Beiträge von HRune im Thema „Wie wichtig ist euch die Anleitung?“

    Îch gehöre auch der Fraktion an, für die die gedruckte, beiliegende Anleitung ein Muss ist. Regelvideos habe ich bisher nur 2 bemüht, als ich auch mit besten Interpretationsalgorithmen in meinem Gehirn nicht meinen Konflikt im Regelverständnis auflösen konnte. Für mich gehört das Studium der Regel, wie schon von anderen geschrieben, zum gesamten Erlebnis des Kennenlernens eines Spiels dazu. Gedrucktes Material hält dabei meine Aufmerksamkeit hoch und erleichtert mir das Verständnis. Bei einem Video schaltet mein Gehirn spätestens bei Minute 2 in den Popcorn-Modus.


    Was in der Diskussion hier auch durchschwingt ist die hohe Kunst des Regelschreibens; ich möchte mich in der Regel nicht durch eine hoch strukturierte technische Beschreibung mit Sektionen wie 1.1.1.2.a durcharbeiten (da es genau das wäre: Arbeit) möchte. Also, solange ich nicht bei GMT oder anderen im Wargame-Bereich unterwegs ist. Die Spielregel für ein Unterhaltungsprodukt muss in meinen Augen erklären und dabei unterhalten. Letzteres nicht im Sinne von „witzig“ sein oder flotte Storys erzählen. Doch in dem Sinne, dass ich interessiert beim Text bleibe und dabei die Regeln so verstehe, wie vom Autor und Verlag erdacht. Da trennt sich dann schnell die Spreu vom Weizen, wenn es um Struktur, Wortwahl und Textbau geht. Selbstverständlich muss dabei von einem allgemeinen Textverständnis ausgegangen werden können, ebenso wie vom Verständnis bestimmter Mechanismen, je nachdem auf welcher Komplexitätsstufe sich das Spiel bewegt.


    Spannend finde ich auch die Diskussion bzgl. dem Spielen nach korrekten Regeln und auch dem Erklären auf Messen. Auf letzteren erwarte ich in der Regel nie, ein Spiel korrekt erläutert zu bekommen, sobald es das Niveau von Familienspielen und somit geringe Komplexität in Abläufen und Regeln verlässt. Dazu sind Messen zu hektisch, laut und auch ein korrektes Regelverständnis gar nicht entscheidend für mich. Da geht es um das Kennenlernen des Kerns, was das Spiel und seinen Reiz ausmacht. Das hängt nicht von 100% korrekten Regeln ab.


    Bei Regelerklärung im privaten Kreis kann ich erst einmal sagen, dass mir ein unvollständig oder inkorrekt erläutertes Spiel egal sein kann, wenn ich an der Partie Spaß und Freude habe, bzw. eine positive Herausforderung. Bleibt das Spiel in der eigenen Familienrunde, passt alles und alle haben Spaß an dem Spiel. Zum Problem wird es ja erst, wenn das Spiel für mich irgendwie „unrund“, in sich nicht schlüssig erscheint (auf Basis meiner generellen Spielerfahrung) oder ich das Spiel in wechselnder Besetzung spiele und dann auf Unterschiede stoße. Das ist dann wie in anderen Feldern auch: Ich muss mich auf den gemeinsamen Kanon verlassen können, um mich schnell dem Wesentlichen - dem Spiel - widmen zu können und nicht im Vorfeld Zeit auf Regelkunde zu ver(sch)wenden. Wobei ich es beim Doppelkopf auch immer als zum Spiel gehörend empfand, sich in den 15 Minuten vor der Partie erst einmal auf alle Regeln zu einigen - quasi das Metaspiel zum Spiel. ^^