Beiträge von Gead im Thema „Unintuitiv, fehlende Redaktion, schlechte Übersetzungen, schlechtes Design: grundsätzliche Probleme vieler Crowdfunding Brettspiele“

    Ein leidenschaftliches Plädoyer für Crowdfunding. Trotzdem.

    Die Entwicklung im Crowdfunding-Bereich, hin zu überproduzierten, maßlos mit Erweiterungen und allerlei Extras aufgeblasenen Spielen, sehe ich ebenfalls als sehr kritisch an. Und das, obwohl ich selbst schon für meine Spiele mehrfach Crowdfunding, als Weg zur zumindest in einem Fall direkt erfolgreichen Finanzierung mit darauffolgender Realisierung, gewählt und beschritten hatte. Ich habe darum lange gezögert, ob ich es – als „einzelner Autor“ – erneut wagen soll. Und völlig sicher bin ich mir in meiner Entscheidung, genau das – allen Unkenrufen zum Trotz – wieder zu tun, noch immer nicht. Der Unterschied zu den Anfängen des Crowdfundings ist enorm groß. Hat es früher eher gereicht, nur eine Vision zu haben, die einfach mit Herzblut zu präsentieren und damit andere Menschen zu begeistern, reicht das heutzutage in den allermeisten Fällen nicht mehr aus. Alles muss bereits perfekt aussehen, um in der Flut der genauso perfekt aussehenden Projekte nicht unterzugehen. KickTraq macht unerbittlich und praktisch in Echtzeit den Verlauf sichtbar, prognostiziert das Ende, passt es jederzeit nach oben oder, was schlimmer wiegt, nach unten an; wird darum manipuliert, wo es nur geht, um in die Top 10 auf die Startseite zu kommen (und da möglichst lange zu bleiben). Es ist schlicht zu einem großen Geschäft geworden, wo man viel verdienen aber eben auch viel verlieren kann. Letzteres vor allem dann, wenn zuvor eine horrende Menge Geld in das perfekte Aussehen des Trailers, des Prototypen, des Zubehörs und den zahllosen Erweiterungen des Zubehörs etc. investiert werden musste. Besonders gefährlich ist der Hang dazu, das Finanzierungsziel zu niedrig anzusetzen, mit dem daraus resultierenden Druck, dieses schnell erreichen zu müssen und so eine hoffentlich große (noch besser: riesige) Welle der Unterstützung loszutreten. Bleibt diese dann aber aus, werden Projekte trotz vermeintlich erfolgreicher Finanzierung und noch während der Laufzeit gecancelt. Oder mit Angstschweiß auf der Stirn und im Grunde viel zu wenig Geld trotzdem produziert. Häufig kommt es dann zu Verzögerungen bis hin zu Komplettausfällen. Und nicht selten sollen nur mäßig erfolgreiche Projekte duch nachfolgende Crowdfunding-Projekte angeschoben und querfinanziert werden. Bis zum großen Knall ist es da schlussendlich nicht mehr weit.

    Was bleibt (mir) da übrig? Die Vision. Der Wunsch. Die Begeisterung. Und: das Ziel, (m)ein Spiel vorher wirklich so weit wie nur irgendwie möglich entwickelt zu haben. Es unermüdlich zu testen. Das immer und immer wieder zu tun, ist sicherlich anstrengend. Die Fortschritte zu erleben, ist aber ebenso eine große Freude. Das Spiel kann so stetig weiterentwickelt werden – und wird irgendwann „fertig“ sein – auch ganz ohne Crowdfunding. Die Vison und der damit verbundene Wunsch, die eigene Begeisterung mit möglichst vielen Spielerinnen und Spielern zu teilen, ist zusammengenommen der Motor des Ganzen. Das ist die ursprüngliche Idee, die Crowdfunding zugrunde liegt. Es wäre schön, wenn andere das ähnlich empfinden und ich damit „irgendwann“ nicht allein bin.