Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Spiele als Anregung für eine vertiefte Befassung mit ihrem Thema“

    Klingt bisserl nach Schande, aber nachwievor wird mir immer wieder bewusst gemacht, dass zum Lernen selbst Europa noch viele weiße Flecken in meinem Hirn hat.

    Das gilt doch mehr oder weniger für jeden. Es gibt so viel zu wissen, dass man bei dem Versuch, das alles in sich aufnehmen zu wollen, nur scheitern kann. Aber:

    Davon lassen wir uns doch nicht abschrecken. "Ich weiß, dass ich nichts weiß", ist keine Kapitulation vor der Größe der Aufgabe, sondern Startpunkt für einen langen Weg zur Erweiterung des eigenen Horizonts. Denken wir realistisch und gleichzeitig positiv: "Ich kann nichts, aber das kann ich gut." Es ist keine Schande, etwas nicht zu wissen. Machen wir uns einfach daran, das kontinuierlich zu ändern.

    Wir können ein Leben lang lernen und gleichzeitig darauf vertrauen, dass andere vieles lernen, das uns verschlossen bleiben wird. Alles Lernen von allen trägt dazu bei, uns voran zu bringen.


    In diesem Sinne: Spiele können weit mehr sein als eine Ansammlung abzuarbeitender Mechaniken. Wenn wir wirklich wollen, dass Spiele als Kulturgut angesehen werden, dann sollten wir sie auch aus den Niederungen bloßer Mechanik heraus heben, uns wünschen, dass sie ein Thema haben, das sie spielmechanisch gut umsetzen und das uns dazu anregt, den Horizont unseres Wissens zu erweitern.

    Mich interessiert mal, welche Spiele mit Thema euch veranlasst haben, euch mit dem Thema intensiver zu befassen, und was ihr dazu unternommen habt.


    Ich nenne mal ein paar eigene Beispiele:


    Ruhrschifffahrt


    Da geht es um einen Ausschnitt der Geschichte des Kohlebergbaus im Ruhrgebiet. Zunächst habe ich zu diesem Thema Texte gelesen. Vor der ersten Partie hat dann einer aus meiner Spielegruppe, der aus dem Ruhrgebiet stammt, dazu einen 10-minütigen Vortrag gehalten. Unsere nächste jährliche Wanderwoche (haben wir bis zu Corona etliche Jahre lang als Spielegruppe gemacht) haben wir dann im Ruhrgebiet gemacht und dabei viele Orte besucht, die für diese Geschichte interessant sind.


    Eketorp


    Hier geht es um die Konkurrenz verschiedener Clans der "Wikinger" beim Bau von sicheren Siedlungsplätzen oder Fluchtburgen.


    Auch da habe ich zunächst Texte dazu gelesen. Dann reifte der Wunsch, Eketorp auf der schwedischen Insel Öland zu besuchen. Hat Jahre gedauert, aber 2019 war ich dann dort. Das war sehr eindrucksvoll für mich.


    Round House


    Ein Spiel um Leben und Arbeit in einem solchen Rundhaus in Südchina.

    Da interessierte mich zunächst mal, welchen Zweck diese Rundhäuser hatten, wie das Leben dort gestaltet war. Texte gelesen, Videos geschaut und dann habe ich eine Bildungslücke gefüllt: ich wusste nicht, worum es sich bei der Ressource Celadon/Seladon handelt, also nachgeforscht und entsprechende Stücke besorgt. Am Spieleabend haben wir dann zuerst ein Video zu diesen Rundhäusern angesehen. Dann habe ich meine Musterstücke gezeigt und einen Teil des Herstellungsprozesses beschrieben. Dann erst haben wir gespielt.


    Neuestes Beispiel: Ezra und Nehemia


    Da geht es um den Wiederaufbau des Tempels und der Stadtmauer zu Jerusalem nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft.

    Ich stecke da noch "in der Arbeit".

    Ich habe dazu mittlerweile aus dem Alten Testament die Bücher Esra und Nehemia gelesen, auch das Buch Haggai. Es fehlt noch das Buch Sacharja. Mal sehen, was es sonst noch so braucht. Man muss dazu nicht "fromm" sein, um das interessant zu finden. Kleiner Tipp: Der Text in der Luther-Bibel nach dem Übersetzungsstand von 1912 liest sich ungleich sperriger als nach der aktuellen deutschen Einheitsübersetzung (katholisch).


    Das sollte erstmal zum Anfang genügen.


    Mag jemand seine Beispiele beitragen?