Beiträge von ravn im Thema „Endeavor vs. Rise of Empires?“

    Moin,


    ich konnte erst letzten Samstag beide Spiele nacheinander spielen. Perfekt für einen Vergleich. Chii und Tyrfing können sicher noch ergänzen oder mir widersprechen dazu:


    Endeavor und Rise of Empires sind zwar beides irgendwie Aufbau-Zivilisations-Spiele, aber das war es dann auch mit der Gemeinsamkeit. Beides sind für sich gute bis sehr gute Spiele für ihre Zielgruppe. Endeaver hat den Vorteil, dass es in 90 Minuten gespiel ist. Bei Rise of Empires würde ich die doppelte Zeit einrechnen, auch weil es von Spielanfang an mehr Zugoptionen gibt, während man bei Endeavor eher in den ersten zwei-drei von acht Spielrunden nur vergleichsweise wenige Aktionen und Zugoptionen hat und so der Einstieg in eine Partie einfacher fallen kann.


    Endeavor hat vier Spielebenen, mit denen man Siegpunkte erzielen kann: Die Statusleisten auf seinem Ablageplan, die Besetzung von Städten auf dem Spielplan, das Teilhaben an den Handelsrouten auf dem Spielplan, die erbeuteten Ausbeutungskarten. Alle Spielaktionen zielen darauf, diese Ebenen möglichst effektiv zu bedienen, um da möglichst viele Siegpunkte mit möglichst wenig Einsatz herauszuholen. Wie das im Zusammenspiel mit den Mitspielern funktioniert, das ist das eigentliche Spiel.


    Rise of Empires hat andere Spielebenen, über die man Siegpunkte erzielen kann: Präsenz auf der Weltkarte, gebaute Gebäude, Umwandlung Waren in Siegpunkte, erworbene Fortschritte (teils in Kombination mit der Präsenz auf der Weltkarte), Landschaften mit direkten Vorteilen oder Vorteile in Kombination mit den Fortschrittsplättchen. Die Anzahl der Aktionen pro Spielrunde bleiben gleich über das ganze Spiel hinweg. Zusätzlich muss man aber seine Ernährung sicherstellen (bremst die Entwicklung aus) und hat mit den gespiegelten Aktionen in Phase B ein interessantes Spielelement in der Hand, das aber erstmal gebändigt werden will. So gesehen ist Rise of Empires komplexer, erfordert eben auch Mitspieler, die komplexer verzahnte Spiele mögen und doppelt so viel Sitzfleisch wie bei Endeavor aufbringen können.


    Bei Endeavor kostet jeder Angriff nicht nur Bevölkerung, die für den Angreifer für den Rest des Spiels verloren ist, sondern muss auch (fernab der seltenen Bonus-Aktionsplättchen Angriff) durch ein entsprechendes Gebäude als Aktionsmöglichkeit "Angriff" vorbereitet werden. Führt dazu, dass nicht zwingend jede Partie und jeder Spieler auf Angriff spielt und muss auch kein Schlüssel zum Sieg sein. So gesehen sind Angriffe im Vergleich zu den anderen Aktionen eher selten und extrem gezielt eingesetzt - auch weil man anstatt Angriff auch Städte besetzen oder Ausbeuten oder auf Handelsrouten segeln könnte, die eventuell mehr Vorteile bringen in der aktuellen Situation.


    Bei Rise of Empires ist der Angriff eine kostenlose Aktion bei den Imperiumsplättchen, über die man Präsenz auf der Weltkarte ausübt - also Holzklötzchen in Regionen einsetzt. (Bei Endeavor gibt es eine friedliche Ausbreitung auf dem Spielplan, die weniger kostet und meist genauso viel bringt, solange noch Platz ist) Wer also seine Präsenz bei Rise of Empires auf der Weltkarte verstärken möchte, kann auch die Option eines Angriffs nutzen. Wenn das Verlust-Verhältnis für einem akzeptabel ist, dann macht man das auch. Somit gibt es ein dynamisches Hin-und-Her auf der Weltkarte, gegen das man sich nur mit stärkerer Präsenz in mehreren Regionen sowie Gegenangriffen halbwegs schützen kann. Somit hat jede Aktion auf der Weltkarte fast zwangsläufig eine Verdrängung von anderen Spielern zur Folge. Wie stark man sich allerdings auf der Weltkarte engagieren muss, kann ich nach einer Partie noch nicht einschätzen. Kampflos den Mitspielern diese Siegpunkte überlassen, sollte man hingegen nicht.


    Mein Fazit: Beide Spiele kaufen! Endeavor ist schneller gespielt und hat einen steigenden Spannungsbogen. Rise of Empires fällt direkt mit den ganzen Aktionsmöglichkeiten ins Haus, die in den Folgeepochen noch mehr werden und bietet deshalb ein vielschichtigeres Spiel auf Kosten der komplexen Verzahnung. Endaevor sollte aber auch in Spielrunden funktionieren, die Rise of Empires mögen werden. Andersherum eher nicht, weil Rise of Empires eben deutlich die 90-Minuten-Grenze überschreitet und selbst 150 Minuten angibt.


    Cu/Ralf


    PS: Tyrfing war schneller ... kommt davon, wenn man nebenbei noch arbeitet! :mmhh: