Beiträge von Gernspieler im Thema „Habe ich ein Problem, wenn mich die Neuheiten auf der SPIEL nicht (mehr so) interessieren?“

    Ich finde die Diskussion schwierig, ohne ins RPG-Forum abzurutschen. Für mich werden hier im Mikrokosmos (aka "Blase") Brettspielnerds viele Fragen gestellt, die eben ganz allgemein auch noch nicht (oder doch?) abschließend beantwortet sind. Kaufen Menschen Dinge in der Hoffnung, sich danach besser zu fühlen? Ist dieses Bedürfnis da, oder wird es erst geweckt (durch Marketing, Medien, Foren wie diesem...)? Ist das harmlos, oder diskussionswürdig? Kann man mehr spielen, statt zu kaufen? (Die Frage beantworte ich gleich, Spoiler: Nein.)

    Ich bin mir jedenfalls sicher, daß viele Menschen sich Spiele kaufen, anstatt oder weil sie gerne eigentlich ein Spiel spielen möchten, das aber aus verschiedensten Gründen nicht tun (können). "Ja, Spiel X habe ich zwar nie gespielt, aber die Neuauflage hilft mir bestimmt, es auf den Tisch zu bekommen."

    Dazu kommt, daß halt "Spiel kaufen" vom Aufwand her heutzutage nur Minuten kostet: Bein YT findet's einer gut, link in den Shownotes, klick-klick Amazon liefert es noch am selben Tag. Ich habe mir schon Spiele in der S-Bahn sitzend am Mobiltelefon gekauft, dauert nicht mal zwei Stationen. Ein Partie gespielt hätte ich in der Zeit nicht, nicht mal solo mit einer App.
    In der Konsumtheorie gibt's da Modelle, daß die Zufriedenheit mit einem Kauf am größten zwischen Kaufentscheidung und Auslieferung ist. Aber das hält halt nicht an - also wird am nächsten Tag schon das nächste Spiel bestellt, noch bevor das erste da ist. Weil dieses Spiel, das werde ich doch dann bestimmt öfter auf den Tisch bringen. Oder? Leute spielen ja auch nicht Lotto, um zu gewinnen, sondern um wie Schrödingers Katze in der Phase zwischen Loskauf und Ziehung davon träumen zu können, wie es wäre, reich zu sein. Die Ziehung läßt diesen Traum dann zerplatzen, genauso wie die Auslieferung des Spiels zur Ernüchterung führt - wie oft habe ich schon Spiele auf den Tisch gebracht, bei denen ich Monate mit Kaufentscheidung, Regelstudium, Vergleich Dutzender Rezensionen und Spielberichte, Pimpen, Gestaltung und Druck von Handouts usw. verbracht habe, und wo dann meine Freunde noch _vor_ dem ersten Zug mit einem "so einen alten Scheiß spiele ich nicht, das ist ja schon mindestens zwei Monate alt" abwinken. Also versuche ich es halt mit dem nächsten Spiel. Und dem nächsten. Und vergesse dabei die Spiele zu spielen, von denen ich schon weiß, daß sie allen Freude bereiten...

    Wenn „Freunde“ bei mir so argumentieren würden, dann würde ich mir Gedanken zu deren weiterem Status bei mir machen.

    Wenn ich solch einen Aufwand treibe wie du, dann gehört es sich eigentlich, dass man das Spiel zumindest zu Ende spielt. Unabhängig vom Alter des Spiels.

    Hmm ich bin vielleicht aus Forensicht eher ein casual player, aber Neuheiten holen mich auch nicht mehr so ab wie bei meinem Einstieg in die Youtube/bgg-Bubble. Ich hab so meine Lieblingsspiele gefunden für verschiedene Situationen (Familie, Kumpels, Spielerzahl), und teste neue Spiele eigentlich nur noch bei Gelegenheiten (Bibliothek, Convention, guter Flohmarktpreis). Ich brauche nicht so dringend neue Spiele, ich wäre froh über mehr Zeit/Mitspieler für meine Lieblingsspiele.

    Zutreffendes Zitat: neue Spiele sind für neue Spieler...

    Und genau da liegt das Problem.

    Man hat heutzutage einfach nicht mehr die Möglichkeiten ein Spiel auszuloten oder ausreichend zu spielen. In unserer Zeit fehlen entweder Mitspieler oder Zeit.

    Warum soll ich mir dann das X te Spiel holen, was mich eventuell nicht abholt? Liegt unnütz rum und wenn Gelegenheit da ist, wird eh das bewährte rausgeholt. Mal abgesehen davon, dass mir Regellesen in letzter Zeit arg auf den Zwirn geht.

    Eine Neuigkeit verpasst? OmG, aber die Welt dreht sich trotzdem weiter!