Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Wie wichtig ist euch die Anleitung?“

    Bei Asmodee werde ich im Download-Bereich nicht mehr fündig. Kannst Du mir (falls vorhanden) die vermeintlich bessere Version von Asmodee irgendwo bereitstellen? (ggf. PN)

    Dann hattest du schon die verbesserte Ludonova- Fassung. Mir wurde damals am Stand eine ausgedruckte Fassung der deutschen Regeln mitgegeben, die sehr fehlerhaft war.

    Hier gibt es noch die Neuübersetzung von Asmodee: https://www.brettspielversand.de/mediafiles/spi…s_anleitung.pdf

    Ich rede von der allerersten Auflage, die nur auf der Spiel in Essen 2019 erhältlich war. Gut daran zu erkennen, dass in der deutschen Anleitung Abbildungen fehlen oder in den Text gedruckt sind. Alles was danach rauskam ist verbessert worden, bei der zweiten Auflage bei Asmodee 2020 war die Anleitung komplett neu übersetzt.

    Für mich lassen sich grundsätzlich fünf Modelle unterscheiden, die dann in verschiedenen Mischformen vorkommen:

    Finde die Übersicht für, aber es kommt dann ja trotzdem noch drauf an, wie die Regeln beschrieben sind. Selbst beim gleichen Modell kann es mir passieren, dass ich mit der Anleitung 0 Probleme habe und mit der anderen gar nicht zurecht komme.

    Klar. Für Euro-Spieler ist ja Modell 1 auch der Regelfall, Probleme gibt es für mich meistens dann, wenn ein allgemeiner Teil zu den Spielelementen vorgeschaltet ist, ich aber noch keine Idee habe was ich im Spiel eigentlich tue. Im Endeffekt setzen die meisten Anleitungen ihre eigene Erstlektüre bereits voraus, das macht es für mich so schwierig.

    5. Chaos, Dein Name ist Ystari

    Wie man unschwer erkennt, bist Du noch nicht zu Phil Eklund vorgedrungen. ;)

    Doch doch, aber Eklund habe ich gerade erfolgreich ignoriert. Klarer Kandidat für Rubrik 5, wobei hier bitte dann noch imperialistische, kolonialistische, antisemitische oder einfach nur verschwörungstheoretische Fußnoten noch dazu kommen, die sich als wissenschaftlicher Exkurs tarnen, aber eigentlich die Unterlegenheit des jeweiligen Volkes und die Allmacht der Weltverschwörung dokumentieren sollen.

    Das einzige, was ich TRAURIGERWEISE zum Thema noch beitragen kann, ist die Tatsache, dass die Anleitung bei einem guten Spiel vollkommen egal wird. Das ist tatsächlich schlecht für alle eigentlich, deswegen wundert es mich immer so. Wenn ein Spiel gut ist, “bastelt” man sich das schon irgendwie zusammen, schaut 5 Videos und liest in 3 Foren. Aber DAS SPIEL IST JA SO SAUGEIL.

    Im Gegenzug hat eine SEHR gute Anleitung praktisch keinen messbaren Verkaufserfolgsbeitrag. Der terminus technicus ist hier natürlich “messbar” - ich finde etwa, dass Aeons End schon wegen der Anleitung viel Verbreitung fand. Aber ich kann es halt ich im A/B-Modell bezeugen. Das Gegenteil aber eben sieht man ja ständig.

    Mir fallen recht viele Messeneuheiten ein, die gnadenlos untergegangen sind, weil niemand wusste wie man sie spielen soll. Nur ein Beispiel: La Loire etwa hatte Emanuelle Ornella in kleiner Auflage selbst zur Messe mitgebracht, mit dem Gedanken es an einen "richtigen" Verlag verkaufen zu können. Das Spiel hatte auch einen kleinen Mini-Hype (lobende Erwähnung im Spielbox-Beigabeheft), aber die Anleitung war dann so unfassbar schlecht, dass niemand wusste wie man es spielen soll. Am Ende hat Ystari ihm die Restexemplare abgekauft und über die üblichen Schnäppchenkanäle abgestoßen. Da steckt ein wirklich gutes Spiel drin, das hat nur schon im Vorfeld alle Aufmerksamkeit durch seine Anleitung abgetötet. Bei Ludonova mit seinen frickeligen "fragen wir doch mal einen Bekannten, ob er die Anleitung für uns für ein Gratisexemplar übersetzt" deutschsprachigen Anleitungen sieht es da ähnlich aus. Yukon Airways etwa hatte in der Erstauflage massive Fehler drin, mit denen man das Spiel auch spielen konnte, es aber keinen Spaß mehr machte.

    Und das ist schwierig zu meistern. Für den einen sind Regeln A super intuitiv und für den anderen komplett unverständlich, dafür aber Regeln B sehr gut zu verstehen, mit denen andere wieder rum nicht gut zurecht kommen.

    Für mich lassen sich grundsätzlich fünf Modelle unterscheiden, die dann in verschiedenen Mischformen vorkommen:

    1. Spielmaterialübersicht, Spielaufbau, schematischer Spielablauf, die möglichen Aktionen im Spielzug, Spielende - evtl. noch ein Anhang zu Sonderplättchen und Symbolik

    Optional (oft bei Expertenspielen) gibt es vor dem Spielablauf noch einen Abschnitt ("Spielidee" oder so), der die Funktion von Spielelementen vorstellt, die außerhalb der eigentlichen Spielaktionen wichtig sind, und der die Interaktionen zwischen den einzelnen Phasen als großes Ganzes zu beschreiben versucht.

    2.Das FFG-Modell: Sehr ausführliche Darstellung des Spielmaterials mit den wichtigsten Regeln dazu, Spielende, dann alle Spielemente in der Reihenfolge in der sie im Spiel vorkommen, separat dazu alle Sonderregeln. Gerne auch ein Extraheft mit allen Regeln in alphabetischer Reihenfolge.

    Idee: Sehr beschreibende Einführung in das Spiel, und für Fragen im Spiel und Detailfragen ist dann der Anhang da. Funktioniert für mich suboptimal, weil ich immer den Eindruck habe, auch das Kompendium schon kennen zu müssen.

    3. GMT/Wargame: Hochstrukturierte Darstellung in nummerierten Textblöcken, angelehnt an Technical Manuals. Jedes Element hat seinen festen Platz in den Regeln, meistens strikt nach dem Spielablauf gegliedert. Für hochkomplexe Wargames sicher unverzichtbar, für mich zumeist aber kaum lesbar, weil die Bedeutung bestimmter Elemente erst klar wird, wenn man den gesamten Text schon einmal gelesen hat.

    4. Erklärregel: Findet man eher selten, Vlaada Chvatil macht das gerne (z.B. in Space Alert oder Dungeon Petz): Die Anleitung ist wie ein Erklärbär oder Märchenonkel, der Spielablauf wird wie eine Geschichte präsentiert, die Regeln immer dort wo man sie im Spielablauf gerade braucht. Die in letzter Zeit häufigeren Tutorials in Spielen folgen diesem Modell ebenfalls.

    5. Chaos, Dein Name ist Ystari: Zirkelhafte Erklärung aller Spielelemente, quer durch den ganzen Text verteilt. Wichtige Grundregeln werden schon beim Aufbau beschrieben (und nur dort), Regeln können sich im Aufbau, in den Beispielen oder im Anhang verstecken. Warum man das Spiel spielt steht erst ganz am Schluss unter "Spielende". Schönes Beispiel für dieses Modell war die Anleitung von Al-Rashid, die erste Anleitung von Robinson Crusoe, die erste Anleitung von Troyes und leider viele Anleitungen meines Lieblingsverlags Ystari. Vielleicht ist das auch kein eigenes Modell, sondern einfach nur Unordnung.

    Dazu kommt noch, dass man in Kauf nimmt anderen das Spiel falsch bei zu bringen und die können dann wirklich nichts für.

    Ich hab irgendwann mal angefangen die Anleitungen von Spielen zu lesen die mir Leute beigebracht haben und dabei festgestellt, das mir ständig Spiele falsch erklärt werden. Seitdem hab ich leichte Trust-Issues wenn mir jemand ein Spiel erklärt.

    Ich habe einen Bekannten, der seines Zeichens selbst Spieldesigner und Erklärbär für Verlage auf Messen ist, und der mir noch kein einziges Spiel so erklärt hat, wie es in der Regel steht, weil er grundsätzlich schon beim ersten oder zweiten Spiel anfängt, sich Regeln auszudenken, weil ihn die in der Anleitung nicht überzeugt haben. Zwar sagt er das beim Erklären manchmal auch dazu, aber eben auch nicht immer, und seit ich das weiß, lese ich die Anleitung immer parallel selbst - was mittlerweile dazu führt, dass er nicht mehr mit mir spielen mag.

    Ich frage mich ja immer, wieviele Menschen Spiel X auf der Messe kaufen, weil es ihnen nach der Erklärung gut gefallen hat, die dann mit den geschriebenen Regeln nicht übereinstimmt. Oder sie merken es gar nicht, weil sie nicht nachlesen.