Da frage ich mich, ob man in diesen Fällen mit den falschen Maßstäben an die Sache heran geht. Es bleibt die Frage, ob wir uns selbst nicht den Spielspaß und den Lerneffekt nehmen, wenn wir Systeme, die uns zumindest so weit überfordern, dass der Spielfluss darunter leidet, zu verbissen spielen wollen und den Drang nach Perfektion nicht abschalten? Ärgert man sich am Ende über das eigene Versagen nicht perfekt gespielt zu haben - oder freut man sich über gesteigerte Punktzahlen, wenn man „automatisch“ durch den in Wiederholung und Erfahrung eingebauten Lerneffekt besser wird?
Eine interessante Fragerstellung - danke dafür.
Ich denke es ist einfach menschlich - wir sind halt verschieden. Ich versuche das man mit den beiden Polen grübelnd/nicht-grübelnd und kompetitiv/nicht-kompetitiv zu beleuchten. Mit den beiden Polen hätten wir 4 Begriffspaar oder Spielertypen:
grübelnd-kompetitiv
grübelnd-nichtkompetitiv
nichtgrübelnd-kompetitiv
nichtgrübelnd-nichtkompetitiv
Hier mag sich jede*r selbst einordnen, wahrscheinlich gilt aber: Je weiter oben man sich in der Liste einordnen desto Analyse-Paralyse. Beschreiben würde ich die Spielertypen auf einer Skala (eher ein Koordinaten) dann in etwa so:
grübelnd-kompetitiv
Hat Spaß an der Optimierung und braucht sehr lange für die Züge weil die Person dabei auch noch gewinnen will. Im Vordergrund steht das geistige Messen mit Mitspieler*innen.
grübelnd-nichtkompetitiv
Hat einfach Spaß an der Optimierung, braucht aber weniger lang für die Züge als kompetitive Menschen.
nichtgrübelnd-kompetitiv
klassische*r Bauchspieler*in, spielt schnell, will aber gewinnen. Spielt die Person mit grübelnden Spieler*innen wird wahrscheinlich ihre "Grübelzeit" steigen, da es ums das Gewinnen geht und die anderen ja auch länger grübeln.
nichtgrübelnd-nichtkompetitiv
Hat vor allem Spaß am Spiel selbst, das Gewinnen ist Nebensache. Fordert aber zu sehr grübelnde Menschen aber auch einmal auf, bitte etwa schneller zu spielen.
Auf deine Frage bezogen: Ich denke solange eine der o. g. Gruppen unter sich (eventuell auch mit einer benachbarten Gruppen) bleibt werden gar keine Probleme entstehen, was das Grübeln angeht. Schwierig wird es wahrscheinlich dann, wenn man mit Personen spielt, die min. 2 Stufen voneinander entfernt sind.
Ich selbst bin nichtgrübelnd-nichtkompetitiv und kann deine Frage von daher nur insofern bewerten, als dass ich sagen kann, dass deine Überlegungen nicht auf alle zutreffen, gleichzeitig kann ich aber deine Gedanken nachvollziehen. Für mich klingen sie aber eher wie eine Frage einer "Sinnkrise mit dem Spielen" als für ein generelles Problem von grübelnd-kompetitiven Spieler*innen. Ich denke, die "Grübelfraktion" hat mindestens ebensoviel Spaß am Spielen wie die nicht-grübelnde. Der Unterschied ist halt der Drang nach dem optimalsten Spiel - wenn das aber doch der Spaß für diese Personen ist, warum sollte man es dann abschalten?