Eigentlich bewerte ich ungern. Denn einerseits will ich erst bewerten, wenn ich das Spiel häufig gezockt habe und bei schlechten Spielen kommt es maximal zu 3-4 Partien, wenn überhaupt. Und nur positive Bewertungen zu verfassen, finde ich auch doof und mir persönlich bringen die negativen Erfahrungen mehr - auch wenn ich die Einschätzung nicht teilen muss, weil sie für mich nicht (so) relevant sind. Andererseits helfen mir auch andere Bewertungen selbst, besser einzuschätzen, ob es was für mich sein könnte, so dass ich doch nach und nach versuche, auch eigene Bewertungen vorzunehmen.
Bislang habe ich noch keine Kommabewertungen genutzt, aber wenn ein Spiel zwischen zwei Bewertungen steht oder ich ausdrücken möchte, dass ein anderes leicht besser/schlechter ist, würde ich das machen. Ich halte mich zwar an die 10er-BGG-Skala, finde mich aber in einigen Beschreibungen - speziell im unteren Bereich - nur bedingt wieder. "Likely won't play this again although could be convinced. Bad." oder "Not so good, it doesn't get me but could be talked into it on occasion." Eine 3 oder 4 von 10 finde ich schon relativ schlecht, da müsste schon viel passieren, dass ich die Spiele nochmal spiele. Eine 5-6 ist bei mir der Durchschnitt und ich bin eigentlich indifferent, ob nochmal spielen oder lieber was anderes machen (im Durchschnitt aller anderen Möglichkeiten)/völlig Unbekanntes spielen.
Ich orientiere mich hauptsächlich an meinen persönlichen Vorlieben, versuche aber schon auch leicht grundlegende Maßstäbe einfließen zu lassen. Aber das wirkt sich dann eher im Bereich +/-1 aus. Bislang habe ich nicht sehr viele Sachen bewertet, da ich noch weitere Eindrücke abwarten möchte bzw. nicht die Zeit gefunden habe. Was mir besonders schwer fällt, Grundspiele zu bewerten, bei denen eine Erweiterung viel verbessert. Eigentlich ist bspw. das Viticulture-Grundspiel für mich fast schon broken und maximal eine 5, aber andererseits wird es für mich allein durch das neue Spielbrett aus der Erweiterung ein sehr gutes Spiel - selbst wenn ich die Erweiterung mit 10 bewerte und trotz geringerem Umfang gleichgewichte, wäre das insgesamt nur eine 7,5. Allerdings geht es für mich unter dem Strich dann doch eher Richtung 8,5-9, so dass ich das Grundspiel deshalb besser eingestuft habe.
Natürlich sind trotzdem alle Bewertungen mehr oder weniger subjektiv. Eine reine Zahl bringt mir persönlich auch nichts. Erst wenn ich weiß, warum jemand so bewertet hat, kann ich es auch einschätzen und die Relevanz für mich einstufen. Oft wird deutlich, dass man mit einer falschen Erwartungshaltung an ein Spiel rangegangen ist oder dass einen nur eine Sache wirklich gestört hat. Spirit Island ist bei mir bspw. gefloppt und ich hatte nicht mal mehr Lust auf eine zweite Partie. Ich kann/will es deshalb aber nicht (schlecht) bewerten, weil mich letztlich das Thema nicht genug interessiert hat, um mich da weiter reinzufuchsen - was aber nötig gewesen wäre, um eine einigermaßen faire Bewertung von mir zu ermöglichen.