Beiträge von Brutus44 im Thema „Klebepunkte, Papierhüllen, Plastikfolie und Co. - alles rund um das Verpackungsmaterial“

    Mal wieder eine Gelegenheit, mich unbeliebt zu machen... da kann ich nicht widerstehen :evil:

    Ich finde die Klebepunkte u.ä. vollkommen daneben und überflüssig. Das ist m.E. Grünfärberei (neudeutsch: Greenwashing), damit sich alle beim "immer weiter so"-Konsum wohler fühlen.

    Ich jedenfalls werde keine Neuspiele kaufen, die nicht in Folie daherkommen. Für mich gehört die Schachtel mit zum Produkt, es handelt sich nicht um eine Verpackung. Folglich möchte ich eine einwandfreie und optisch schöne Schachtel haben. Ohne Kratzer, Kleber oder Kleberrückstände. Wenn das nicht gewährleistet ist, kann ich gleich gebraucht kaufen.

    Was jetzt vielleicht überraschend klingt: ich bin sehr "öko", vermutlich weitaus mehr als die große Mehrheit hier. Aber ich bemühe mich, konsequent zu sein mit allen (auch unangenehmen) Konsequenzen und nicht stattdessen beim so beliebten modernen Ablasshandel mitzumachen. Was ich damit meine?

    Ich bin z.B. der Meinung, dass ich als Stadtbewohner kein motorisiertes Fahrzeug benötige, weil es im Hinblick auf die Umwelt absurd wäre, gelegentlich – und ehrlich gesagt meistens mehr aus Bequemlichkeit denn aus Notwendigkeit – eine Tonne Stahl durch die Gegend zu fahren, um 80 kg Mensch zu transportieren. Deswegen habe ich kein Fahrzeug. Die meisten anderen beruhigen ihr Gewissen erfolgreich durch die Anschaffung eines Hybrid- oder E-Fahrzeugs. Was am Grundproblem/Energiebedarf (Tonne Stahl für 80 kg Mensch) überhaupt nichts ändert. Aber die heilige Dreifaltigkeit aus Staat (Wirtschaftswachstum!), Industrie (Geld verdienen!) und Konsument (Konsum soll schön sein und Spaß machen!) sucht immer nach Wegen, das ewige "weiter so" hübsch zu verpacken. Der Konsument möchte gerne belogen werden und sich selbst belügen, und die anderen beiden helfen dabei sehr gerne aus.

    Wenn irgendetwas in unserem System unsexy ist, dann ist es Verzicht. Lieber lügen färben sich alle Beteiligten die Welt schön. Und weil es nahezu alle so machen, klappt das auch wunderbar. Die meisten merken es überhaupt nicht mehr in ihrer Riesenblase.

    Zurück zur Folie: Die Folie verbraucht extrem wenig Material. Eine einzige Plastikfigur einer der so beliebten Miniaturenorgien dürfte ein Vielfaches an Kunststoff benötigen. Jeder Joghurtbecher, jede Zigarettenschachtel, jedes Überraschungsei braucht mehr Material. Warum also ein vernachlässigbare Materialmenge an einer sinnvollen Stelle einsparen, während anderswo und oftmals völlig sinnlos geklotzt wird (Aufwendige Verpackungen von Whiskyflaschen; Verpackungsorgien im Kosmetikbereich; Füllmaterial von überdimensionierten Paketen; Ausdruckorgien im öffentlichen Dienst)?

    Warum ist die Folie sinnvoll: Weil ich – zugegebenermaßen ohne jede Expertise – davon ausgehe, dass unterm Strich nichts gewonnen wird: Wenn von 10.000 Exemplaren des Spiels nur eines mehr ungenutzt entsorgt wird (z.B. Lagerschäden durch Luftfeuchtigkeit oder Papierfischchen; Rückläufer bei Amazon wegen "Nichtgefallen" der ramponierten Schachtel, dessen Entsorgung billiger ist als ein Wiederverwertung), ist die Bilanz schlechter als vorher. Es bleibt also lediglich die Grünfärberei.

    Anstatt Euch den Konsumwahnsinn schön zu reden, verzichtet doch einfach mal. Das ist umweltfreundlich. Aber unbequem.

    Auch aus prinzipiellen/politischen/sonstigen Erwägungen kann man Verzichtsentscheidungen treffen.

    Ich verzichte auf Whatsapp.

    Ich verzichte auf Windows.

    Ich verzichte auf Steam.

    Ich verzichte auf Spiele aus der Spieleschmiede, seit sie Schachtelseiten mit Werbung bedrucken.

    Ich verzichte auf Kurzstreckenflüge.

    Ich verzichte auf absurde Kurztripps ("Wochenende in New York").

    Ich verzichte darauf, bei der Arbeit mein (Umwelt-)Gewissen abzuschalten, nur weil es die heilige Arbeit ist und die Kosten andere tragen.

    Ich verzichte auf Silvestergeböller.

    Ich verzichte auf Riesenfernseher und Stromfresser-PCs.

    ...

    Warum also nicht einfach mal auf das eine oder andere verzichten?

    Oder einfach weitermachen mit der jetzt so angenehm grüngefärbten Umweltbelastung. Passt auch gut zum modernen "Frieden schaffen mit mehr Waffen".


    Nur zur Sicherheit noch als Klarstellung: ich spreche überhaupt niemanden hier persönlich an und unterstelle niemandem nichts. Das Thema löst (neudeutsch: triggert) bei mir als Öko nur etwas aus, weil ich die immer größeren Müllmengen und die immer absurderen Verpackungen im Alltag wahrnehme und mich das wahnsinnig nervt, weil es größtenteils absolut unnötig ist. Und dann wird an sinnvoller Stelle schlecht geändert, um die Pseudo-Ökos zu beglücken... :rolleyes: