Beiträge von anke79 im Thema „Selbstreduktion durchs Regal (Fazit nach mehreren Monaten)“

    Ganz genau! Meine eigene Regel bei jedem Sonderangebot: "Wenn es dir nicht den Vollpreis wert war, dann auch keinen rabattierten Preis."

    Das finde ich insgesamt eine sehr löbliche Haltung, aber es gibt genügend Menschen die auf ihr Geld achten und deshalb gerne Spiele zum rabattierten Preis kaufen.

    Gerade in den letzten Jahren konnte man sehr gute Spiele deutlich preiswerter kaufen. So ich war ich letzten Dezember sehr froh, bei Milan Spiele ein Nemo's War im Bundle mit Ende der Reise günstig ergattern zu können. Ebenso Cthulhu Death May Die Season 2. Solche Ersparnisse ermöglichen es dann wiederum, den einen oder anderen schönen Kickstarter zu finanzieren wie das jüngst ausgelieferte, wunderbare Arcs oder das von mir heiß erwartete Inferno.

    Was ich damit sagen will: Wie bei anderen materiellen Dinge ist vieles im Leben eine Mischkalkulation. Da gehört ein günstiges Angebot ebenso dazu, wie die Lust auf etwas Neues. Besitze ich zu viel? Mit Sicherheit. Aber solange diese Dinge nicht zur persönlichen Last werden, habe ich lieber das eine oder andere Spiel, Buch oder Schallplatte zuviel in meiner Sammlung, als mit wirklich unnützen Luxusgütern diesen Planeten zu belasten. So sehr ich die hier diskutierte Kunst der Beschränkung auch bewundere.

    Entscheidend ist, dass man seine eigenen Grenzen und Bedürfnisse kennt und diese immer wieder kritisch reflektiert. Das gilt für die eigene Brettspielsammlung ebenso wie für andere Lebenslagen.

    Wenn man schon vorher etwas (unbedingt) wollte und nur auf die passende Gelegenheit bzw. Preis gewartet hat, ist sicher nichts dagegen einzuwenden. Man sollte halt nur aufpassen, sich nicht von einem günstigen Preis einreden zu lassen, dass man etwas schon immer wollte. Bei der Schnäppchenjagd geraten leider oft die rationalen Überlegungen in den Hintergrund. Gerade um die Sammlung aufzubauen, sind solche Schnäppchen natürlich toll und manchmal sind es auch durchaus gute Spiele.

    Wenn Du nach einem Jahr im Brettspielhobby bereits bei knapp 30 Spielen bist, ist das ein guter erster Schritt um sich über eine schöne Sammlung nach 30 Jahren Hobby zu freuen. 😉

    Ich habe mir neulich spaßeshalber mal meine (Netto-)Käufe nach Jahren zusammengesucht - also abzüglich Verkäufen jeweils. Zweite Hälfte 2017 begonnen mit 6 Titeln. 2018 waren 28 und auch der Höhepunkt. 2019-2021 waren dann zwischen 12-21, wobei die Ausgaben gestiegen sind und 2021 am höchsten waren, mehr als doppelt so hoch wie 2018. Seit 2022 habe ich pro Jahr maximal 4 neue Spiele (zusätzlich) gekauft und das ist auch momentan mein Ziel: ein neues pro Quartal.

    Da nach einem Jahr die Menge nicht mehr zu erhöhen und bei 30 zu bleiben, klingt schon sehr ambitioniert, aber viel Glück dafür. Mir persönlich wäre die Einschränkung da zu groß und 30 mir zu wenig Abwechslung.

    Wenn man sich mal die verschiedenen Brettspiel-Influencer anschaut, bekommt man den Eindruck, die Größe des Brettspielregals solle die eigene Expertise manifestieren. Und das führt bei vielen Spielern zum Sammlerdrang.

    Wenn da teilweise der Essen-Loot mit 20-30+ Spielen präsentiert wird, frage ich mich auch immer, wann bzw. wie oft das dann alles gespielt wird. Und denke mir, diese Menge kaufe ich mittlerweile in 2-3 Jahren nicht zusammen. Irgendwo versucht man dadurch vielleicht auch den Messebesuch zu rechtfertigen. Aber gibt andererseits sicher auch manche, die sich dadurch beeinflußen lassen und denken, mit ihnen stimmt was nicht, wenn sie mit weniger als 10 Spielen nach Hause fahren.

    Ich glaube, dass dieser Leidensdruck, von dem viele vor dem Ausmisten sprechen, gar nicht direkt mit dem Lagerplatz zu tun haben. Vielmehr tut in meinen Augen die Realisation weh, dass man einen Haufen "Schrott" gekauft hat, mit dem man nichts anfangen kann, und das hat erstmal nicht zwangsweise mit der Qualität der Spiele zu tun. Das können auch Spiele sein, für die keine geeignete Spielgruppe existiert oder Spiele, die ohne Recherche z.B. aufgrund des Themas gekauft wurden und dann doch nicht so gut gefallen. PowerPlant hat es ja selbst gesagt: kleine Spiele kommen ihm nicht ins Haus, aber für die Großen ist keine Zeit. Über die Haltung lässt sich streiten, ich lasse es einfach mal unkommentiert stehen.

    Für mich ist die ganze Thematik ein klares FOMO- und Konsumproblem. Niemand kann mir verklickern, dass jemand genug Durchlauf hat, um 700+ Spiele zu rechtfertigen, außer man sieht sich eben als Sammler, und weniger als Spieler.

    Da ist sicher was dran. Einerseits möchte ich jedem Spiel eine faire Chance geben und ich hatte es auch schon öfter, dass ich nach den ersten 2-3 Partien nicht wirklich begeistert war, es sich aber danach zu einem meiner Lieblingstitel entwickelt hat. Andererseits entwickelt man mit der Zeit ein besseres Gefühl dafür und sollte dem Verkaufsimpuls vielleicht schneller folgen. Ich habe jetzt wenige richtige Flops dabei gehabt, aber trotzdem frage ich mich dann natürlich, ob ich nicht besser/anders hätte recherchieren sollen oder warum ich mich zu frühzeitig zu einem Kauf entschieden habe? Je öfter das passiert, desto mehr sollte man sich da hinterfragen.

    Bei mir waren es hauptsächlich zwei Dinge: Schnäppchen, die zu mangelnder Recherche verleiten - "bei dem Preis kann man ja nichts falsch machen"-Käufe - und spieleranzahlabhängige Titel, bei denen ich einfach zu optimistisch war, es häufig genug mit einer gewissen Anzahl zu spielen. Mehr als 3-4 kommen bei mir kaum zusammen. Mittlerweile ist es bei mir fast Pflicht, dass ein Titel auch solo funktioniert. Ich würde gerne Titel, die für mehr als 4 optimal sind, spielen, aber da muss ich einfach realistisch sein. Und auch ein mittelmäßiges Schnäppchen bleibt mittelmäßig und angesichts dem Verramschen einiger Spiele in letzter Zeit, kann man sich auch auf den Gebrauchtmarkt nicht mehr verlassen.

    Ich halte schon 200-300 Spiele für mein Spielverhalten für utopisch. Aber man kann natürlich auch Gefallen an immer neuen Spielerfahrungen finden oder viel mehr Zeit dafür haben. Im ersten Fall verstehe ich dann allerdings nicht, warum man alles weiter behalten muss, wenn man vermutlich eh weiter neu kauft. Ich kann mir vorstellen, dass in dem Fall dann die Menge auch erschlagend wirkt, wenn man darüber nachdenkt, auszumisten. Vielleicht wäre der Wunsch sogar da, deutlich zu reduzieren, aber den Anfang zu machen und mit dem Aufwand loszulegen, sich die Kandidaten herauszusuchen und sie irgendwo anzubieten, zu verpacken/verschicken etc. ist schwer.

    FOMO sicher, wobei das in 99% der Fälle unbegründet ist, aber besser haben als brauchen ist da oft das Motto. Man steckt so viel Zeit und Geld in das Kaufen und Lernen/Ausprobieren vermeintlicher neuer Perlen, dass man kaum dazu kommt, die Perlen, die man bereits hat, zu spielen. Das Crowdfunding-Modell mit 1-2 Jahren Lieferzeit sorgt zum einen während der Kampagnen dafür, dass ein vermeintlicher Bedarf geweckt wird. Aber da er erst mit sehr großer Verzögerung erfüllt wird (wenn das Spiel überhaupt das hält, was es verspricht), kann man in der Zwischenzeit wieder von anderen Projekten verführt werden. Und bis es tatsächlich kommt, will man vielleicht schon was anderes oder ist so enttäuscht, dass man was anderes sucht, das wieder was Tolles verspricht.

    Bei mir macht's die Mischung. Ich habe durchaus auch ein paar Spiele, die repetitiv werden würden, wenn ich sie alle 3-4 Monate spielen würde. Aber die spiele ich dann maximal 1-2 Mal im Jahr und dann machen sie mir auch Spaß. Natürlich wäre es dann doof, wenn da die Regeln so kleinteilig sind, dass man sie fast von vorne lernen muss. Da habe ich auch ein paar Kandidaten, die weil sie bisher nicht häufiger auf den Tisch kamen, regeltechnisch nicht gut verinnerlicht sind. Aber ich denke, das würde besser, wenn es mal gelingen würde, sie 3-4 Mal mit maximal 2-3 Monaten Abstand dazwischen zu spielen.

    Ich stehe jetzt bei ca. 90 Spielen und da habe ich jetzt langsam eine Menge erreicht, bei der es aufgrund des Umfangs immer schwieriger wird, alle (Detail-)Regeln zu behalten. Da ist es fast egal, ob Kenner- oder Expertenlevel. Gut ist immer, von Anfang an Selbstdisziplin zu üben und öfter mal zu verzichten. Einen radikalen Abbau der Sammlung, indem man von quasi unbegrenzt Platz auf 2-3 mittelgroße Regale reduziert von heute auf morgen würde ich mir extrem schwer vorstellen. So wirklich enttäuschende Spiele habe ich eigentlich immer relativ schnell wieder abgegeben.

    Bei mir hat sich nach den ersten 3-4 Jahren des Hobbies langsam automatisch eine Sättigung eingestellt, da ich mich einfach wohler fühle, wenn ich die Regeln beherrsche. Und selbst mit der besten Anleitung, im Kenner-/Expertenbereich braucht es fast immer 2-3 Partien bis die Regeln verinnerlicht sind, Unklarheiten geklärt wurden und man sich auf die Strategien fokussieren kann. Es gibt dann auch immer seltener etwas Neues, das ich mechanisch oder thematisch bei meiner Sammlung vermisse. So habe ich dann vor 2 Jahren etwa angefangen, wesentlich selektiver zu kaufen und mir selbst ein Limit gesetzt, das ich aber nicht sklavisch verfolge, sondern eher als langfristigen Richtwert. Früher habe ich mich eher von einzelnen Dingen leiten lassen, die ganz schön wären in der Sammlung zu haben. Jetzt führen einzelne Negativaspekte/Fragezeichen dazu, dass etwas von der Liste gestrichen wird.

    Gleichzeitig habe ich mich von einigen Spielen getrennt, die ich selbst nur mittelmäßig fand, aber einzelne Bekannte ganz gerne gespielt haben oder von Spielen, bei denen ich zu selten eine gute Mitspieleranzahl finde. Davon habe ich zwar auch noch 2-3 Kandidaten, die mir aber vom Prinzip sehr gut gefallen. Platzmäßig geht es noch, aber da die offensichtlichen Sammlungsabgänge inzwischen bereits verabschiedet wurden, bald noch einige größere Projekte eintrudeln und ja doch ab und an noch was Neues einzieht, muss ich schon langsam überlegen, wohin genau. Aber damit es so wirklich knifflig oder eng werden würde, müsste ich wohl die Sammlung verdrei- oder vierfachen. Das habe ich aber aus anderen Gründen nicht vor.

    Abgesehen von den eingangs erwähnten Ausnahmen hat ein Großteil meiner Sammlung eine sehr hohe Wiederspielbarkeit und bei vielen Titeln habe ich gerade mal an der Oberfläche gekratzt was das Erkunden anbelangt - nur solo gespielt oder ohne Erweiterungen. Wenn ich mir überlege, was Neues zu holen, wird mir auch immer bewusster, dass das dann auch bedeutet, dass weniger Zeit für die alten geschätzten Spiele bleibt. Und wenn ich dann schaue, wann ich die zuletzt gespielt habe und wie schnell so ein halbes Jahr bspw. vergeht, dann vergeht das Verlangen nach Neuem meistens.

    Also Platz wäre durchaus noch da, aber versuche auch in zweiter Linie den Platzbedarf im Rahmen zu halten und so kann das psychologisch auch helfen, mal auf was Neues zu verzichten oder sich zu überlegen, ob man dafür nicht was Altes abgibt, das zu selten gespielt wird oder durchgespielt ist. Aber in erster Linie möchte ich noch genügend Zeit haben, die bereits vorhandenen und geschätzten Sachen zu spielen. Und da bin ich dem Limit schon viel näher. Ich mag gleichzeitig auch die Auswahl und Abwechslung und möchte mich nicht freiwillig auf 50 Titel bspw. beschränken. Dann kommt auch mal was länger nicht auf den Tisch, weil ich auf anderes mehr Lust habe, aber später dreht sich das dann wieder.