Beiträge von anke79 im Thema „Unintuitiv, fehlende Redaktion, schlechte Übersetzungen, schlechtes Design: grundsätzliche Probleme vieler Crowdfunding Brettspiele“

    Verallgemeinern ist da schwierig, auch wenn es gewisse Tendenzen gibt. Vorneweg The Few & The Cursed wurde doch von der Spieleschmiede lokalisiert oder gibt's da 2 Versionen? Ich weiß jetzt nicht, ob die grafischen Probleme bereits im Original existieren, hätte aber auch bei der Lokalisierung auffallen müssen. Bei der Schmiede passieren meiner Erfahrung nach leider häufig einige mehr oder weniger kleine Fehler bzgl. Übersetzungen oder Layout. Hier weiß ich nicht, ob's eher am nicht ausreichenden Proofreading liegt oder dass man sich allgemein mit zu vielen Projekten in den letzten 1-2 Jahren etwas übernommen hat.

    Grundsätzlich wird natürlich das Marketing und das hübsche Grafikdesign/Material für Crowdfunding-Kampagnen immer wichtiger und teurer. Einerseits entspricht es ja durchaus dem ursprünglichen Gedanken von Crowdfunding, dass man erstmal nur eine Idee hat, die finanziert werden will. Und erst wenn sie finanziert wurde, macht man sich an die eigentliche Entwicklung. Inzwischen erreichen manche Projekte aber schon fünfstellige Kosten vor/während der Kampagne für die Prototypen, die Influencer, Grafikdesign und Werbung etc. Da kann man es sich eigentlich kaum noch leisten, noch vorher 1-2 Jahre in die Entwicklung zu stecken.

    Andererseits kann man auch nicht sagen, dass Spiel kommt dann in 2-3 Jahren, weil dann zu viele verzichten. Also muss man nach der Finanzierung entweder schneller entwickeln oder zumindest eine schnellere Lieferung versprechen und dann alles hinauszögern. Das führt dann schnell dazu, dass man unter großem Zeitdruck entwickeln muss und das führt selten zu einem richtig ausgereiftem Ergebnis. Die Alternative, erst zu launchen, wenn man schon ein gutes, funktionierendes Grundgerüst hat, können sich eigentlich nur etablierte (Crowdfunding-)Verlage leisten, die von der vorherigen Kampagne noch Geld übrig haben.

    Aber dieser Weg über Marketing, ein paar hübsche Bilder und eine nette Grundidee scheint ja immer noch gut zu funktionieren. Mein Eindruck ist, dass die wenigsten sich die Zeit nehmen, die Regeln vorher zu lesen und/oder Online-Probepartien zu spielen oder wenigstens ein Playthrough-Video anzuschauen. Ich achte da immer mehr darauf und wenn keine Anleitung vorab zur Verfügung steht, ist das mittlerweile eigentlich schon ausgeschlossen. Und dann muss man auch noch auf vergangene Projekte schauen. Gerade Awaken Realms ändern ja gerne mal grundlegende Sachen und das fertige Spiel hat abgesehen vom Thema nicht mehr viel mit der gepitchten Version zu tun. Da verzichte ich inzwischen lieber bzw. warte ab, bis klar ist, wie das Endprodukt aussieht.

    Unthematische Regeln sind aber nicht crowdfunding-exklusiv. Das finde ich auch oft bei Retailspielen und lässt sich auch nicht immer vermeiden. Oft muss man einen Kompromiss finden aus thematisch erklärbar und spielerisch sinnvoll. Allgemein finde ich, dass Crowdfunding der Brettspielszene schon gute und wichtige Impulse gegeben hat, speziell in Richtung Themenvielfalt, grafische Gestaltung und (Deluxe-)Material. Mit dem Erfolg einiger Kampagnen kommen aber natürlich auch viele Angebote auf, die nicht immer so ausgereift sind wie sie sein sollten und dann muss man auch mal seinem FOMO nicht nachgeben oder abwarten. 1/2-1 Jahr nach dem Release haben sich meistens die BGG-Bewertungen auch auf ein realistischeres Niveau eingependelt. The Few And The Cursed steht da bspw. bei mittelprächtigen 7,1 aktuell. Primal ist ja noch sehr neu.