Beiträge von ravn im Thema „Darf man Autoren kritisieren oder ist das respektlos?“

    Aber bist Du dann nicht (wie ebenso ich) selbst Schuld, wenn Du von den bisherigen Spielen eines Autors auf die Qualität seiner Neuheit schliesst?


    Wobei Qualität dann noch subjektiv empfunden ist, weil ich würde "Perle" und "Fest für Odin" nie in einem Satz verwenden. Aber wohl auch nur, weil ich (einer) der Bankhalter für die Plättchen in meiner Erstpartie war und gefühlt die meiste Zeit damit verbracht habe, meinen Mitspielern an einem zu langen und schmalen Tisch die passenden Plättchen anzureichen. Da bin ich selbst schuld und wird dem Spiel und damit auch den Autor an sich nicht gerecht, hat mir aber den Spass an dem Spiel verdorben - auf einer ganz subjektiv erlebten Ebene.

    Kauft Ihr Spiele im luftleeren Raum? Ich nicht. Bei der Flut an Neuheiten schaue ich persönlich auch auf den Autor. Wenn da Rosenberg auf der Schachtel steht, dann vermute ich dahinter ein handwerklich durchaus funktionierendes Spiel im Eurogame-Optimierbereich, das eher mit Mechaniken anstatt (besser:) vor dem Thema glänzt und eventuell eher auf der für mich drögen-mathematischen Seite angesiedelt ist. Zudem neigt Uwe Rosenberg als Autor in meiner Wahrnehmung dazu, einen Mechanismus über mehrere Spiele hinweg zu erforschen, verbessern und einen Kniff dabei herauszukitzeln, der vorher noch nicht da war. Das kann ein für mich spannendes Spiel ergeben oder eben auch nicht. Zumindest weckt es meine Neugier.


    Wenn da stattdessen Karl K. Kaufmann auf der Schachtel steht, dann habe ich erstmal kein (wenn auch subjektiv verzerrtes Kriterium), um ein Spiel vorab schon mal einzuordnen. Und wer weiss schon, ob ein Autor nicht einfach mit seinen bisherigen Veröffentlichungen bricht und etwas ganz unerwartetes veröffentlicht?


    Klar darf ich einen Autor aufgrund seiner Spiele kritisieren. Es ist und bleibt aber nur meine Meinung, die ich gegenüber anderen begründen kann. Ob mir andere da zustimmen ist völlig offen. Eventuell ist meine Kritik gar nicht stichhaltig und nur so arg subjektiv verzerrt durch meine eigenen Erfahrungen mit den Spielen dieses Autors, dass das nur eine Einzelmeinung in der entstandenen Situation ist. Zudem ist auch immer noch die Frage, ob ich meine gefühlte Kritik überhaupt so verständlich äussern kann, dass diese nicht anders und damit falsch interpretiert wird, weil der Kontext bei anderen völlig anders als mein eigener ist und niemand einen Fachstudie zu einer kritisierenden Meinung lesen will - und ich auch nicht schreiben für "nur" ein Forum des oberflächlichen Meinungsaustausches.


    So fand ich Agricola supertoll und spiele es immer noch gerne. Bei Ora et Labora bin ich hingegen ausgestiegen und habe es wieder verkauft. "Das Beste aus Le Havre und Agricola" (O-Ton Verlag) war mir dann doch zu viel Rohstoffketten-Tauscherei und für mich zu viel Arbeit statt Spiel, wie mir beim Blick auf das Beiblatt mit den potentiellen Tauschwegen klar wurde. Da hat es der Autor aus meiner Sicht übertrieben. Allerdings wird das Spiel von anderen gefeiert und gespielt, also ist meine Kritik am Autor sehr subjektiv, es mit der Tauscherei übertrieben zu haben. In Sachen Rohstoff-Tauscherei bleibe ich lieber für mich auf dem Agricola-Niveau und feiere den Autor für dieses Spiel.

    Ich kritisiere am Autor Friedemann Friese, dass er sein Grün als Markenzeichen gesetzt hat und sich deshalb in der Farbpalette sowie in der Wahl seiner Spiele mit "F" so stark selbstbeschränkt. Was passiert, wenn dem guten Mann ein geniales rot-dominantes Spiel einfällt, zu dem schlicht nur der Anfangsbuchstabe "P" passt? Wird uns das dann aufgrund Marketing-Image-Gründen vorenthalten oder gibt es schon längst Veröffentlichungen unter seinem Pseudonym?


    Zudem kritisiere ich am Autor Reiner Knizia, dass er auf Spiele-Veranstaltungen mit schniekem Anzug und Fliege im Rahmen der anderen Autoren scheinbar overdressed wirkt, nur um dann seine Fans mit einem selbstironischen Lama-Kostüm zu überraschen bis schockieren. So viele Schubladen mit Spielideen er zu haben scheint, so viele Kleidungs-Facetten werden wir wohl noch von ihm sehen können. Wurde er eigentlich schon mit Havalandi-Ballonhosen gesichtet?


    Und welche Autoren kritisiert Ihr aus welchen Gründen? 8o