Beiträge von MetalPirate im Thema „[2024] Asian Tigers: A Story of Prosperity“

    Seltsamerweise hat der Verlag in diesem Fall ja einen professionellen Illustrator engagiert.

    Seltsam passt hier nicht so richtig. Gerade professionelle Illustratoren wären doch schlecht beraten, wenn sie sich mit den Möglichkeiten von KI-Tools nicht beschäftigen würden. Zumal diese ja auch in den professionellen Standard-Tools wie Photoshop immer tiefer integriert sind.

    Professionelle Künstler, die alles von Hand malen, und KI-generierte Bilder (bzw. Bildelemente) sind nicht zwei getrennte Welten, wie manchmal getan wird, sondern haben ganz viel Überschneidung. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass man in absehbarer Zukunft grundsätzlich immer davon ausgehen sollte, dass auch professionelle Künstler KI-Tools nutzen, solange sie nicht von sich aus den Verzicht auf solche Tools versprechen, frei nach dem Motto: "Bei mir gibt' s noch echtes, menschliches Handwerk."

    Finde es jenseits der AI-Diskussion wesentlich peinlicher das bei einem Wirtschafts-Spiel namens "Asian Tigers" was offensichtlich auf die Tigerstaaten anspielt der Oriental Pearl Tower in Shanghai im Hintergrund ist...

    Finde ich auch störend. Daran, dass auch alle Details stimmen, erkennt man überall im Kreativ-Bereich die richtig guten Sachen.

    Aber mit KI hat das überhaupt nichts zu tun. Das liegt einfach daran, dass 95% der Käufer sowas herzlich egal ist, erst recht bei einem Objekt im Hintergrund des Covers. Bei der Stefan Feld City Collection, wo Türme auf den Covern eine herausgehobene Rolle spielen, ist auf dem Cover von #Marrakesh die Moschee von Casablanca (WIMRE; jedenfalls eine "falsche" Stadt). Stört auch kaum jemanden. Sowas kriegen Menschen auch ganz ohne KI-Hilfe hin.

    Wenn's bei dem Artwork schon anfängt, macht das Playtesting demnächst auch eine halbherzige KI...

    Ja und nein.

    Wenn du es allgemein auf das "sich Mühe geben" bezieht, dann bin ich da absolut bei dir. KI ohne menschliche Nachbearbeitung (der Zusatz ist wichtig!) steht diesbezüglich fast schon exemplarisch für: "Mit geringen Kosten schnell mal hingerotzt, auf den ersten Blick ist alles okay, aber genau hinschauen soll bitte niemand." Qualität ist da nicht zu erwarten, und natürlich bleibt so eine Einstellung eines Machers normalerweise nicht nur auf das Cover-Artwork beschränkt.

    Aber trotzdem kann ich dir nicht so ganz vorbehaltlos zustimmen, denn beim Playtesting geht's eher um die Bereitschaft, da die notwendige Zeit reinzustecken, also im Endeffekt um Fleißarbeit. Beim Malen eines Spielecovers nützen mir dagegen aller Willen und viel Fleiß überhaupt nichts, wenn ich schlicht und einfach nicht gut malen kann. Da ist die Motivation, sich von KI "helfen" zu lassen, eine ganz andere, und wenn wir von kommerziellen Spielen Richtung Prototypen gehen, dann gilt das umso mehr. Je mehr Prototyp und je weniger kommerziell, umso mehr Verständnis habe ich für KI-Nutzung.

    "No-AI-Art-Policy" bei Pythargoras

    Gibt's das irgendwo belegbar von Pythagoras selbst?

    In dieser Absolutheit hielte ich das für Blödsinn und auch perspektivisch für kaum durchzuhalten. Lassen wir mal irgendwelche Fundamentalkritik an KI beiseite, dann ließen sich ja 90% der Kritik dadurch lösen, dass ein Mensch das Bild ausreichend nachbearbeitet, d.h. dann man KI-generierte Sachen als Grundlage/Hilfsmittel für weitere künstlerische Arbeit versteht und nicht als kompletten Ersatz davon.

    Grundsätzlich denke ich auch, dass man den KI-Einsatz aus dem kreativen Prozess von Illustratoren genauso wenig wieder rausbekommen wird wie die Nutzung von Computern. Wir fordern ja auch nicht, dass wie Anno Dazumal immer nur mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt wird. "Digital painting" ist Realität. Sowas wie "0% KI-Einsatz" braucht man gar nicht fordern, das ist komplett unrealistisch. KI ist ein modernes Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger, und in den Händen von Könnern ist das auch ein verdammt starkes Werkzeug.

    Wir müssen hier auch zwischen Prototypen/Mustern/Vorankündigungen und Verkaufsexemplaren unterscheiden. Natürlich sollen echte Künstler auch anständig bezahlt werden, aber Geld kann man erst dann fair verteilen, wenn überhaupt erstmal welches verdient worden ist. Wenn der Kleinverlag ein Cover für eine Vorankündigung braucht, dann ist das in der heutigen Zeit eben KI-generiert ohne allzu viel aufwändige (= teure) menschlich Nachbearbeitung. Bei Prototypen oft auch einfach nur das, was der Spieleautor mit seinem bescheidenen Wissen über die Formulierung von Anfragen auf dem Bildgenerator herauszuholen in der Lage ist. Erhebt nicht den Anspruch auf Perfektion und wird vermutlich immer noch besser als die eigenen Zeichenkünste. Da argumentieren mir viele KI-Gegner auch mit deutlich zu viel Schaum vor dem Mund. Etwas mehr Realismus wäre da oft schön.

    That being said... Wer sich auf den Standpunkt stellt, dass bei KI-Einsatz einfach alles erlaubt sein sollte, und die damit verbundenen Risiken partout nicht sehen will, der ist meiner Meinung nach trotzdem irgendwas zwischen dumm und naiv.

    Vielleicht habe ich mal was verpasst, aber was ist so verwerflich an Artworks von KI ?

    Zwei Punkte:

    • Qualität. Die entspricht oft nicht der Arbeit von menschlichen Illustratoren. Da gibt's bei KI noch eine große Lücke zwischen "sieht auf den ersten Blick alles plausibel aus" und "ist bei näherem Hinsehen dann doch einfach nur schlecht". (Wobei man da gerne bei Klein- und Kleinstverlagen natürlich auch das Kosten/Nutzen-Verhältnis nicht außer Acht lassen sollte und immer mit realistischen Erwartungen rangehen muss.)
    • Der Wunsch nach fairer Behandlung und Bezahlung der meschlichen Illustratoren. Da kommt man auch schnell in ethische Problemstellungen rein, insbesondere wenn die Arbeit von Menschen ohne jede Bezahlung zum Training der KI-Modell verwendet wird -- was manchmal schon direkt in den Upload-Bedingungen der Gallerie-Plattformen drin steht, auf die die Künstler oft angewiesen sind, um überhaupt ihre Arbeit international präsentieren zu können. Auf der ganz großen Ebene ist das auch ein Ersetzen von individuellem menschlichem Können durch Marktmarkt von wenigen großen Tech-Konzernen.

    Dazu kommt dann noch in dem konkreten Falle hier das zusätzliche Problem (was aber von der KI-Verwendung an sich erstmal unabhängig ist!), dass der Verlag sich zuvor anscheinend gegen die Verwendung von KI ausgesprochen hat, wobei ich da auf der Verlags-Homepage auf den ersten Blick nichts in dieser Richtung gefunden habe, d.h. das ist hier erstmal nur Aussage des Autors über den Verlag und kein Statement vom Verlag selbst. Also aus zweiter Hand.


    BTW: Man kann solche Fragen auch neutraler formulieren, z.B. als "Was ist denn kritikwürdig an der Verwendung von KI?" Mit dem doch ziemlich extremen "verwerflich" ziehst du das schon ein bisschen auf ein Niveau, wo man schon überlegen muss, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, im Internet auf sowas zu antworten. Viele, die so in Internet-Diskussionen einsteigen, sind komplett unbelehrbar und wollen gar nicht diskutieren, sondern bloß ihre schon gefestigte Meinung verbreiten. Wer das Ziel hat, bei Dikussionen dazulernen zu wollen, sollte IMHO nicht so extrem einsteigen, sonst antwortet irgendwann keiner mehr, der Ahnung von der Sache hat.

    Das Cover sieht schon stark nach so aus, passt aber .

    Das Problem hier ist weniger die Verwendung von KI an sich, sondern eher, dass der Autor des Spiels (Paulo Soledade, bekannt u.a. durch Madeira oder Nippon) im zweiten Beitrag des verlinkten Thread über den Verlag des Spiels schreibt:

    Zitat

    Pythagoras, the publisher, does not work with AI.

    Dann braucht sich niemand wundern, dass der Thread explodiert, denn da stimmt ziemlich offensichtlich etwas nicht...