Beiträge von Bergziege im Thema „09.09.-15.09.2024“

    Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder mit ein paar Spielberichten zurück, darunter 2 Solo-Neuzugänge, die mir viel Spaß machen. Endlich neigt sich der Sommer dem Ende entgegen und es geht mir direkt wieder deutlich besser.

    Starten wir solo - es gab ein wenig #TheGlade und zwei wirklich schlechte Partien #ImperialSettlers. Dann kam neu an:
    #Undergrove
    Thematisch spielen wir hier – nun, einen Baum, genau genommen eine Douglasie, und wir wollen unsere Setzlinge in den Wald einbringen, Wurzeln schlagen und zum Baum heranwachsen lassen. Das gelingt uns mithilfe der verschiedenen Pilze, mit denen wir in Symbiose leben – wir tauschen Kohlenstoff, Phosphor, Kalium und Stickstoff aus und entwickeln uns so immer weiter, quasi. Optisch und materialmäßig ist das Spiel eine Wucht. Die Pilz-„Plättchen“ sind riesige Holzteile (die sich super besch… mischen lassen, natürlich) mit schönen Bildern, das Spielmaterial ist aus Holz und sehr schön gestaltet (die Wurzeln sind bissi fitzelig, aber ist noch okay), das Material kann in hübschen kleinen Schachteln sauber organisiert werden und die Karten sind stabil und wertig. Die riesigen Deluxe-Bäume als Plättchenhalter kommen zwar ein wenig daher wie der Everdell-Baum, aber tatsächlich sind sie im Spiel nicht unpraktisch, da die 3 Pilzplättchen in unserem Vorrat halt eine wirklich unangenehme Größe zum In-Der-Hand-Halten-Haben. Es wirkt halt alles ein wenig – überdimensioniert.
    Optisch kann das noch so viel hermachen, am Ende ist es ein abstraktes Ressourcen-Sammeln, Aktionen ausführen, Plättchen legen. Allerdings gebe ich zu, dass ich die Ressourcen hier tatsächlich beim Namen nenne, es ist nicht blau, es ist tatsächlich Stickstoff. Für meine Verhältnisse das ist das schon ein thematischer Ausreißer nach oben ;)

    Der liebe Dee hatte HIER schon mal ausführlich von seiner digitalen Partie berichtet inklusive Aktionsbeschreibungen, daher spare ich mir das jetzt mal und gehe direkt auf den Solomodus ein.
    Dieser hat mich zuerst erschreckt, denn wir simulieren gleich 3 Spielende, spielen also gegen 2 Bots. Tatsächlich bin ich aber sehr positiv überrascht, wie elegant das gelöst ist. Die Bots haben ein eigenes Tableau und spielen immer braun und beige. Auf dem Tableau sammeln sie Ressourcen und von dort setzen sie ihre Setzlinge ein – Wurzeln oder Bäume brauchen sie nicht. Mit einem Kartendeck bestimmen wir jede Runde, was sie tun – Pilze legen (an welche Stelle ist immer schnell und eindeutig bestimmbar), Kohlenstoff in den Wald legen, Setzlinge pflanzen (ebenfalls immer klar zu bestimmen durch ein simples System) oder Kohlenstoff absorbieren. Letzteren sammeln sie dann für Punkte auf ihrem Tableau, klettern aber auch mit uns auf dem Kohlenstoff-Track nach oben und liefern uns ein ordentliches Rennen. Am Ende des Spiels werden alle Setzlinge der Bots gezählt, als wären sie Bäume, dazu gibt es Punkte für die Ressourcen und die Bonusplättchen, die vom Track gesammelt werden konnten. Haben wir mehr Punkte als beide Bots, gewinnen wir. Hat einer mehr, gewinnen sie.
    Die Verwaltung ist wirklich simpel, das geht ratzfatz, dann können wir uns wieder auf den eigenen Zug konzentrieren. Es gibt 3 Schwierigkeitsgrade (bestimmt durch die Menge der am Ende gewerteten Setzlinge), zusätzlich können wir uns das Kartendeck noch schwerer machen, indem wir die Karten aussortieren, die den Bots eine aktionsfreie Runde bescheren.
    Die erste Partie hatte ich auf leicht verloren, die zweite auf schwer gewonnen, die dritte auf schwer verloren mit dem Ergebnis 61:61:67 – was zeigt, dass die Bots wirklich gut gebalanced sind. Ich find den Solomodus an sich wirklich sehr gut, wobei ich ein bisschen glaube, dass man auf dem Track wirklich immer als erstes ankommen sollte, sonst kriegen die Bots nochmal extra Boni – also da muss man schon immer drauf spielen. Glaube ich.

    Fazit:
    Fällt mir aktuell etwas schwer. Eigentlich dachte ich nach Partie 1, das ich das nicht „brauche“, aber nun schleicht sich das Spiel grade so ein bisschen in mein Herz und hat es auf mittlerweile immerhin 4 Partien gebracht – Optik, Thema (auch wenn es nur bedingt durchkommt, aber sie geben sich wirklich Mühe), Haptik, der gut gemachte Solomodus, der Flow des Spiels, das mag ich schon alles gerne. Ich glaube nur, dass ich da sehr schnell alles gesehen hab und den immer gleichen Stiefel runter spiele. Denn leider sind die Pilze dann doch sehr schnell sehr gleich und haben jetzt auch keine ultrakrassen Fähigkeiten. Es ist oft ein Stück weit egal, welchen Pilz ich jetzt pflanze, wenn nicht grade irgendein Symbol oder eine Fähigkeit zu den Zielen der Partie passt. Den ganz großen Wiederspielreiz sehe ich nicht.
    Ich bin sehr hin- und her gerissen. Könnte mir aktuell gut vorstellen, das nach einer Handvoll weiterer Partien abzugeben, würde es aber gerne mal multiplayer probieren. Auf jeden Fall gefällt es mir besser, als ich gedacht hätte, das is doch mal was :)

    #Harvest
    Auf Harvest wurde ich über den Einzelspiel-Discord aufmerksam, mir kam das bis dahin null bekannt vor, aber die Spielberichte dort haben mich direkt angesprochen – hab dann noch ein Solo-Video geschaut und es mir dann in der Deluxe Edition bei Philibert bestellt.

    Der Name des Spiels beschreibt die Thematik schon perfekt: wie so oft sind wir landwirtschaftlich unterwegs. Wir bauen auf unserem kleinen Hof verschiedene Saaten an und ernten sie, bauen aber auch Gebäude und müssen dafür erstmal Platz schaffen, denn unser Hof ist anfangs noch ganz schön bewaldet. Wir spielen hier mal wieder antropomorphe Tiere, und auch wenn mich die optische Gestaltung dieser Tiere gar nicht so anspricht, so ist sie anders als vieles, was man schon hatte, und das ist immer ein Bonus bei mir. Das Material drum herum ist in der Deluxe extrem wertig und schön – die Holzfrüchte, die wunderschönen Metallmünzen, die tollen Boards und die dicken Papp-Plättchen ergeben ein rundes Gesamtbild. Die Retail ist deutlich sparsamer - alles Pappe, keine Doublelayer Boards u.ä., aber immer noch sehr hübsch, stabil und dabei deutlich günstiger.

    Harvest ist ein klassischer Worker-Placer, mit sehr wenig Aktionen. Wir haben 3 Schubkarren, die wir in 4 Runden einsetzen – also 12 Aktionen im ganzen Spiel (+ Zusatzaktionsmöglichkeiten an der ein oder anderen Stelle). Die Einsatzfelder finden sich auf einem großen Spielplan in der Mitte und reichen vom Gemischtwarenladen, wo wir einkaufen gehen können, über Feld-Aktionen (säen, gießen, ernten) bis zu Aktionen an der Werkbank (Bäume fällen, Gebäude bauen, Wassereimer verbessern). Außerdem können wir Tauschaktionen auslösen und es gibt einen Bereich mit in jedem Spiel wechselnden Einsatzfeldern, die oft etwas stärkere Aktionskombinationen ermöglichen. Vor uns liegt unser Hof-Plan, den wir vom Wald befreien müssen und dann mit Saatgut und Gebäuden füllen können. Gebäude bringen uns Sofortboni oder Zusatzpunkte am Spiel-Ende, Saatgut müssen wir pflanzen (verbraucht Dünger), wollen es gießen (verbraucht Wasser und vermehrt unsere Pflanzen) und ernten (alles abräumen für Punkte). Am Ende des Spiels haben wir Punkte durchs Ernten kumuliert, dazu kommen Punkte für die Gebäude, für eventuell noch gepflanzte Saat und restliche Münzen.

    Der Solomodus ist in der Abhandlung extrem simpel, da die beiden „Bots“ nur Felder blockieren und in der Spielreihenfolge konkurrieren – aber es gibt 20 Herausforderungen, die bewältigt werden wollen.

    Grundsätzlich klingt das alles altbekannt, aber bei mir hat Harvest aus verschiedenen Gründen dennoch eingeschlagen wie eine Bombe, und ich möchte euch gerne erzählen, was ich so besonders finde.

    • Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Tiere, die wir spielen, beeinflussen die Art, wie das aktuelle Spiel läuft, ganz vehement und ändern es jedes Mal wieder so ab, dass mir nicht auffällt, dass ich eigentlich im Kern immer das gleiche mache. Dazu kommen noch die kleinen Sonnenaufgangs-Plättchen, die wir zu Spielbeginn erhalten, ins Board legen und die uns einen zusätzlichen Bonus zu jedem Rundenbeginn geben. Wenn ich jede Runde ohnehin einen Wald fällen darf, brauche ich dies Aktion in der Partie schon mal nicht mehr groß beachten. Wenn ich zu Rundenbeginn ein Gebäude bauen darf, sollte ich mich direkt um Platz auf meinem Board kümmern, um das auszunutzen. Wenn mich Gebäude einfach mal gar nichts kosten, dann fälle ich schnell meine Wälder, um viel bauen zu können und habe einen ganz anderen Fokus als sonst.
    • Die Auswahl der Spieler-Reihenfolge finde ich mega. Wir bekommen zu Spielbeginn ein größeres Sonnenaufgangsplättchen, das eine Zahl und einen Bonus zeigt – der Bonus besteht immer aus Münzen und dann einer zusätzlichen Belohnung (Dünger, Saatgut, oder auch mal eine Bau-Aktion). Die Zahlen gehen von 1 bis 10, je höher die Zahl, desto besser der Bonus. Und natürlich bestimmen diese Zahlen dann die Reihenfolge, von niedrig nach hoch. Wir tauschen zum Rundenbeginn dabei immer unser Plättchen gegen eines von dreien aus der Mitte aus. Es ist also immer die Frage (und das klappt auch solo ganz hervorragend): nehme ich eine niedrigere Zahl, damit ich früher dran bin, oder ist mit der Bonus auf der hohen Zahl grade so wichtig, dass ich das Risiko der weg geschnappten Aktionsplätze eingehe? Das genommene Plättchen behalten wir dann und tauschen zum nächsten Rundenbeginn wieder aus. So simpel, so clever!
    • Das Saatgut ist sehr verschieden. Getreide belegt 3 Felder in gerader Reihe und bringt nur 1 Punkt beim Ernten – aber es kostet keinen Dünger beim Pflanzen und bringt Dünger beim Ernten. Die Erdbeere bringt ebenfalls nur 1 Punkt, ist aber sehr klein, und beim Gießen vermehrt sie sich doppelt: aus 1 Erdbeere werden immer 2 neue. Die Heidelbeere ist teurer und vermehrt sich nicht beim Gießen, aber: die wächst auf einem Plättchen, das beim Ernten liegen bleibt, sprich: wir können dieses Plättchen immer wieder gießen und für 4 Siegpunkte ernten, ohne neu anpflanzen zu müssen. Der Kürbis ist richtig teuer, kostet auch 3 Dünger und nimmt mächtig Platz weg, verdoppelt sich aber beim Gießen und bringt 6 Punkte pro Kürbis ein. Wir müssen immer überlegen, wie wir unseren wenigen Platz sinnvoll ausnutzen, was wir wo und wie anbauen wollen – kleine Entscheidungen, die in jeder Partie immer wieder neu getroffen werden müssen.
    • Der Solo-Modus ist absolut simpel, aber komplett herausragend. 2 "Bots" blockieren uns Plätze, und tun uns dabei teils ganz schön weh. Durch die sekundenschnelle Abhandlung merken wir in der Verwaltung überhaupt nicht, dass wir direkt gegen 2 Gegner spielen, im Spiel selbst merken wir es dann aber deutlich.
    • Die Solo-Herausforderungen sind ebenfalls toll. Sie geben immer einen bestimmten Charakter vor, und dazu noch weitere Elemente – z.B. muss mein Feld am Ende komplett vom Wald befreit sein. Oder Gebäude mit Sofort-Effekt punkten doppelt. Oder auf bestimmte Felder darf ich nur bauen, nicht pflanzen. Dazu geben sie eine Punktzahl vor, die erreicht werden muss, es gibt immer einen normalen und einen schweren Modus. Aktuell kämpfe ich mit Herausforderung 6 - 55 Punkte sind nötig, 54 hatte ich jetzt im besten Fall erreicht ^^

    Harvest ist ein toller Workerplacer auf klassischem Kennerniveau, der zwar altbekannte Mechanismen bringt, diese aber durch kleine Kniffe besonders macht. Ich mag es sehr gerne und freue mich aktuell auf jede weitere Partie.

    So, dann hatten wir noch einen Spieleabend zu zweit mit Titeln, die getestet werden wollten.

    #RaccoonTycoon
    Ja gut. Ich hab die Anleitung zur Vorbereitung gelesen und wusste: das mag ich nicht. Ich bin wirklich kein Freund von Auktionsmechanismen und auch dynamische Marktentwicklungen und so brauche ich nicht zwingend. Raccoon Tycoon ist ein Wirtschaftsspiel, das aber auf gehobenem Familienniveau daher kommt. Es ist wirklich schnell verstanden – Waren auf den Marktleisten verbessern, Waren bekommen, Waren verkaufen und mit dem erhaltenen Geld dann Gebäude kaufen (für Fähigkeiten und Punkte), Gebiete kaufen (für Punkte) und auf Tiere bieten (Set-Collection für Punkte). Wir hatten anfangs ohne verdecktes Geld gespielt, was völlig banane ist für die Auktionen, haben wir dann auch gemerkt und geändert. Das einzige, was ich ganz spannend fand, waren die Gebäude, da deren Effekte teils schon sehr massiv ins Spiel eingreifen und Regeln brechen, sowas mag ich eigentlich sehr gerne – meine Mitspielerin aber halt gar nicht :D Ich hab recht deutlich gewonnen, da ich im Gebiete und Tiere sammeln recht gut vorankam, aber wirklich Spaß hatten wir beide nicht. War nicht unser Spiel.

    #DoriDino
    Es war heiß. Wir waren müde. Und dann lag da ein Kinderspiel rum, bei dem wir Dinosaurier-Eier mit Holzstäben in farblich passende Nester kullern müssen. JA ALSO BITTE! Da sagen wir doch nicht nein.
    Wir kullerten also um die Wette, wobei immer abwechselnd eine den chaotischen Dino spielt, der die Eier bewusst in die falschen Nester schubsen will, während die andere eben farblich passend einsortieren möchte. In der Endrunde müssen im Spiel zu zweit dann von jeder je 2 Farben in die passenden Nester kullern. Was haben wir gelacht. Spätestens in der Endrunde, in der wir uns 2 Farben merken mussten, die passen sollen, und 2 andere, die wir gleichzeitig falsch machen wollen, war alles vorbei. Ein echtes Manko sind die Farben gelb und orange, wer sich das wieder ausgedacht hat ist mir ein absolutes Rätsel. Wir haben die konstant verwechselt.
    Ob ich es für Kids empfehlen kann weiß ich nicht, kommt sehr auf die Kids an – das sind halt so Holzpaddel mit Stiel dran. Die kann man nem anderen halt auch ins Auge stecken, statt in so ein Dino-Nest. Aber 2 auf dem Papier erwachsene Mädels, bei großer Hitze, nach einer anstrengenden Arbeitswoche, hatten damit Riesenfreude (ohne Alkohol, wohlgemerkt), und ich glaube, ich stell das mal in meiner großen Runde zu viert als Absacker auf den Tisch.

    Nach langer, langer Zeit gab es auch mal wieder #Descent2ndEdition, Labyrinth des Verderbens - das letzte normale Abenteuer. Wir stehen vorm Finale - Finale der Kampagne, Finale von Descent 2nd - nach 6 Jahren, eine Ära neigt sich dem Ende entgegen. Seh uns schon alle heulen.

    So, euch allen eine schöne Spielewoche! Ich stürz mich mal noch in die Vorbereitung für die SPIEL in Essen.