Beiträge von sprettbieler im Thema „SAZ Positionspapier: Lizenzhonorare für Spieleautor*innen“

    Wenn die SAZ einen Verlag findet, der ihren Autoren bei Vertragsabschluss 10% auf einen fix definierten Nettoverkaufserlös verspricht, dann wird sie das natürlich so darstellen, als wäre das der neue Goldstandard - ist auch irgendwo ihre Aufgabe, aber es muss halt nichts heißen.

    Das lese ich so eben überhaupt nicht so raus aus dem Papier, auch nicht als "Goldstandard". Selbst wenn ich das Papier mit dem Wissen lese, dass manche es so verstanden haben, verstehe ich es nicht so.


    Aber gut, wenn ich einfach akzeptiere, dass man es so verstehen kann, kann ich nachvollziehen woher die Kritk kommt.

    Oh, nee, das sollte nur ein Beispiel sein, dass die SAZ (verständlicherweise) grundsätzlich versucht, die bestmöglichen Bedingungen für ihre Mitglieder zu etablieren und dafür auf aus ihrer Sicht Musterbeispiele zurückgreift.


    Ich merke, dass Verlagsvertreter hier idR. on ihrem eigenen Verlag auf alle schließen. Ich glaube da muss man vorsichtig sein.
    Die SAZ hat da einen besseren Überblick, welche Klauseln wie oft in verschiedenen Verträgen vorkommen und was bei Verträgen so möglich ist (im Guten wie im Schlechten.)


    Wie schon oben gesagt, habe ich nicht viel Erfahrung, aber ich weiß es gibt auch durchaus Verlage die z.B. den vorraussichtlichen UVP, bzw. Nettoverkaufserlös im Vertrag bereits aufnehmen. Es gibt auch Verlage die einen Festpreis pro verkauftem Exemplar anbieten (der bei Preiserhöhungen angepasst wird.)
    Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten. Hauptsache A) transparent. Und dazu gehören eben keine pauschalen Abzüge. Und B) fair und dazu gehört dass bestimmte Aufgaben (z.B. Werbung) bei dem Verlag liegen und nicht dem Autoren in Rechnung gestellt werden sollten - so dass wenn da 6% drin steht auch wirklich 6% ankommen.


    Und sprettbieler die Möglichkeit einer Verramschung ist ja auch in Verträgen festgelegt, inklusive wann es dazu kommt und wie das abläuft. Das ist dann ja auch transparent und für mich damit kein Problem.

    Die Tatsache, dass es auch Verlage gibt, die so etwas machen, heißt ja nicht, dass es für alle anwendbar bzw. praktikabel ist. Ich spreche sicher nicht für alle Verlagsvertreter (so wie die SAZ auch nicht für alle Autoren spricht), aber habe in meiner Argumentation das angeführt, was ich aus Verlagssicht für sinnvoll halte (so wie die SAZ das anführt, was sie aus Autorensicht für sinnvoll hält). Wenn die SAZ einen Verlag findet, der ihren Autoren bei Vertragsabschluss 10% auf einen fix definierten Nettoverkaufserlös verspricht, dann wird sie das natürlich so darstellen, als wäre das der neue Goldstandard - ist auch irgendwo ihre Aufgabe, aber es muss halt nichts heißen. Zur Werbung: Klar, wenn ich extra Werbung schalte, dann hat das für mich nichts mit dem Autor zu tun. Fixe WKZs für Key Accounts sind aber meiner Erfahrung nach einfach nur zusätzliche Rabatte mit anderem Namen und werden dazu benutzt, Verlagen noch mehr Prozente rauszuquetschen.
    Und wie gesagt, bei der Transparenz und Festlegung der anwendbaren Abzüge bin ich dabei, aber es kann eben keine fixe Zahl dabei rauskommen.

    Die angemessene Vergütung sollte ja wohl das praktische Ergebnis, also das effektive Honorar pro verkauftem Spiel sein und kein theoretischer Wert, den keiner bei Vertragsabschluss kennt. Das einige Spieleverlage das durchaus fair und nachvollziehbar handhaben zeigt, dass es auch anders geht.

    Die absolute Vergütung ist bei Vertragsabschluss immer theoretisch. Es steht ja nicht mal der UVP des Spiels fest. Durch die transparente Kommunikation der durchschnittlich zu erwartenden Abzüge (siehe auch euer Rechenbeispiel) lässt sich aber nach Bestimmung des Händlernettopreises zumindest eine grobe Einschätzung abgeben, was pro Spiel beim Autor ankommen wird (solange es zum Listenpreis abgegeben und nicht "verramscht" wird). Das wird immer erst nach Vertragsabschluss passieren und es kann keine bindende Auskunft sein. Wenn es hier nur um eine höhere Vergütung geht, dann muss man nicht mit Transparenz kommen und sollte es klar benennen.

    Die in den einzelnen Verlagen extrem unterschiedlichen Erlösstrukturen und was dann am Ende als Gewinn übrig bleibt, lässt sich nicht in eine Tabelle packen;

    Absolut, und genau deshalb kann Transparenz nur bedeuten, dass man die Abzüge grundsätzlich benennt, aber man kann sie schlecht im Vorhinein einberechnen. Das Buchhandelsbeispiel funktioniert nur so toll, weil es eine Preisbindung gibt - aber da sind wir wieder bei Äpfeln und Birnen. Ich bin absolut bei dir, dass man sich darauf einigen sollte, welche Abzüge ok sind und welche nicht und hier sozusagen einen Standard schafft, damit dem Autor nicht noch der Briefumschlag für seine Abrechnung abgezogen wird. Die Frage nach der angemessenen Vergütung ist wiederum eine ganz andere und sollte hier nicht vermischt werden.

    Tjoa, auch grad mal das Positionspapier gelesen. Es handelt sich halt um eine einseitige Darstellung aus Sicht der SAZ, was ja nicht weiter verwunderlich oder verwerflich ist. Allerdings vergleichen - wie schon von anderen erwähnt - die Berechnungen bzgl. der Buchhandels- und der Brettspielpreise Äpfel mit Birnen.


    Ich möchte noch einige (fiktive, aber nicht weltfremde) Zahlen im Spiele-Berechnungsbeispiel ergänzen:

    1. Das Spiel kostet 5 Euro in der Produktion.
    2. Ich habe 5.000 Stück für die Erstauflage bestellt.
    3. Ich habe 7.000 Euro für die Illustrationen ausgegeben.
    4. Die Stückkosten für die Erstauflage liegen also bei 6,40 Euro.
    5. Meine durchschnittlichen Abzüge liegen bei (moderaten) 20% (inkl. WKZ o.Ä.), mein Umsatzerlös sinkt also auf ca. 10,00 Euro.
    6. Nach Abzug der Stückkosten und der 6% für den Autor (0,60 Euro) bleiben mir 3 Euro.
    7. Davon muss ich Transport, Mitarbeiter, Betriebskosten etc. bezahlen.
    8. Verkaufe ich von dieser Erstauflage nur 3.000 Stk und der Rest liegt wie Blei bin ich immer noch deutlich in den Miesen.
    9. Im Prinzip verdiene ich erst ab der 2. Auflage etwas.
    10. Viele Spiele erreichen keine 3. Auflage.

    Ich bin absolut für Transparenz gegenüber den Autoren, aber dann ergänzt das Beispiel bitte auch um weitere Zahlen und legt die Betonung nicht auf die 0,60 bzw. 0,58 Euro. Klar ist, dass nicht jeglicher Mist von den Verlagen abgezogen werden kann, aber fixe Rabatte, WKZ und umsatzabhängige Boni müssen abgezogen werden können. Gerade die letzten beiden Punkte sind einfach nur weitere (verschleierte) Rabatte für Key Accounts.

    Aus meiner Sicht müssen die Autoren auch damit leben, dass ihr absoluter Betrag sinkt, wenn der Verlag gezwungen ist, das Spiel zu "verramschen". Das ist ohnehin schon eine äußerst schlechte Situation für den Verlag (siehe Punkt 8) und eine fixe Vergütung würde eine zusätzliche Belastung darstellen.

    Sollte die SAZ wirklich eine mehr oder minder fixe Vergütung wollen, dann kann ich prophezeien, dass die im Zweifel eher niedriger als der bisherige durchschnittliche Betrag ausfallen wird, da es für den Verlag - oh Wunder - eine Blackbox ist und er das Risiko eines Misserfolgs des Produktes mit einkalkulieren muss. Dann hätte die SAZ ihren Mitgliedern einen Bärendienst erwiesen.