Interaktion beeinflusst immer die Planbarkeit, sonst wäre es keine Interaktion!
Gibt dabei mehrere Fragen:
Wie stark ist die Interaktion?
Und beeinflusst damit diese Interaktionsstärke die Planbarkeit?
Wie anfällig ist der eigene Plan in Bezug auf interaktive Einflüsse?
Planbarkeit kann auch durch andere Elemente gestört werden, sei es ein Zufallswürfelwurf oder eine bestimmte Kartenauswahl. Da stellt sich dann die Frage, wie haltbar mein Plan ist und ob der auch mit solchen Störfaktoren zurecht kommt und ggf. diese sogar einplant?
Weiter kann man fragen, ob man auf Störfaktoren oder Aktionen der Mitspieler direkt reagieren kann, um diese ggf. in Bahnen umzulenken, die in den eigenen Plan passen. Oder ob die Interaktion eine direkte Gegenreaktion ausschliesst und stattdessen Vorplanung erfordert, nicht in solche Situationen zu kommen.
Wenn ich z.B. bei Agricola meinen Plan darauf aufbaue, dass ich in Runde X aussähen muss, aber nicht dafür sorge, dass ich aufgrund der Interaktions-Möglichkeiten meiner Mitspieler in Runde X als Erster und damit Einziger das Aussähen-Feld wählen kann, dann berücksichtige ich die Mitspieler-Interaktion nicht und setze rein auf Glück. Wenn aber trotzdem ein Mitspieler mir in dieser Runde X das Aussäh-Feld besetzt, kann ich nicht mehr darauf reagieren, weil ein Vetreiben im Spiel schlicht nicht vorgesehen ist.
Anderes Beispiel ist der Bietmechanismus bei Cyclades: Werde ich dort von einer Aktion verdrängt, weil überboten, muss ich direkt reagieren und ggf. woanders ein höheres Gebot abgeben, um dort wieder jemand anderes zu verdrängen, der mich wieder verdrängen kann, so dass ich wieder mit einem noch höhreren Gebot auf meine ursprüngliche Aktion zurückkehren könnte. Da sind eine Menge Interaktionsschleifen eingebaut mit Aktion und direkte Reaktion. Planbar wird es aber nur, wenn ich einschätzen kann, wie hoch maximal die Gebote ausfallen werden und wie gross das Interesse der Mitspieler an einer Aktion ist.
Wer mit einem zu starren Plan an ein Brettspiel geht und meint, er kann den trotz der Mitspieler von A bis Z durchziehen, muss entweder eine unangreifbare Strategie verfolgen (bei denen Störeinflüsse der Mitspieler unbedeutend sind), oder setzt schlicht auf sein Glück - alles oder nichts. Wer dabei Interaktion als störend empfindet, ist bei Brettspielen eher schlecht aufgehoben, weil die meisten Brettspiele von Interaktion leben (was wäre Siedler von Catan ohne die Handesphase, jeder baut auf seiner eigenen Insel, wird vom Entwicklungsstapel nur selbst beeinflusst?). Ansonsten auf Multiplayer-Solitär-Spiele setzen, wo es keinerlei Mitspieler-Interaktion gibt im Spielverlauf selbst und nur Endergebnisse verglichen werden.
Cu/Ralf