Beiträge von Smuntz im Thema „03.06.-09.06.2024“

    3 Ring Circus

    von Remo Conzadori und Fabio Lopiano, erschienen bei Devir, ist nun seit kurzem bei Kosmos deutsch lokalisiert im Handel. Das Spiel hatte ich schon auf dem Radar. Es thematisiert die damals üblichen Drei-Manegen-Zirkusse in den USA des 19. Jahrhunderts und hatte mich optisch bereits eingefangen, da wusste ich noch gar nichts über das Spiel selbst.

    Als Zirkusdirektor tingeln wir mit unseren Artisten durchs Land. Ein kleiner Wagen zeigt den Ort an, wo wir zuletzt gastierten. In seinem Zug zieht man entweder weiter zum nächsten Gastspiel - also einen Ort, wo man noch nicht war - oder heuert einen neuen Artisten an. Schließlich können wir für unsere 3 Manegen jeweils bis zu 5 Artisten zu einer Show zusammenstellen - dargestellt auf Spielkarten, die auf einem Tableau gesammelt werden.

    Dabei werden die Karten immer lückenlos von links gesammelt, aber entsprechend ihres Werte geordnet. Im Geldkartenstapel sind Artisten im Wert 1 bis 4, die entweder angeheuert werden können oder aber gemäß ihres Wertes zur Bezahlung und Einstellung anderer Artisten abgeworfen werden. Dabei muss man nie den vollen Wert bezahlen, sondern immer nur die Differenz zum bisher teuersten Artisten des Ensembles. Bleibt man darunter, ist die Einstellung umsonst.

    Innerhalb einer Reihe können Artisten synergetische Boni abwerfen, wobei das Symbol für die obligatorischen Siegpunkte hier ein voller Popcorn-Becher ist. Manche Symbole, die auf dem Tableau abgedeckt werden, bringen sofortige Boni, können aber auch den Verlust von Fähigkeiten bedeuten, z.B. der Reichweite unseres Wagens, angezeigt durch die Anzahl sichtbarer Lokomotiven. Dafür bringen dann aber eben die Artisten ihrerseits neue Boni und Fähigkeiten ins Spiel, man muss halt nur schauen, dass man die damit verbundenen kleineren Engine-Effekte geschickt nutzt.

      

    Nun ist das Erweitern des Ensembles eine Notwendigkeit, zugleich aber auch lästig, denn lieber würde man eine Vorstellung geben und damit Siegpunkte und weitere Handkarten aufnehmen können. In den Dörfern kann nur einer von uns gastieren, in den mittleren Städten und Metropolen bringt ein frühes Gastspiel zusätzliche Vorteile oder Siegpunkte. Da heißt es eben schnell sein.

    Die Spieldauer wird durch einen großen Zirkuswagen angezeigt, der die Wege außen herum abfährt und immer einen Schritt macht, wenn einer von uns ein Gastspiel gibt und eines seiner kleinen Zelte baut. Erreicht er seinen Ausgangspunkt, endet das Spiel. Hält der Wagen in den Metropolen, kommt es am Ende der Runde zu einer Mehrheitenwertung der betreffenden Region, die einmal mehr einiges an Punkten abwirft.

      

    Und wie lief das nun zu viert? In unserem Spiel - keiner hatte das zuvor gespielt - war ich Letzter der Runde und musste den verbliebenen Startplatz in New York wählen - nahe des Startplatzes des großen Wagens in Boston. Während in den Folgerunden die lieben Mitspieler den Westen des Landes mit ihren Zelten zupflasterten, hatte ich dort das Nachsehen und wenig Möglichkeiten, in die dortigen Mehrheitenwertungen einzugreifen. Dafür überließ man mir kampflos die Mehrheiten in den beiden östlichen Landesteilen, was das Spiel nach hinten raus für mich rettete. Zusätzlich hatte ich besser als andere meinen Artistenplan belegt - 14 der 15 Plätze waren am Ende besetzt. Das führt zu zusätzlichen Wertungen, insbesondere durch die bis zu drei Popcorn-Karten, die variable Ziele vorgeben und umso besser erfüllbar sind, je früher man sie bekommt - eben durch Belegen von Spalten auf dem Tableau. Das wiederum steht dem Aufbau großer Ensembles in den Reihen entgegen und so muss man klug taktieren, wann und wo man seinen spielerischen Schwerpunkt setzt.

    Das nicht vollends planbare Timing des Spielendes war ebenfalls eine spannende Angelegenheit. Zu spät merkten meine Mitspieler, dass ich ihnen inzwischen voraus war und engagierten rasch weitere Artisten. Ich hingegen gab lieber weitere Vorstellungen, um den Wagen Richtung Spielende zu beschleunigen und auch das konnten die anderen ihrerseits ja nicht komplett vernachlässigen. Lag ich in den Zwischenwertungen noch weit zurück, so fiel der Endstand 136 - 125 - 107 - 102 zu meinen Gunsten aus.

      

    Etwas glücklich mutet der Umstand an, dass in den fünf Metropolen die Nachfrage nach einem Star das Geschehen bestimmt. Dort braucht man gar nicht erst antanzen, wenn man nicht einen ganz bestimmten Artisten anheuern konnte. Auch wenn jeder Artist viermal im Stapel ist, er muss sich ja nicht im offenen Angebot zeigen und wenn doch, wird er leichte Beute für andere Spieler, die früher dran und in der Lage sind, ein geeignetes Gastspiel zur Aufnahme der Karte zu geben. Und so fühlt man sich durch diese Stars getrieben, kaum dass sie sich zeigen. Später stellt man fest, man kommt womöglich gar nicht an den gewünschten Ort - jedenfalls nicht bevor es sich noch lohnte, weil andere schon wieder schneller waren. Ich z.B. hatte am Ende nur in den beiden östlichen Metropolen gastiert, da halfen mir auch die auf der Hand gehaltenen Artisten für andere Metropolen nicht weiter, die ich dann doch nicht bespielen konnte.

    Da steckt noch einiges im Spiel, das man erst durch Erfahrung besser hinbekommt und vollends planbar wird es sowieso nicht. Alles in allem ist dies ein optisch wie spielerisch sehr reizvolles Kennerspiel, das hoffentlich nicht zu spät erschienen ist, um bei der Vergabe gewisser Nominierungsplätze noch ein Wörtchen mitzureden.

    Eigentlich für die Schnäppchenecke, lasse ich es hier dennoch nicht unerwähnt: bei bol.de mit Gutschein ist heute ein für mich guter Bestpreis erreicht. Für etwas mehr als 26€ (UVP 40€) habe ich es dort gerade gekauft.

    Und noch ein kleiner Zufall: da habe ich das am Freitagabend gespielt und am nächsten Tag fragte unsere Tochter, ob wir mit ihr und Enkelkind in den Zirkus gehen. Das haben wir am Sonntagvormittag gemacht und einen kleinen Familienzirkus auf der nahegelegenen Festwiese des Ortes besucht. An der Stelle sei auch für den großen Zirkus geworben, und hier bevorzugt für die kleinen Familienbetriebe, denn auch dieses Stück Kultur ist bedroht und will durch zahlendes Publikum unterstützt werden. Wir jedenfalls hatten dort sehr viel Spaß. :love:

    Books of Time

    So lange hatten wir 3 Ring Circus gar nicht auf den Tisch. Jedenfalls blieb noch Zeit für eine Runde Books of Time zu zweit. Zu dem Spiel hatte ich ja in meinem letzten Wochenbericht schon was geschrieben.

      

    Zirkadianer: Erstes Licht

    Das ist ja nun nicht neu - für mich aber war es das schon. Ich stehe ja nicht so sehr auf diese comichafte Scifi-Optik des Covers, das sprach mich überhaupt nicht an. Auch ergab sich nie die Gelegenheit zum Spiel. Wohl aber vernahm ich in Spielberichten und Meinungen von Spielebuddies die Stimmung, das Spiel könnte doch was für mich sein. So folgte ich jüngst einem unwiderstehlichen Angebot in Frankreich und ließ das Spiel von dort kommen.

    Eine erste Erprobung zu zweit mit meiner Frau hat alles bestätigt - das ist schon feines Grübelfutter für uns. Allerdings kratzte das Spiel auch an unseren AP-Grenzen, muss man die Würfel-Worker für eine Runde doch vorab auf ihre Rollen festlegen und kann nicht abschätzen, ob sie geeignet zum Zuge kommen oder die lieben Mitspieler (hey, da war nur eine / einer) das vereiteln. Wie muss das erst mit mehr Mitspielern sein?

    Spaß gemacht hat es aber und meine Frau hat mich einmal mehr ordentlich über den Tisch gezogen, konnte sie doch schneller und besser als ich regelmäßige Erträge erzielen und somit besser punkten. Auf jeden Fall ein spielerisch lohnenswerter Titel.

      

    #3RingCircus #BooksOfTime #BücherDerZeit #ZirkadianerErstesLicht