehr später Stunde habe ich mir dann noch die Regeln zu Finstere Flure durchgelesen, das Spielbrett aufgebaut, die Regeln erklärt und das alles in weniger als 10 Minuten. Ein hervorragendes Rennspiel [man rennt vor dem Monster davon], mit ulkigen Zeichnungen, leichten Strategieelementen und wenig Glück.

    Gestern abend hatte ich endlich mal Zeit mir die Anleitung zu Le Havre durchzulesen. Ging relativ zügig, nur die Logik der verschiedenen Symbolsysteme erschloss sich mir erst beim zweiten Lesen. Leider habe ich den Teil "Standard-Gebäude nach Ordnungszahl abwärts sortieren" überlesen und somit wurde mein erstes Solitärspiel mehr zu einem Survival-Spiel, wie man es von Agricola gewohnt ist; mehr als Holzschiffe konnte ich mir in dieser verkorksten Partie nicht leisten. Meine Freundin hasst Agricola auf Grund dieses Knappheitsmanagements und somit war ich am Ende dieser Le-Havre-Solorunde etwas enttäuscht, da ich nicht schon wieder einen weiteren Rosenberg im Spielregal versauern sehen wollte.


    Glücklicherweise ließ sie sich trotz meiner Warnung zu einem Zweierspiel hinreißen, denn sonst hätte ich erst wesentlich später meinen Lesefehler festgestellt. Mit den "neuen", richtigen Regeln verlief das Spiel dann schon wesentlich flüssiger, Nahrungsmittelknappheit war faktisch nicht mehr existent, sehr zur Freude meiner Freundin.


    Nach einer kurzen Erklärung des Spielprinzips kommt man sehr schnell ins Spiel, während der ersten Runden ist noch etwas Hilfe seitens der Regelkenner erforderlich, die zahlreichen Sondergebäude erfordern öfters mal einen Blick in das gut dokumentierte Regelheft der Gebäude. Die massig vorhandenen Handlungsmöglichkeiten minimieren den stragiezerstörenden Effekt besetzter Gebäude, wieder sehr zur Freude meiner Freundin, und erinnern eher an Caylus als an Agricola. Dass man die Karten der Spielgegner gegen Gebühr mitbenutzen kann verhindert außerdem den bei Agricola gerne gehörten, allgemein in den Raum gestellten Vorwurf, man hätte anfangs nicht die richtigen Karten zugeteilt bekommen. Man bekommt zwar keine Holzsteinchen und die Gebäudekarten lassen auch nicht unbedingt das Flair einer selbstgebauten Stadt aufkommen, wie der Agricola-Bauernhof, aber die Unmengen an Warenplättchen, das Weiterverarbeiten, Verheizen und Verschiffen und der nicht zu


    unterschätzende Belohnungseffekt großer Geldmengen, geben dem Spiel eine Dynamik, die Möwen-, Schiffsmotor- und Hafengeräusche im Kopf entstehen lassen. Das einzig wirkliche Problem, dass ich mit dem Spiel habe, ist die immens lange Aufbauzeit auf Grund ebendieser Plättchen.


    Für mich ist Le Havre in sich geschlossener, besser strukturiert und weniger bestrafend als Agricola. Es bietet mehr Optionen und wesentlich mehr Waren als Caylus. Das wichtigste ist jedoch, dass es meiner Freundin gefällt, die es gleich beim ersten Spiel in den Bereich 250-300 Punkte schaffte.