Beiträge von dotcom im Thema „2.11. bis 8.11.2009“

    Mit diesem kleinen Spielchen wird man hier wohl niemanden mehr hinter dem Ofen herholen können, aber es besteht ja die Hoffnung, dass Leute mitlesen, die nicht mit über vierzig neuen Spielen dem Messegelände den Rücken kehren und sich wünschen, am nächsten Tag wäre wieder Messe.


    Nun endlich die Traders of carthage gespielt, zu zweit. Die Schachtel ist 225 x 150 x 50 mm groß und gut gefüllt mit Spielmaterial. Nach dem sehr schön ausgestatteten „Wasabi!“ vom gleichen Hersteller macht sich zunächst einmal Ernüchterung breit. Es kommt ein kleiner Spielplan zum Vorschin, auf dem die Schiffsroute aufgezeichnet und die Anlagemöglichkeiten für die Markt- und Farmkarten markiert sind. Dazu gibt es vier kleine Einfachstschiffe aus Holz und ca. 90 x 60 mm große Spielkarten guter Qualität. Die Bonusplättchen sind in ordentlich dicker Pappe beigefügt. Grafisch ist das ganze aber eher schlicht gehalten.


    Vorteile des Spiels sind die kleine Packung, die schnelle Erlernbarkeit der Regeln und ein verhältnismäßig geringer Platzbedarf beim Spiel. Nachteil ist das Nichtvorhandensein einer deutschen Spielregel. Hier schafft aber die Kurzspielregel von germanggek auf boardgamegeek.com, Traders of carthage unter files Abhilfe. Nach dieser Kurzspielregel lässt sich das Spiel tatsächlich spielen, auch wenn man kein einziges Wort der englischen Anleitung verstehen sollte.


    Bei Traders of carthage gilt es Waren günstig einzukaufen, sie gegen Piraten zu sichern und in Karthago zu verkaufen. Mit jeder Ankunft eines Schiffes steigt das Ansehen des liefernden Händlers, und die Bewohner von Karthago garantieren ihm einen Bonus für zukünftige Warenlieferungen dieser Art. Die so erworbenen Boni beeinflussen das sich im weiteren Spielverlauf anhäufende Vermögen maßgeblich.


    Die Schiffe werden auf den Ausgangspunkt der Route Alexandrien gesetzt. Die vier Farben der Schiffe stehen für die Warenarten Seide, Edelsteine, Weintrauben und Getreide. Immer wenn diese Waren auf dem Markt erworben werden, bewegen sich die entsprechenden Schiffe Richtung Karthago. Beispiel: Beim Kauf von Seide und Weintrauben segeln das Grüne und das rote Schiff einen bzw. zwei Schritte in Richtung Karthago weiter. Zwei Schritte nur dann, wenn mindestens zwei Waren gleicher Farbe, mithin zwei Waren Seide oder drei Waren Weintrauben erworben werden. Erreicht ein Schiff Karthago, werden die Warenlager entsprechender Farbe aller Spieler unter Berücksichtigung der bereits erhaltenen Boni abgerechnet, d.h. in Siegpunkte umgewandelt.


    Hat man beispielsweise drei gleichfarbige Waren mit dem höchsten aufgedruckten Wert von Drei im Warenlager, wird der höchste Wert mal die Anzahl der gleichfarbigen Karten genommen, in diesem Fall also 3 mal 3. Das Ergebnis 9 wird aufgerundet auf die nächste durch 5 teilbare Zahl und schließlich durch 5 geteilt, ergibt 2 Siegpunkte. Wäre der höchste Wert 5, so ergibt sich 5 mal 3 gleich 15, macht 3 Siegpunkte. Gäbe es dazu noch 2 Bonusplättchen, dann erhöht sich der höchste Kartenwert von 5 auf 7, mithin 7 mal 3 gleich 21, gerundet auf 25, geteilt durch 5 macht 5 Siegpunkte.


    Eine unschöne Begleiterscheinung der glorreichen Einfahrt in den Hafen von Karthago ist allerdings, dass die nur eine oder zwei Tagesreisen entfernt segelnden Schiffe sich mit Piraten herumschlagen müssen, die die auf dem Markt teuer erstandenen Waren für sich beanspruchen.


    Die Warenkarten werden gemischt, die obersten fünf Karten kommen offen auf den Markt und drei weitere Karten auf die Farm. Hier sieht also jeder Händler, was demnächst auf den Markt angeboten wird. Die Karten gibt es in vier Farben, rot für Seide, grün für Weintrauben, gelb für Getreide und blau für Edelsteine. Zusätzlich sind die Werte 2, 3 oder 5 sowie 2 Amphoren auf den 2er- und 1 Amphora auf den 3er-Karten aufgedruckt.


    Nachdem jeder Händler seine Handkarten erhalten sowie Markt und Farm bestückt sind, bilden die übrigen Karten einen einzigen Nachziehstapel.


    Auf der Hand dienen die Karten als Zahlungsmittel für den Markt, hier sind nur die aufgedruckten Werte maßgebend und die Farbe ist egal. Ferner können durch Handkarten mit abgebildeten Amphoren ausliegende Warenkarten gegen Piraten gesichert werden, hier muss die Farbe mit den zu schützenden Warenkarten übereinstimmen und jede Amphora schützt exakt eine Karte, sodass im Ergebnis die Anzahl der geschützten Karten nicht höher als die Anzahl der Amphoren sein kann.


    Offen ausliegend bilden die Karten das Warenlager eines jeden Händlers, hier wird strikt nach Farben sowie gesicherten und ungesicherten Waren getrennt. Einmal vor Piratenangriffen gesicherte Waren werden um 90 Grad gedreht und bleiben sicher bis sie in Karthago verkauft werden.


    Verdeckt unter dem Spielstein des Händlers liegende Karten bilden das angesammelte Vermögen (Pro Karte ein Siegpunkt).


    Der aktive Spieler wählt eine von drei möglichen Aktionen aus: Waren kaufen, Bargeld beschaffen oder genau eine Ware reservieren


    Kaufen kann man immer nur die gesamte Auslage auf dem Markt abzüglich eventuell von anderen Händlern mit einem Markierungsstein reservierter Karten. Hier kommen die aufgedruckten Werte ins Spiel, denn der Gesamtwert der ausliegenden Karten muss durch Ablage von Handkarten in mindestens entsprechender Höhe gezahlt werden. Die Handkarten erhält man zu Beginn des Spiels. Wird der Wert acht oder höher erreicht, gibt es keine weitere Karte mehr. Bargeldnachschub erfolgt gleichfalls auf dem Markt, indem genau eine, jedoch nicht von einem anderen Händler reservierte Karte auf die Hand genommen wird.


    Gekaufte Marktauslagen werden nach Farben getrennt offen vor dem Händler ausgelegt und bilden sein Warenlager. Offen ausgelegt bedeutet aber nicht, dass sich die lieben Mitspieler daraus bedienen können. Bei siegpunktträchtigen Warenlagern sollte man aber immer einen möglichen Piratenangriff einplanen und seine Kartenhand so managen, dass man in der zu schützenden Farbe ausreichend Karten mit Amphorensymbolen besitzt.


    Von der Hand gelangen allerdings nie Karten ins Warenlager. Wer also im Augenblick klamm ist, sich aber eine Karte mit hohem Wert für einen späteren Kauf und die damit verbundene Einlagerung in sein Warenlager sichern möchte, der kann sich exakt eine Ware mit seinem Markierungsstein reservieren.


    Wie spielt es sich also?


    Zuerst einmal muss mehr Bargeld her. Also eine Karte mit hohem Zahlenwert vom Markt nehmen. Mit jeder weggenommenen Karte und eventueller Reservierung mit einem Markierungsstein reduzieren sich also die Gesamtkosten der Marktauslage, was einen Kauf wahrscheinlicher macht.


    Warenlager und bereits erhaltene Boni sind für jeden Spieler einsehbar. Ebenso sieht man welche Schiffe beim nächsten Kauf Karthago erreichen werden oder sich mit Piraten herumschlagen müssen. Da gilt es abzuwägen, ob man eine bestimmte Warenart durch einen Kauf der Marktauslage voranbringen will oder sich besser noch schnell eine Karte mit Amphoren schnappt, damit die eigene wertvolle Ladung beim Piratenangriff nicht untergeht. Vielleicht auch einfach eine Karte reservieren, damit der liebe Mitspieler sie nicht erhält?


    Das Sichern der eigenen Warenlager vor den Piraten hat aber nicht nur Vorteile, denn jede Karte, die eine oder zwei Warenkarten schützt, wandert anschließend auf den Ablagestapel und vermindert somit das Barvermögen, welches man aber dringend benötigt, um sich auf dem Markt mit weiteren Waren einzudecken.


    Ferner kostet jeder Piratenangriff die betroffenen Schiffe Zeit, egal ob Waren geschützt wurden oder nicht. Angegriffene Schiffe werden immer bis zu zwei Felder auf Kyrenaika zurückgesetzt. Das ist schon eine ärgerliche Sache, wenn man selbst ein zurückgesetztes Schiff endlich einmal der fetten Siegpunkte wegen werten möchte, und das Schiff nur über weitere Käufe der farblich entsprechenden Ware weitersegelt.


    Biete ich vielleicht mit einem Kauf einem anderen Händlern eine Steilvorlage, denn schließlich liegen für jeden einsichtbar auf der Farm bereits drei Karten des künftigen Marktangebotes aus. Natürlich müssen dann auch die Mitspieler erst einmal über eine ausreichende Barschaft verfügen, und so genau weiß man nicht, was die Marktauslage Wert sein wird, weil zur Vervollständigung der Marktauslage noch zwei Karten vom Nachziehstapel gezogen werden.


    So steht man also bei einem Spiel mit wenigen Regeln und einer sehr überschaubaren Anzahl von Aktionsmöglichkeiten vor schwierigen Entscheidungen und hofft nicht selten, der Mitspieler möge sich in seiner eigenen Gedankenwelt verhaspeln und großzügig unsere Schwächen übersehen. Meiner Meinung nach ein typisches Spiel der Kategorie leicht zu spielen, aber schwer zu gewinnen. Uns macht es Spaß!