Beiträge von Biberle im Thema „Wie groß / relevant ist der deutsche Brettspielmarkt?“

    Eben bin ich auf ein weiteres Beispiel gestoßen, das mir nicht in den Kopf will. Ein Solo-Stichspiel namens For Northwood! das in wirklich JEDER Sprache vorhanden ist. Nur nicht in deutsch.


    Englisch, Ukrainisch, Spanisch, Italienisch, Chinesisch, Koreanisch, Ungarisch, Griechisch und Französisch.


    Deutsch? Fehlanzeige. Es gibt zwar eine Fan-Übersetzung (PNP) und das reicht sicherlich... aber es geht ja ums Prinzip, warum nicht offiziell deutsch?

    Mal abgesehen von der sonstigen Diskussion: Sprache bedeutet nicht automatisch Verfügbarkeit in einem bestimmten Markt. So wie ich das sehe, wurde z.B. für UK auch kein Publisher gefunden - OBWOHL schon die passende Sprache vorliegt und der markt zumindest ähnliche groß sein dürfte wie in D.

    Ich persönlich finde es nicht ok, über Leute zu urteilen, die man "minimal persönlich kennt". Ich habe u.a. mit den beiden zu GIGA Games Zeiten als Teil eines externen Dienstleisters gearbeitet und habe die nur auf der beruflichen Ebene kennengelernt. Ob die einen 100-Mann-Betrieb führen können oder ob die überhaupt bei Rocketbeans aktiv Führung übernommen haben, kann ich nicht beurteilen und weiss ich auch nicht. Aber das Internet ist ja ein so toller Ort, um sich über andere Leute, die man "minimal persönlich kennt" das Maul zu zerreissen.

    Pffff. Maul zerreißen? Du lieferst drei Links, in denen Outsider wild herumspekulieren. Du schreibst, das Konzept funktioniert nicht, was genauso nur eine Vermutung ist. Und auch wenn Kurzarbeit nix Gutes ist, muss es nicht alles bedeuten. Wir haben hier einen Bosch Rexroth, der ist teilweise so von einzelnen Großaufträgen abhängig, dass er zwischendurch immer wieder mal in Kurzarbeit geht, obwohl er an sich nicht schlecht dasteht.


    Ich finde die Bohnler vor der Kamera klasse; aber ich habe halt auch leicht angezweifelt, dass Management so ihres ist. Wenn du das das "Maul zerreißen" nennst, nun gut... aber du hast recht, sie sind zwar die (Mit-)Gründer, aber nicht als Geschäftsführer eingetragen.

    Rocket Beans hatte oder hat leider (wie selbst kommuniziert) erhebliche finanzielle Probleme, die mir zeigen, dass deren Konzept nur so halb funktioniert und nicht alleine von Ambitionen getragen werden kann in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ...

    Nuja, wundert mich nicht. 100 Leute.... für was?


    Und, auch wenn das nix heißen muss: Ich kenne zwei der Gründer minimal persönlich. Etienne stellt ja im Maniac manchmal Fragen, wo man sich wundern muss, wie der alleine lebensfähig ist. Und Simon war stinknormaler Redakteur, halt mir riesiger Klappe. Aber ich trau(t)e beiden nicht unbedingt dauerhaft zu, einen 100-Mann-Betrieb erfolgreich zu führen. Letztendlich wird ja gemunkelt, dass es vor allem Missmanagement ist.


    Sorry fürs OT.

    Gefühlt ist Gastronomie in Deutschland immer weniger auf das gemütliche Verbleiben vor Ort ausgelegt, das gibt es noch in einigen urigen Kneipen und Brauhäusern, aber tatsächlich erlebe ich Gastronomie immer öfter als "hier ist Dein Zeitfenster, komm um zu essen und dann geh bitte auch wieder", selbst in Läden, wo man früher noch gemütlich bis in die Nacht sitzen konnte.

    Umgekehrt finde ich es generell anmaßend zu denken (nicht auf dich persönlich bezogen), mit einem kleinen Glas Wasser (ohne Kohlensäure) genug "Miete" für fünf Stunden rumsitzen bezahlt zu haben. Da habe ich schon großes Verständnis für die Gastronomen. Wer so einen Betrieb nicht gerade allein oder als reinen Famileinbetrieb führt, der muss halt zwangsweise in Umsatz/Stunde denken.


    Zum Englischen: Für mich kommt das hier teilweise so rüber, als würden sich die ausländischen (Nischen-)Verlage denken: "Übersetzung brauchen wir keine, der finanzielle Aufwand wäre größer als die Einbußen, die wir durch die nur auf Englisch verkauften Exemplare einfahren". Ist dem so? Hat da einer entsprechende Daten/Informationen? Meines Erachtens gilt Deutschland im englischsprachigen Ausland nicht gemeinhin als Nation, in der praktisch jeder halbwegs gutes Englisch spricht. Oder andersrum gesagt: Ich denke mal, bei den meisten Projekten ist den Verlagen schon klar, dass sie ohne Lokalisation nur einen Bruchteil vom potenziellen Absatz einfahren können.

    Ja, und weil den Unternehmensberatern meist die DNA eines Unternehmens ziemlich egal ist, halte ich sie auch für eine ebenso ziemlich überflüssige Spezies. Bei meinem AG, der Deutschen Post, haben sie mal kurz nach der Privatisierung "ausgerechnet", dass es schlauer (sprich: billiger) wäre, Post und Pakete grundsätzlich getrennt auszuliefern. Da hat dann teilweise ein Auto die Briefe ins 500-Einwohner-Kaff gebracht und 10 Minuten danach ein anderes Auto die (damals nur) drei Pakete hinterher. Das Experiment ist schnell wieder eingestellt worden, die Berater waren aber wieder ein paar Milliönchen reicher.


    Um nicht zu OT zu werden: Insgesamt ist es glaube ich sehr schwierig zu beantworten, wie es um die Relevanz Deutschlands steht.


    Typisch Deutsch ist es aber wohl, sich ziemlich umfangreich vor einem Kauf über etwas zu informieren. Beziehungsweise nur etwas zu kaufen, was er vorher schon kennt. Wodurch es nischigere, speziellere Titel hierzulande besonders schwer haben. Oder auch "nur" gute Spiele, weil es für das Geld dann unbedingt das Beste sein muss. Und wenn er nur das SdJ automatisch mit "das Beste" gleichsetzt.

    Selbst für die Stückzahlen mit denen wir in der Brettspielbranche eigentlich ganz zufrieden sind (SdJ mal ausgenommen), würden andere in anderen Branchen nicht mal aufstehen.

    Wenn sich kleinere Stückzahlen nicht mal mehr ansatzweise lohnen, ist die Branche aber mitunter auch selbst schuld daran.


    Ich komme ja aus der Computerspielebranche (wenngleich nicht von der Herstellerseite), und ich kann mich noch daran erinnern, wie so um 1996 rum eine deutsche PR-Sprecherin erklärte, warum sie einen eh schon nur mittelmäßigen US-Titel hier trotzdem vertreiben werden. Alles war so aufs Small Business hin optimiert, dass man schon mit 600(!) Exemplaren den Break Even erreicht hat (was trotzdem schwierig genug war. :))


    Und ja, dafür würde die Branche heutzutage nicht mal mehr aufstehen. Aber, wie gesagt: selbst schuld, weil man just so spätestens ab Mitte/Ende der 90er über Gebühr alles auf Triple-A hin ausgerichtet hat. Alles musste immer aufwendiger, immer hochglanzpolierter werden. Selbst bei Genres/Titeln, wo jedem Insider (aber eben nicht den Managern) sofort klar war, dass das Schwachsinn ist und wirtschaftlicher Selbstmord. Aber dann kamen halt auch noch Brecher wie World of WarCraft, FIFA oder Call of Duty, wo ein einzelner Titel einen Publisher auf Jahre hinaus saniert hat. Dummerweise haben die Publisher in ihrer Gier und der Jagd nach dem Multimillionenseller sukzessive immer mehr "vergessen", dass man auch - entsprechend weniger aufwendig produzierte - Titel braucht, die auch mal mit 50.000 oder 100.000 weltweit verkauften Exemplaren was abwerfen.


    Nicht umsonst sind in den 2000ern reihenweise Publisher zusammengebrochen, obwohl sich ihre Titel eigentlich gut verkauft haben. Nur eben nicht gut genug angesichts teilweise irrsinniger Produktionskosten. Und einer Genre-Zielgruppe, wo eigentlich selbst den Halbblinden klar hätte sein müssen, dass diese für den Break Even einfach nicht groß genug ist.


    Das Schöne (wenn auch nicht für die Hersteller) war/ist ja letztendlich bis heute, dass trotz aller Marketingmittel der Erfolg eines Videospiels nur sehr begrenzt beeinflussbar ist. Nur haben diese Hersteller ebenso bis heute nicht begriffen, dass man vielleicht auch mal an der Produktion ansetzen sollte, um einen Titel schon ab x Stück zum Erfolg werden zu lassen. Und nicht mit aller Macht zu versuchen, Marketing-seitig die zigmal-x zu erzwingen, die angesichts irrsinniger Pre-Release-Kosten nötig sind.


    Das lässt sich natürlich nur sehr begrenzt auf den Brettspiel-Markt übertragen. Aber Unternehmensberater tun einem Unternehmen ja nur sehr selten wirklich gut. Und so wäre es mE ein Irrweg, nur noch auf die zwei, drei Titel im Jahr zu hoffen, die auf einmal extrem nach oben ausschlagen und das Jahr retten. Ich denke mal, die Branche ist eben sehr gut dahingehend aufgestellt, auch mit relativ kleinen Stückzahlen ihr Auskommen zu haben. Und daran sollten sie auch nichts ändern, wenn man nicht gerade Asmodee oder Kosmos heißt. :)

    Falsch. Das wäre nur richtig, wenn du "deutsch" durch "deutschsprachig" ersetzt.

    Als Oberbayer neige ich dazu, Österreicher als Landsmänner zu vereinnahmen. ;)

    (Disclaimer: natürlich ohne entsprechende politische Hintergedanken)

    Für die Lokalisierung benötigst Du ein völlig anderes Skillset wie für die redaktionelle Entwicklung

    Mag sein, aber darum geht es mir gar nicht. Gefühlt gibt es in Frankreich, Spanien und sogar Italien eine viel größere Szene an Spezial-Verlagen, die einheimische Autoren publishen.

    Ohne jetzt belastbare Daten zu haben: Ich denke mal, je weiter man bei echten Autorenspielen (also kein MÄDN, UNO etc.) in den Familienspielbereich geht, desto relevanter ist Deutschland auf dem Weltmarkt. Ab gehobener Familienspielbereich aufwärts dürften die anderen westlichen Nationen wie Frankreich oder Spanien auf einem ähnlichen Relevanzniveau sein, wenn nicht teilweise sogar darüber.


    Und GERADE im Autorenbereich finde ich Dschörmanie weitaus weniger relevant/dominant wie noch in den 90ern/2000ern. Klar, wir haben einen Pfister, einen Feld, einen Rosenberg, aber die große Bedeutung der anderen "Altmeister" ist irgendwo doch vorbei, dazu gibt es gefühlt eher wenige Jungautoren, die echte Hits landen. Dazu kommt halt, dass deutsche Projekte/Verlage/Autoren auf Kickstarter/Gamefound keine große Rolle spielen.


    Darüber hinaus sind meines Erachtens - und das soll jetzt kein Vorwurf sein - zu viele der wirklich guten hiesigen Verlage aufs Publishen eingedeutschter Spiele beschränkt/fokussiert (Skellig, Strohmann, Schwerkraft, Frosted etc....). Das mag wirtschaftlich vernünftig sein; ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass es soooo wenige vielversprechende Konzepte/Prototypen etc. von (bis dato unbekannten) deutschen Autoren gibt. Die sind dann aber mE (zu) oft auf Kleinst- bzw. Eigenverlage angewiesen. Ich habe den Eindruck, dass die Spanier, Italiener, Franzosen, Polen und Tschechen da deutlich dynamischer oder gar wagemutiger sind. Wir brauchen mehr Feuerlands. :)


    Und irgendwo geht die Relevanz von Deutschland als Absatzmarkt halt schon einher mit der Relevanz von Deutschland von der Autoren-/Verlagsseite her.