Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „29.04.-05.05.2024“

    Hier gab es wie angekündigt #CarsonCity , nochmal das unveränderte Grundspiel, da zwei Neulinge mit dabei waren. Und Pronto Salvatore haben die beiden, die das Spiel kannten, den dritten und vierten Platz belegt, weil sie sich wie irre behakten ;).


    Carson City ist in meinen Augen immer noch der interaktivste und bösartigste Worker-Placer, den ich so kenne. Gerade zu viert oder zu fünft haut man sich wirklich konstant die Rübe in Duellen ein, und beobachtet man einen Mitspieler eine Runde nicht genug, dann zieht der mit viel zu vielen Punkten von dannen. So konnte RAW_aus_D in der letzten Runde noch den zweiten Platz belegen und hätte mit nur einem anders eingesetzten Arbeiter das Spiel gewonnen - wobei auch ich mit schlauerer Wahl der Personenplättchen noch einige Punkte mehr gemacht hätte. Carson City gehört in die Rubrik Experteneuro, die keine Fehler verzeiht, aber gleichzeitig hat man sich selten so ganz aus dem Spiel raus, meistens hat man noch die Chance zu einem Comeback in einer Folgerunde. Ich bin immer wieder fasziniert, wie knapp Carson City meistens ausgeht, hier lagen die ersten drei Plätze nur je einen Punkt auseinander. Angenehm war die schnelle Spielzeit von 2 Stunden, das habe ich bei Carson City auch schon ganz anders erleben müssen, wobei AP-Fans hier aufgrund des Würfelzufalls eigentlich ihr allzu langfristiges Planen lieber aufgeben sollten.

    Es ist immer etwas schwierig, für das Spiel die geeignete Runde zu finden: Es ist wie alle Spiele von Xavier Georges im Kern einfach (wenn man so will, eine klare Caylus-Variante), dann aber gibt es so viele Details und anders als in anderen Spielen eingesetzte Mechanismen, dass man es eigentlich zweimal hintereinander spielen müsste, damit man es wieder durchschaut (und auch das Erarbeiten der Regeln fällt meinem Kopf hier schwerer als bei vielen vergleichbar komplexen Titeln, auch wenn die Regelfassung der Big Box eine drastische Verbesserung zu den alten Regeln ist). Darf und sollte daher bald wieder auf den Tisch kommen, dann gerne mit dem asymmetrischen Startbedingungen der "Ein neuer Anfang"-Erweiterung.


    Als zweites Spiel hatte ich Notre Dame rausgeholt, leider war meine Konzentration da dann dank des stressigen Tages völlig im Eimer, Spaß gemacht hat es aber trotz meines völlig ineffizienten Spiels trotzdem. Man sollte ja glauben, dass man ein Spiel mit doch recht geringem variablen Verlauf und wenig Spielerinteraktion irgendwann auswendig herunterspielt, aber so ist es mir mit Notre Dame in den letzten 17 Jahren nie ergangen. Es gehört zudem zu den Feldspielen, die in jeder Spieleranzahl richtig gut funktionieren. und sich dabei auch ähnlich anfühlen. Dabei ist es klar dem alten, bösen Stefan Feld zuzuordnen, der den Spielern nichts schenkte, nein sie eigentlich nur konstant strafen wollte, wie ein alttestamentarischer Gott, und nicht wie seine niedliche Post-Jesus-"Verschenkt alles den Armen"-Version, die wir seit den Burgen von Burgund erleben. Manche Menschen mögen diese frühen Feldspiele deshalb nicht (so auch Aleo , der es nur wenig besser als seinen meistgehassten Titel #ImJahrdesDrachen findet), aber he älter ich werde, desto mehr mag die Einfachheit und Stringenz der frühen Feldspiele lieber als den Regelwust eines Orakel von Delphi oder die Ausschüttungsorgien eines Marrakesh.


    Nächstes Mal dann #AtlasLost, bei dem ich sehr gespannt bin, wie es sich mit Religion und/oder Militär und zu mehreren so spielt.

    Ich darf noch den letzten Donnerstag nachtragen, da gab es (von wirsing mitgebracht und sehr gut erklärt:)


    #Evenfall : Punkte für Originalität erhält Evenfall nicht. Es handelt sich um einen weiteren Hybrid aus Tableau-Builder und Worker-Placement, mit ein paar Extrakniffen, und mit einem total generischen Fantasysetting, das man nicht braucht. Spielerisch holt es mich allerdings voll ab: In Sachen Komplexität noch an der Grenze zwischen Kenner- und Expertenspiel, Timing ist von entscheidender Bedeutung ((Karten bringen in einer Zone Einkommen, sind aber nur relevant für Siegpunkte, wenn sie vor Spielende in den "inneren Zirkel" verschoben werden). Vor allem ist der Kartenpool überschaubar - ich kann ziemlich sicher davon ausgehen, bestimmte Effekte auch nutzen zu können, und sehe ja auch, welche Orte in die Auslage kommen. Dadurch ist es weitaus planbarer als ein Arche Nova, Flügelschlag oder ein Everdell, mit denen es sonst einige Mechanismen und das Spielgefühl teilt. Bei den Ritualen und Personen allerdings, die zufällig auf die Hand kommen, ist der Glücksfaktor schon recht hoch, so dass Kartennachziehaktionen wertvoll sein können. Gut hat mir die Idee von speziellen Arbeitern gefallen, die nur im inneren Zirkel eingesetzt werden können, was ein frühzeitiges "Nach-unten-verschieben" der Karten reizvoll macht.Da die Karten gesleevt waren, kann ich zu ihrer oft gescholtenen Qualität nichts sagen, ansonsten aber ist die Produktion sehr hochwertig, und das Artwork ziemlich außergewöhnlich (auch wenn es Haddock mit seiner Abneigung Fantasy gegenüber sicher nicht geholfen hat). Insgesamt: Sehr schönes Spiel, das ich mir auch einmal besorgen werde, und schade, dass man aktuell noch nicht viel davon hört - das hätte ein größeres Echo verdient.


    Die geplante Runde #PanAm kam dann wegen Zeitmangel nicht mehr zustande, zum Trost wurde in Kürze ein Flugspielabend vereinbart. Stattdessen gab es noch schnell eine Runde das tetrisartige Legespiel #ProjectL, was angesichts der zahlreichen Partien seinen leicht überhöhten Preis mittlerweile locker wieder reingeholt hat. Und ich merke, dass man mit jeder Partie besser und effizienter wird, so wie beim echten Tetris ja auch - wenn man gut spielt, kann man quasi komplett auf die Steineaufwertung verzichten. Solche Lerneffekte finde ich ja auch bei einfachen Spielen immer sehr angenehm.


    Ansonsten gab es nicht viel, dank Frühjahrsputz, kranker Kinder und abwesender potentieller Mitspieler. Eine Runde #Fauna mit den einfachen Tieren, die mein Sohn gewann, weil er vor ein paar Wochen ein Referat zu den "kleinen Abendseglern" gehalten hatte und das jetzt wunderbar auf seinen Nachbarn, den "großen Abendsegler" übertragen konnte - so eine 40-Punkte-Runde muss man ja erstmal schaffen. Diesmal wurde ich letzter, es gibt also doch Gerechtigkeit auf dieser Welt (von Biologie habe ich nun wirklich Null Ahnung, das sollte man dann auch passend bestrafen).


    Die nächsten Wochen werde ich leider deutlich weniger spielen (und entsprechend hier schreiben) können, mangels Mitspielern, aber auch weil durch die Feiertage Ausflüge und ähnliches im Vordergrund stehen werden. Mal sehen, ob bei der rituell jährlichen Loreley-Bootsfahrt (nur echt mit Vierseenblick und Bopparder Sessellift) wenigstens ein paar kleinere Titel auf den Tisch kommen. Aber wenigstens die Donnerstagsrunde bleibt stabil, und ich freue mich schon sehr auf Carson City!