Um mal den Wirtschaftswissenschaftler raushängen zu lassen: Im richtigen Leben funktioniert es doch auch mit beidem simultan. Unternehmen interagieren im Wettbewerb, während sie natürlich dennoch zugleich ihre mittel- und langfristigen Pläne verfolgen. Dies beinhaltet natürlich auch, einerseits durch eigene Aktionen die Konkurrenz dazu zu bringen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, während man andererseits auch die Aktionen der Konkurrenz mit den eigenen Plänen vereinbaren muss. Interaktion erfordert eben ein stetiges Modifizieren und Anpassen von grundlegenden Plänen, ohne diese dabei ganz über den Haufen zu werfen.
Auf Brettspiele übertragen ist es in gut konzipierten Spielen sicher möglich, ebenfalls beides zu vereinbaren. Wenn es in einem Spiel möglich ist, mit einem einzigen Zug, de facto aus dem Nichts, eine komplette langfristige Strategie eines Gegners ganz und gar zu zerstören, dann ist wohl am ehesten das Spiel nicht gut konzipiert. Umgekehrt ist es selbst bei Agricola möglich, durch Beachten der gegnerischen Strategie und geeignetes Unterbinden von Zugmöglichkeiten (man denke nur an ein entscheidendes Brot backen oder Zäune bauen in einer späten Runde, wo das beträchtliche Punkteunterschiede ausmachen kann) imperfekten Plänen Klötze zwischen die Beine zu werfen.
Also: Ohne die interaktionsbedingte Anpassungsnotwendigkeit der Strategie wäre die ganze schöne Planbarkeit auf die Dauer dann doch reichlich öde. Besonders stark sind dann Spielzüge, die in unterschiedlichen Strategievarianten nützlich sein können.